Frage an Gerhard Schick von Rembert C. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Schick,
leider sind sie auf die Fragen der "FFT" der Finanztransaktionssteuer, auch "Tobin Tax" oder identisch dem Gründungsrund von ATTAC nicht eingegangen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Finanztransaktionssteuer
Da steht, der Finanzsektor wurde in der Krise mit 4600 Milliarden unterstützt und die Steuer sollte nun 50 Milliarden pro Jahr einbringen.
Aber nicht mal das bekommt man gegen die Finanzlobby hin.
In Deutschland werden so jährlich auf 17 bis 36 Milliarden Einnahmen verzichtet.
Das Thema hängt seit vier, sechs 16 oder 45 Jahren je nachdem wie man rechten.
Warum schafft das Frankreich und viele andere Länder und hier in Deutschland wird es blockiert.
Hier in Deutschland scheinen die 5% - 8% Aktionäre, die es gibt und davon auch nur der kleine Teil der Vielfach- oder Daytrader wichtiger zu sein, als die große restliche Masse der Bevölkerung.
SPD und Union will es. Sie wollen es angeblich.
Warum wird nicht sinnvolle Politik wie in der Mehrzahl der EU Länder für den weit überwiegenden Teil der Bevölkerung gemacht.
Kann es sein, dass das Beratungsmandat von Joschka Fischer bezahlt von der Deutschen Börse verhindert, dass auch nur ein Grüner von sich aus das Thema FFT anspricht?
Oder glauben sie es für wahrscheinlich alle Börsentransaktionen wandern sofort nach Tschechien und Dänemark ab - die einzigen Länder die FFT angeblich nicht wollen?
Dazu eine Aussage wäre gut. Warum steht es auf keinem Wahlplakat?
Geht es um zu wenig Geld?
Rembert Claßen
Sehr geehrter Herr Claßen,
zunächst, vielen Dank, dass Sie sich an mich wenden.
Im Rahmen der verstärkten Zusammenarbeit zwischen 10 Mitgliedsstaaten der EU wurde an einer Finanztransaktionssteuer gearbeitet. Dieser Prozess wurde 2013 angestoßen, nachdem ein Vorstoß für eine EU-weite FTT 2012 gescheitert war. Die Verhandlungen zur Ausgestaltung liefen seitdem. Die Berichterstattung dazu war, wie sie richtig beobachtet haben, zurückgegangen. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Fortschritte die hierbei erzielt wurden eher technischer Natur waren und tendenziell eher in wenigen Fachmedien aufgegriffen wurden.
Auf politischer Ebene haben die Grünen Abgeordneten dafür gesorgt, dass das Thema FTT regelmäßig im Finanzausschuss des Bundestags besprochen wurde und die Bundesregierung zum aktuellen Verhandlungsstand berichtet.
Auch wenn bei den Verhandlungen wichtige Fortschritte erzielt wurden, gingen diese insgesamt nur sehr schleppend voran.
Trotz der Bekenntnisse aus dem Bundesministerium der Finanzen sich bei den Verhandlungen für die Finanztransaktionssteuer einzusetzen, hatten wir immer öfter den Eindruck, dass es sich hierbei nur um Lippenbekenntnisse handelt. Der langsame Fortschritt hängt sicherlich auch mit den jeweiligen Interessen der nationalen Finanzindustrien und deren Lobbyarbeit zusammen.
Zu unserem großen Bedauern wurden jedoch die Pläne für eine europäische Finanztransaktionssteuer vorerst wohl aufgeschoben, da Frankreich darum gebeten hat, zunächst abzuwarten und die Folgen des EU-Austritts Großbritanniens genauer abzuschätzen.
Wir teilen Ihre Einschätzungen über die positiven Wirkungen einer Finanztransaktionssteuer. Deshalb steht die Finanztransaktionssteuer auch als Ziel in unserem Wahlprogramm ("Den Hochfrequenzhandel werden wir mit einer Finanztransaktionssteuer und geeigneten Marktregeln ausbremsen, damit langfristig orientierte Akteur*innen am Finanzmarkt nicht geschädigt werden." (S. 191).)
Zudem haben wir auf europäischer wie deutscher Ebene jede Möglichkeit genutzt, um nachzuhaken oder bei zögerlichen Verhandlungspartnern Überzeugungsarbeit zu leisten. Das hat zusammen mit den unglaublichen vielen Unterstützerinnen und Unterstützern im zivilgesellschaftlichen Bereich die erzielten Fortschritte ermöglicht. Durch den Rückzug von Frankreich wurden zu unserem größten Bedauern die Umsetzung vorerst aufgeschoben.
Wir setzen uns weiterhin für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer in Europa ein - wie auch aus unserem Wahlprogramm zu entnehmen ist. Die Verhandlungen auf Ebene der verstärkten Zusammenarbeit sind so weit fortgeschritten, dass sie auf keinen Fall scheitern oder weiter in die Länge gezogen werden dürfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Gerhard Schick
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