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Gerhard Schick
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Frage von Lucas G. •

Frage an Gerhard Schick von Lucas G. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Schick.
Griechenland hat gestern mit seiner Rückkehr an die internationalen Finanzmärkte Staatsanleihen im Wert von 3 Milliarden Dollar zu einer Rendite von vorraussichtlich 4,95% und einer Laufzeit von 5 Jahren ausgegeben.

Das wurde von führenden Politikern bereits als großer Erfolg und als erster Schritt in die richtige Richtung bezeichnet, jedoch bereits mit kleineren Bemerkungen, dass 2 Milliarden davon bereits genutzt werden müssen, um ein entstehendes Finanzloch durch falsche Einschätzung der Privatisierungserlöse zu decken.

Verbunden mit der immer noch kritischen Situation der griechischen Realwirtschaft sowie der Organisation der Ausgabe durch eben jene Banken, die einen großen Teil zur Finanzkrise beigetragen haben (Deutsche Bank, Goldman Sachs, Merrill Lynch, JP Morgan, etc.), stelle ich mir die Frage nach der Erfolgsaussicht dieser Maßnahmen. Diese Ansicht wird auch größtenteils innerhalb der griechischen Bevölkerung geteilt.

Daher bitte ich Sie um eine Stellungnahme zu oben beschriebener Situation, da ich mir von Ihnen als studierter Volkswirt und aktiver Politiker mit besseren Informationsquellen eine seriöse Einschätzung erhoffe.

Für Ihre Antwort vielen Dank im Vorraus.

Mit freundlichen Grüßen

Lucas Gierens

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Gierens,

in der Tat war Griechenlands Rückkehr an den Kapitalmarkt im April 2014 eher ein strategisches als ein wirtschaftspolitisches Manöver. Es handelt sich um ein fast risikoloses Geschäft zugunsten der Investoren und ist wohl vor allem wahltaktisch zu begründen: Gute Signale aus dem Krisenland vor der Europawahl sollten der konservativen Erzählung der Krise helfen.

Allerdings sei hier noch auf einen anderen Aspekt verwiesen: Eine Volkswirtschaft benötigt Referenzzinsen, die meist an der Staatsschulden festgemacht werden. Insofern erfüllen die platzierten Anleihen auch diese Funktion.

Mittelfristig glaube ich kaum, dass Griechenland um eine Umstrukturierung seiner ausufernden Staatsschulden herumkommt. Die Tragfähigkeit ist auch unter optimistischen Szenarien zweifelhaft. Anstatt für klare Verhältnisse zu sorgen und damit für das Land und potentielle Investoren wieder optimistischere Zukunftsaussichten zu schaffen, beharrt die Troika auf einem unrealistischen Konsolidierungskurs. Wichtig wäre, in Europa jetzt für mehr Investitionen zu sorgen, doch da sehe ich kaum Fortschritte angesichts der aktuellen Mehrheitsverhältnisse.

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Schick