Frage an Gerhard Schick von Claus M. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Meyer,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Teile der Analyse und Problembeschreibungen der Monetative/Vollgeld-Befürworter kann ich nachvollziehen. So halte auch ich den Rettungszwang für Großbanken, die too big to fail sind, für hochproblematisch. Die daraus resultierende Sozialisierung von Verlusten bei Privatisierung von Gewinnen ist mit den Prinzipien einer Marktwirtschaft unvereinbar und wesentliche Ursache für die Eurokrise. Auch die Kritiken an der prozyklischen Verstärkung von Konjunkturzyklen durch das Finanzsystem (mE besser: die derzeitige Finanzmarktregulierung) oder daran, dass ein Großteil der Finanzgeschäfte keinen Nutzen mehr für die Realwirtschaft aufweisen, teile ich.

Ich stimme auch darin überein, dass grundsätzliche Veränderungen am Finanzsystem notwendig sind, um nachhaltig Stabilität schaffen zu können. Ich möchte diese Stabilität aber vor allem durch eine grundlegende Änderung unseres Finanzsystems erreichen, weil ich dort die Hauptursache sehe.

Ich meine, dass
- zur Lösung der too big to fail-Problematik u.a. ein Abwicklungs- und Restrukturierungsregime auf europäischer Ebene nötig ist, damit nicht länger die europäischen SteuerzahlerInnen für das Scheitern von Banken, sondern deren Eigentümer und Gläubiger haften müssen
- Finanzmärkte effizienter reguliert und beaufsichtigt werden müssen
- eine Schuldenbremse für Banken (leverage ratio) in Form einer absoluten Untergrenze des Eigenkapitals eingeführt werden muss, bei welcher die gesamten Risiken einer Bank eingerechnet werden,
- Gehälter und Boni ab 500 000 € nicht mehr gewinn- und steuermindernd berücksichtigt werden dürfen

Weitere und ausführliche Positionen von mir und meiner Fraktion zur Regulierung der Finanzmärkte können Sie hier nachlesen: http://www.gerhardschick.net/index.php/standpunkte/positionspapiere .

Über Ihr Interesse würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Schick