Frage an Gerhard Schick von Claus E. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Schick!
Was halten Sie von der Idee einer "Monetativen"?
s.u.a. de.wikipedia.org
Auszug: "Joseph Huber fordert eine Reform der Geldschöpfung, weil er darin die langfristig wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung gegen gemeinwohlschädigende Spekulationsexzesse an Finanzmärkten sieht. Diese bestehe darin, die multiple Geldschöpfung durch die Banken zu beenden, um die prozyklisch überschießende Expansion und Kontraktion des Geldangebots zu unterbinden, und zu ersetzen durch eine verstetigte, an der Realwirtschaft orientierte Geldmengenpolitik [4]. Dazu müsse eine eigenständige vierte Staatsgewalt, die Monetative, neben Legislative, Exekutive und Judikative eingerichtet werden. Es käme zu einer lückenlosen Wiederherstellung der staatlichen Finanzprärogative, was das Währungsmonopol, das Steuermonopol, das vollständige Geldregal sowie den ungeschmälerten Geldschöpfungsgewinn (Seigniorage) zugunsten der öffentlichen Hand einschließt [1]."
Ich freue mich Auf Ihre Antwort!
Herzliche Grüße,
Ihr
Sehr geehrter Herr Eutin,
die aktuelle Debatte um das Vollgeld, die an Irving Fishers 100%-Money anknüpft, verfolge ich sehr aufmerksam. Sie kennen sicherlich auch das kürzlich dazu veröffentlichte, sehr interessante Arbeitspapier des IWF (www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12202.pdf).
Meiner Meinung nach ist die Deregulierung der Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten die Hauptursache für die Verwerfungen, die wir jetzt erleben. Ob Vollgeld die Exzesse auf den Finanzmärkten tatsächlich hätte vermeiden können, ist zumindest unklar, da diese sich in der nicht-monetären, spekulativen Sphäre abspielen. So weist auch der IWF in dem oben genannten Papier auf die Gefahr von ‚near-monnies‘ hin, also dass einfach neue Paare von Forderungen und Verbindlichkeiten geschaffen werden, die nicht als Geld umlaufen und so auch nicht vom Vollgeld begrenzt würden. Darüber hinaus bleibt fraglich, ob die Notenbanken beim Vollgeld nicht eine viel zu starke Stellung im Gesamtgefüge bekommen. Denn sie würden ja letztlich die gesamte Kreditvergabe quantitativ steuern. Wie kann in einem solchen System gewährleistet werden, dass Kredite auch wirklich ‚gesellschaftlich produktiv‘ eingesetzt werden? Wie wird die optimale Geldmenge bestimmt?
Auch ich sehe Reformbedarf im Geld- und Kreditsystem, zugleich aber in diesem Zusammenhang noch eine Reihe offener Fragen.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Schick