Frage an Gerhard Schick von Arne B. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Schick,
Nach den Erfolgsversuchen von München (und eigenen Erfahrungen) würde ich gerne Ihre Meinung zu freier Software und freier Lizensierung erfahren.
Wie beurteilen Sie die Bedeutung von freier Software für Gesellschaft und Politik? Und wie schätzen Sie Ihre Möglichkeiten ein, auf die Wahl der Software in Bundesämtern (und dem Bundestag) und auf Lizenzen von Auftragsarbeiten Einfluss zu nehmen?
Haben Sie eigene Erfahrungen mit freier Software, und was ist Ihre Vorstellung dazu, wie der Bund mit freier Software umgehen sollte? Wie gliedert sich diese Vorstellung in das Grüne Gesamtkonzept ein?
Als einen kleinen Blick auf größere Zusammenhänge wüsste ich gerne noch, wie sie allgemein zur Lizensierung von öffentlich bezahlten oder geförderten Werken stehen. Wäre für Sie die Verpflichtung zur freien Lizensierung solcher Werke (nicht nur Software) eine Option?
Für mich sind Sie der geeignete Ansprechpartner, weil ich dieses Jahr in Mannheim wähle und ich gerne weiß, wie diejenigen, die ich wählen will, zu den Themen stehen, die mir wichtig sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Arne Babenhauserheide
Sehr geehrter Herr Babenhauserheide,
der Zugang zu digitalen Medien beziehungsweise zum Internet nimmt immer mehr den Charakter öffentlicher Daseinsvorsorge an. Wichtig ist aus meiner Perspektive, dass hier keine Märkte entstehen, die von Monopolen bzw. Kartellen kontrolliert werden. Freie Software leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass es nicht zu einer Marktdominanz einzelner Unternehmen kommt und sie ermöglicht einen breiten Zugang aller zu digitalen Medien. Die Politik ist angehalten diese Entwicklung vor Interessen einzelner Konzerne zu schützen.
Wir haben uns schon in rot-grüner Regierungszeit massiv für die Verwendung bzw. gegen die Diskriminierung von Open Source in Behörden des Bundes eingesetzt. Die Vorteile bei den Kosten und der Sicherheit sind deutlich spürbar. Das Auswärtige Amt, welches 2001 unter Rot-Grün mit der Nutzung von Open Source Software (OSS) begann, zieht beispielsweise eine äußerst positive Bilanz, die sie unter folgendem Link nachlesen können:
http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/AAmt/071210-IT-imAA.html . Heute
liegen die pro-Kopf-IT-Kosten dort, trotz der komplexeren Struktur des Auswärtigen Amtes, ein Drittel unterhalb des Durchschnitts für Ministerien.
Das Außenministerium ist längst nicht die einzige Behörde, die OSS nutzt. Zudem gibt es ein Kompetenzzentrum Open-Source-Software, welches zur Koordination von OSS in der Bundesverwaltung eingerichtet wurde. Durch solche Einrichtungen lassen sich in Zukunft die Hürden für freie Software weiter abbauen. Wir Grüne setzten uns auch bei der Ausschreibung von Forschungsprojekten für eine freie Lizensierung der mit öffentlichen Geldern finanzierten Forschungsergebnisse ein.
Auch ich persönlich nutze Open Source Programme, beispielsweise das E-Mail-Programm und der Browser auf den Rechnern meiner Büros. Auch diese Antwort erreicht abgeordnetenwatch.de also mit einem OSS-E-Mail-Programm.
Mit freundlichem Gruß
Gerhard Schick