Frage an Garrelt Duin von Tilman K. bezüglich Umwelt
Moin,
seit 2006 ist bekannt, daß Enercon-Chef Alois Wobben sich nicht mehr am Betrieb von Windrädern auf hoher See beteiligen will, weil das wegen Riesenwellen und anderen Unwägbarkeiten (z.B. lange Stromleitungen zum Festland) zu gefährlich sei (vgl. "Enercon beendet Windkraft-Engagement auf hoher See", Strom News 15.2.2006, http://www.igsz.eu/Enercon-Offshore_.pdf ). Immerhin ist Enercon ein Marktführer, der sich damit vom Offshore-Engagement distanziert
Wie beurteilen Sie, nimmt man Alois Wobben ernst, denn die Risiken der Offshore-Windnergienutzung angesichts dieser Gefahren?
Sollte es sich bei den Investoren von Alpha Ventus und anderen in der Deutschen Bucht etwa um ökonomische Hazardeure handeln?
Sehr geehrter Herr Kluge,
vielen Dank für Ihre Frage.
In der Erzeugung von Windenergie steckt großes Potenzial, insbesondere für die Küstenregionen. Beispiele wie die Emder Nordseewerke, wo nach Jahrzehnten des Schiffbaus nun Fundamente für Offshore-Windkraftanlagen hergestellt werden, zeigen, dass der Ausbau der Stromerzeugung durch Wind den Strukturwandel der Küstenregionen positiv beeinflussen kann.
Jedes Unternehmen muss dabei entscheiden, welche Geschäftsstrategie es verfolgt und auf welche Marktsegmente und Kernkompetenzen es sich konzentriert. Genauso wie beispielsweise Autohersteller unterschiedliche Strategien bei der Erforschung, Erprobung und Serienfertigung alternativer Antriebe verfolgen, ist dies auch im Bereich der Windenergie der Fall. Wenn die Firma Enercon sich entschließt, ihre Windkraftanlagen lediglich für die Onshore-Nutzung herzustellen, dann ist das eine völlig legitime Entscheidung, die der Unternehmensgründer Aloys Wobben auch entsprechend öffentlich begründet und vertritt.
Andererseits ist aber zu bedenken, dass die Möglichkeiten, die Erzeugung von Windkraft onshore weiter auszuweiten, begrenzt sind. Im Landkreis Aurich beispielsweise stehen bereits über 500 Windkraftanlagen - ein weiterer Zubau in erheblichem Maße würde irgendwann nur noch schwer von der Bevölkerung akzeptiert werden. Deshalb gibt es meiner Ansicht nach keine Alternative zur Erschließung neuer Windkraftkapazitäten im Offshore-Bereich, einschließlich der dafür notwendigen weiteren Investitionen etwa in einen ausreichenden Netzanschluss.
Mit freundlichen Grüßen,
Garrelt Duin, MdB