Frage an Garrelt Duin von Frank M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Merker,

vielen Dank für Ihre Frage betreffend den Umgang mit Thilo Sarrazin.

Auch ich habe im SPD-Parteivorstand für ein Parteiordnungsverfahren gegen Thilo Sarrazin gestimmt.

Man muss diese Angelegenheit sehr differenziert betrachten. Vieles von dem, was Thilo Sarrazin in seinem Buch benennt, ist durchaus richtig. Es gibt sie, die Parallelgesellschaften, die jungen Männer mit Migrationshintergrund, denen es an Respekt für Deutschland und für ihre Mitmenschen mangelt, die Familien, die von unseren Institutionen wie Schule, Polizei oder Jugendamt überhaupt nicht mehr erreicht werden.

Wir alle in der Politik sind aufgerufen, daran etwas zu ändern. Und selbstkritisch muss auch meine Partei, die SPD, einsehen, dass bei uns in der Vergangenheit in Sachen Integration nicht alles so gelaufen ist, wie es sollte. Auch wir haben uns vor Realitäten verschlossen und mahnende Worte, etwa vom Bürgermeister von Berlin-Neukölln und SPD-Mitglied Heinz Buschkowsky, teilweise ignoriert.

Deswegen kritisieren wir Herrn Sarrazin auch nicht. Wir kritisieren ihn, weil er versucht, die mangelnde Integrationsbereitschaft von Einigen mit genetischen Prädispositionen und Veranlagungen zu erklären - als seien einige Menschen rein körperlich gar nicht in der Lage, sich zu verantwortungsbewussten Bürgerinnen und Bürgern zu entwickeln. Solche rassistischen Thesen haben in der SPD keinen Platz. Hier müssen wir eine klare Linie ziehen, und deswegen muss Thilo Sarrazin sich selbst fragen, ob die SPD noch seine Partei ist, wenn er an diesen kruden Thesen festhält.

Nun werden die zuständigen Gremien in Sarrazins Berliner Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf und gegebenenfalls auch auf höheren Ebenen im Berliner Landesverband oder beim Vorstand der Bundespartei die Angelegenheit prüfen. Herr Sarrazin wird wie in ähnlichen Fällen zuvor auch ein faires Verfahren bekommen.

Mit freundlichen Grüßen

Garrelt Duin