Gabriele Hiller-Ohm
Gabriele Hiller-Ohm
SPD
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Frage von Gerhard R. •

Frage an Gabriele Hiller-Ohm von Gerhard R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Hiller-Ohm,

Afghanistan: Soldat lebenslänglich gelähmt.

In Afghanistan abgeknallt: Soldat Luca! Kein Opfer, kein Held ... - Blick
www.blick.ch/news/ausland/soldat-luca-kein-opfer-kein-held-id1845417.html
14. Apr. 2012 – Kerngesund und voller Optimismus geht Luca Barisonzi mit 18 zur Armee. Mit 20 schiesst ihn ein Afghane in den Hals. Jetzt ist der Grenadier ..

Daraus: Neun Monate liegt er in Mailand im Spital. Er begreift dort, daß er die Glieder nie mehr bewegen kann. Wut kennt er nicht, eher Scham. "Ich hatte das Gefühl, aus Afghanistan zu flüchten, die Kameraden im Stich zu lassen, ein Deserteur zu sein", sagt er. Dabei hat er doch seine Jugend geopfert, seine Beine, den Tanz mit Frauen, das normale Leben. "Ich bin kein Opfer", wehrt er ab. "Ich habe nur meine Pflicht getan".

Trotz der Erschütterung über das Schicksal des Soldaten frage ich Sie:

Geht es bei Auslandseinsätzen um Pflichterfüllung oder erfüllt man dann seine Pflicht, wenn man kritisch über alle Argumente nachdenkt? Was wird nach Ihrer Einschätzung zum Beispiel der Bundespräsident Kriegsopfern sagen, wenn sich herausstellt, daß Ziele wie Terrorbekämpfung und Menschenrechte nicht erreicht wurden oder - noch schlimmer - voraussehbar nicht erreichbar waren?

Müssen junge Menschen schon in der Schule lernen, daß auch Meinungsäußerungen von Frau Merkel und Herrn Gauck kritisch zu prüfen sind?

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth

Gabriele Hiller-Ohm
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Reth,

das Schicksal des jungen italienischen Soldaten ist erschütternd, ebenso wie viele andere Schicksale auch deutscher Soldaten im Zuge des Afghanistaneinsatzes. Ich lehne den Bundeswehreinsatz in Afghanistan ab und habe in der gesamten Wahlperiode im Bundestag gegen die Anträge der Bundesregierung zur Fortsetzung des ISAF-Einsatzes gestimmt. Der militärische Einsatz der Bundeswehr war falsch und muss schnellstmöglich beendet werden. Die ursprünglichen Ziele des Einsatzes, die Sicherheit für die Bevölkerung, den zivilen Wiederaufbau und die Demokratisierung des Landes zu unterstützen, sind so nicht erreichbar. Wichtig ist nach einem Abzug der Bundeswehr jedoch, dass die afghanische Bevölkerung nicht allein gelassen wird. Die Weltgemeinschaft muss wirksame humanitäre und zivile Hilfe leisten.

Selbstverständlich ist es wichtig, dass in unseren Schulen Weltkunde vermittelt wird und dabei aktuelle politische Fragen – wie der Bundeswehreinsatz in Afghanistan – erörtert werden. Es muss Raum geschaffen werden für eine eigene, kritische Meinung der Schülerinnen und Schüler.

Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Hiller-Ohm