Frage an Gabriele Groneberg von Leander L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Groneberg,
Wie positionieren Sie sich zu dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen Länderstaatsvertrag zur Förderung der Medienbildung in Schulen? Ist zu erwarten, dass hier Gelder verfügbar gemacht werden? Und wurde an entsprechende Ausgleichsstunden für Lehrkräfte gedacht, die sich im Bereich der Medienkompetenzerweiterung engagieren möchten? Bisher sind alle Bemühungen, die an den Schulen direkt unternommen werden, für die Lehrkräfte mit Einsatz verbunden, der weder finanziell noch durch Stundenausgleich zu Buche schlägt. Daher ist es so schwer, Lehrkräfte für diese Themen zu gewinnen. Ich bin als ausgebildeter Jugendmedienschutzberater im Landkreis Vechta tätig und kenne die Materie und die Probleme sehr gut. Gerne bin ich auch zu weitergehendem Austausch bereit.
Mit freundlichen Grüßen,
Leander Linnhoff
Sehr geehrter Herr Linnhoff,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 26.03.2015 bezüglich der digitalen Medienbildung.
Der von Ihnen angesprochene Länderstaatsvertrag ist nur ein kleiner Baustein in einer umfassenden „Strategie Digitales Lernen“, auf welche sich die SPD mit der Union im Koalitionsvertrag verständigt hat. Aktuell haben die Koalitionsfraktionen dazu einen eigenen Antrag in den Bundestag eingebracht (Drs. 18/4422).
Die Vermittlung digitaler Kompetenzen an Schülerinnen und Schüler durch sachkundige Lehrkräfte ist derzeit eine der wichtigsten Herausforderungen für das deutsche Bildungssystem. Aktuelle Studien wie der „D21-Digital-Index 2014“ liefern bereits erste Warnsignale. So werden nur 37% der Bevölkerung in ihrem Umgang mit den neuen Medien als „digital souverän“ eingeschätzt. Deutsche Achtklässler haben im internationalen Vergleich nur mittelmäßige Computer-Kompetenzen und bundesweit besteht erheblicher Nachholbedarf bei der Förderung und Ausgestaltung digitaler Bildungsangebote.
Digitale Bildung muss also verstärkt Eingang in die Lehrpläne finden und an den Schulen muss es dafür die entsprechende Infrastruktur geben. Deshalb setzt sich die Koalition dafür ein, die Finanzierung von digitalen Endgeräten für Bildungszwecke zu erleichtern und auch außerschulische Innitiativen wie „Ein Netz für Kinder“ zu unterstützen.
Für uns als Sozialdemokraten ist es wichtig, dass auch Kinder aus den sozial schwächeren Milieus Zugang zu Digitaler Bildung bekommen. Hierbei spielt die Ausstattung der Schulen die Schlüsselrolle. Eine flächendeckende Breitbandversorgung für alle Schulen wird daher angestrebt.
Darüber hinaus gilt es, das Urheberrecht dahingehend zu reformieren, dass die Lehrerinnen und Lehrer auch tatsächlich die großen Datenräume des Internets nutzen können. Die Nutzung von freien Lern- und Lehrmaterialien (Open Educational Resources) muss deutlich ausgeweitet werden. Hiervon profitieren nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer bei der Vorbereitung des Unterrichts.
Angesichts dieser Herausforderungen lautet die Konsequenz für die SPD-Fraktion: mehr Investitionen. Wir schlagen deshalb vor, von 2016 an jedes Jahr 60 Millionen Euro für Digitale Bildung in Schulen, Hochschulen und in der beruflichen Bildung aufzuwenden. Damit könnte die Bundesregierung angemessen auf den immens gewachsenen Bedarf reagieren.
Da der Bund wegen der Kulturhoheit der Länder und des Kooperationsverbots im Schulbereich nur begrenzte Möglichkeiten hat, regen die Fraktionen den Abschluss eines Länderstaatsvertrages an. Die SPD-Bundestagsfraktion wirbt darüber hinaus weiter dafür, das Kooperationsverbot für alle Bildungsbereiche abzuschaffen.
Ich hoffe, Ihnen einen guten Eindruck von unseren Anstrengungen zur Förderung der Digitalen Bildung gegeben zu haben. Konkrete Auswirkungen auf die einzelnen Lehrkräfte kann ich Ihnen jedoch nicht schildern, da dies eindeutig in der Kompetenz der Länder liegt.
Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Groneberg