Frage an Gabriele Conrad von Wolfgang A. bezüglich Familie
Liebe Frau Conrad,
wie stehen sie zur Rente mit 67 und was halten sie davon, dass überlegt wird, das Rentenalter auf 69 oder 70 Jahre zu erhöhen. Wäre es nicht viel sinnvoller, das rentenalter zu kürzen und die Arbeitsplätze mit jüngeren Menschen zu besetzen?
Sehr geehrter Fragesteller,
ich stimme Ihnen da voll und ganz zu. Wenn man der Statistik in dem folgenden Link glauben darf, so ist vom Jahr 2003 bis zum Jahr 2007 der Anteil der Beschäftigen von 55-64 Jahren an der Gesamtbeschäftigtenzahl von knapp 39% bis über 51% gestiegen. http://de.statista.com/statistik/daten/studie/17133/umfrage/deutschland:-beschaeftigungsquote-55-64-jahre/
Das heißt, wenn man, wie die MLPD fordert, das Rentenalter für Männer auf 60 und für Frauen auf 55 Jahre senkt, mindestens 25% aller Arbeitsplätze neu besetzt werden müssten!Das wären wirkliche Beschäftigungsmaßnahmen! Statt dessen wird die Jugend mit Hartz IV in Leiharbeit und Niedriglohnjobs, in schulische Warteschleifen, unbezahlte Praktikas und 1 Euro Jobs gepresst.
Inzwischen träumen Politiker und Monopole von der Heraufsetzung des Rentenalters auf 69 Jahre. Welch ein Wahnsinn! Erreichen doch heute schon viele Leute nicht mehr das Rentenalter oder müssen wegen Krankheit früher in Rente gehen. Das zieht dann sogenannte Rentenabschläge nach sich, besser würde man es wohl als Rentenklau bezeichnen. Denn das ist ja der Sinn des Ganzen. Jedes Jahr längere Lebensarbeitszeit bedeutet Einsparungen für Rentenzahlungen aus der Rentenkasse,darüber hinaus kann sich der Staat freuen, dass viele leute, die lange Arbeitszeit nicht durchhalten, und deshalb früher in Rente gehen werden. Na, schon wieder etwas gespart!
Für all das muss das Argument vom demografischen Faktor herhalten.Ein geschickter Schachzug. Glaubt man doch erst einmal dass da was dran sein muss. Die Menschen werden immer älter und es gibt immer niedrigere Geburtenzahlen. Was dabei aber völlig außer Acht gelassen wird ist doch, dass die Produktivität dieser Gesellschaft inzwischen derart gestiegen ist, dass wir es uns leisten können, dass Millionen Menschen arbeitslos, unterbeschäftigt oder teilzeitbeschäftigt sind. Das bedeutet also, dass die gesellschaftlich notwenige Zeit die Produkte und Dienstleistungen zu erarbeiten, die diese Gesellschaft braucht, immer niedriger wird. Also könnten wir es uns doch immer besser leisten, dass alle Menschen gut versorgt und in Würde und Wohlstand alt werden können.
Weit gefehlt. Da haben wir nämlich die Rechnung ohne die Profitgier der Konzerne gemacht.Ihnen ist es nämlich zu verdanken, dass große Teile der Rentenkasse für andere Aufgaben zweckentfremdet werden "mussten" da die Staatshaushalte immer weniger Steuern von den großen Monopolen erhalten. So findet man unter folgendem Link: http://www.rentenreform-alternative.de/versichfremd.htm den erstaunlichen Sachverhalt: "Über 600 Milliarden Euro wurden seit 1957 von den Beiträgen der Rentenversicherten für "versicherungsfremde Leistungen" verwendet. Die jährlichen "Bundeszuschüsse" sind dabei schon berücksichtigt. Sie sind auch heute noch niedriger als die jährlich aus der Rentenkasse gezahlten "versicherungsfremden Leistungen". Dabei sollten die "Bundeszuschüsse" nicht nur (s. unten, P.10) dem Ausgleich versicherungsfremder Leistungen dienen!
Eine eindeutigegesetzliche Abgrenzung und Ausweisung der versicherungsfremden Leistungen ist längst überfällig. Ihr Ausbleiben fördert die Manipulation der Rentenkasse durch die Politik. Ob unter der Regierung Kohl, Schröder oder Merkel, oft wurde und wird auf die hohen "Bundeszuschüsse" verwiesen, ohne die noch höheren versicherungsfremden Leistungen zu erwähnen, die der Rentenkasse entnommen werden. Das erleichtert Leistungskürzungen und Rentenniveau-Senkungen als "notwendige Reformen" darzustellen. Das sind also die wirklichen Gründe und nicht der sogenannte demografische Faktor!
Darüberhinaus fordert die MLPD die Festsetzung einer staatlichen Mindestrente unabhängig von der persönlichen Berufstätigkeit. Wenn ein Mensch ein bestimmtes Alter erreicht hat, dann hat er nämlich das Recht einen menschenwürdigen Lebensabend zu genießen. Die Altersarmut wird aber in Zukunft sprunghaft anwachsen. Was schon zum einen Teil die ausbleibenden Rentenerhöhungen - trotz guter Konjunktur der letzten jahre -nicht geschafft haben, wird dann die Politik durch die zunehmende Besteuerung der Renten übernehmen:
Bis zum Jahr 2020 erhöht sich der Teil der zu versteuernden Rente für jeden Rentnerjahrgang um jährlich zwei Prozentpunkte auf 80 %, 2007 sind also 54 % zu versteuern.Nach 2020 steigert sich der Betrag jährlich um einen Prozentpunkt, um im Jahr 2040 den Wert von 100 % zu erreichen (Artikel 1 Nummer 11 AltEinkG, § 22 Nummer 1 Satz 3 EStG neue Fassung).
Das bedeutet, die Rente wird nun bis zum Jahr 2020 immer weniger.Aber auch heute sind schon insbesondere Frauen aufgrund ihrer kürzeren Berufstätigkeit von Altersarmut betroffen. Das wirft ein Schlaglicht darauf, wie der Kapitalismus mit Menschen umgeht, die er nicht mehr für den Produktionsprozess gebrauchen kann.Er speist sie mit Almosen ab, während die Monopole gleichzeitig märchenhafte Gewinne machen können. Meiner Meinung nach ist das ein einziges Armutszeugnis dieses Systems.
Wenn ich diese Sätze schreibe, werde ich richtig wütend.
Dieser Rentenklau (Gelder die die arbeitende Bevölkerung jahrzehntelang eingezahlt hat) wird dann der Bevölkerung noch unter dem Stichwort demografischer Faktor verkauft. Hier wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Als ob wir uns die alten Menschen nicht leisten könnten! Was ein Segen der Menschheit ist: dass Menschen immer älter werden, die Medizin immer besser mit Krankheiten umgehen kann, wird im Kapitalismus angeblich zu einer ungeheuren Bürde.
Heute morgen habe ich in Oberreut meine Kandidatenkarten gesteckt. In einem Hochhaus öffnete mir eine alte Frau. Sie schimpfte auf die Politiker, die wären doch alle gleich. Recht hat sie einerseits: die Politiker, die sie kennt haben in den vergangenen Jahren den Anstand gegenüber den alten Menschen verloren.Sie bekommen bestimmt eine höhere Rente als 400 Euro im Monat. Ich habe der Frau von uns erzählt, welche Forderungen wir haben. Sie konnte es kaum glauben. Das kann ich auch verstehen, wenn man jahrelang belogen und betrogen wird.
Sie meinte, dass die Deutschen zu wenig Mumm in den Knochen hätten, um es zu machen wie die Franzosen, die sofort auf die Barrikaden gehen würden.Die Rentner würden hier nie zusammen protestieren. Dann hab ich ihr von derMontagsdemo in Karlsruhe erzählt, und dass sie dort jeden Montag ab 17.30 am Stephanplatz hinter der Postgalerie gemeinsam mit uns gegen das Hartz IV Gesetz und Sozialkahlschlag aktiv werden kann. Es wäre doch schön, wenn ich Sie dort wiedersehen würde?
Es kommt auch darauf an, wirklich zu untersuchen, wem man seine Stimme gibt. Denn die MLPD ist eine Echte Alternative.Mit dem von uns vertretenen echten Sozialismus würden die Interessen der Menschen im Mittelpunkt stehen, und nicht immer nur Kämpfe um das ein oder andere Almosoen geführt werden müssen.
Na, das war schon eine ziemlich emotionsgeladene Antwort. Aber bei manchen gesellschaftlichen Zuständen ist es auch nicht richtig, ruhig zu bleiben.
mit freundlichen Grüßen
Gabi Conrad