Frage an Gabriele Cocozza von Bedra S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Cocozza,
Bedra Sorgec aus Ihrem Wahlkreis bittet in der Sendung "Die RadioFritzen am Nachmittag" auf Radio Fritz um Stellungnahme zu folgenden Fragen:
- Was wollen Sie dafür tun, um die manchmal jahrelange Warterei auf ein Referendariat zu verkürzen?
- Außerdem interessiert sie, wie der immer noch hohe Stundenausfall an Berliner Schulen verringert und die schlechten PISA-Ergebnisse verbessert werden sollen.
Hintergrund: Die Lehrer werden immer älter. Viele Stunden fallen aus, weil die Schulen nicht genug Personal haben. Bei der Pisa-Studie hat Berlin besonders schlecht abgeschnitten.
Trotzdem hat der Senat in den vergangenen Jahren viele Referendariatsplätze gestrichen.
Und so gibt es mehrere tausend junge angehende und fertig studierte Lehrer, die gerne den "schullaufbahn-vorbereitenden Dienst“, so nennt sich das Referendariat in der Behördensprache, beginnen würden.
Original-Beitrag auf Radio Fritz
Mit freundlichen Grüßen
Radio Fritz (i. A. von Bedra Sorgec)
Sehr geehrte Frau Sorgec
Je mehr ich mich mit dem Thema Bildung beschäftige, desto mehr steigt meine Empörung. Und es kommen Lehrer auf der Strasse zu mir, die sagen, „ich habe immer was anderes gewählt, Ihr Konzept ist gut! Helfen Sie uns und den Kindern, so geht es nicht mehr weiter …“
Wie sieht die derzeitige Situation aus: Schüler, die demonstrieren, damit sie ihren Unterricht erhalten, über Jahre gestrichene Lehrer- und Referendarstellen, 900 dauerkranke Lehrer, Reformen an den Grundschulen, ohne die Voraussetzungen für die Umsetzung zu schaffen, Diskussion um unser gegliedertes Schulsystem, Schlusslicht im Bildungsvergleich „Pisa“, zunehmender Bürokratie – und Verwaltungsaufwand an den Schulen, zunehmende Gewalt auf den Schulhöfen und noch so viel mehr – und alles zu Lasten unserer Kinder .
Wie können die derzeit politisch Verantwortlichen dabei noch schlafen?
Die Probleme drängen und schreien nach tief greifenden Lösungen.
Die CDU hat in ihrem Wahlprogramm und in zusätzlichen Konzepten viele Vorschläge erarbeitet, die sowohl sofort, als auch schrittweise die derzeitige Situation ändern werden.
So werden sofort 200 Lehrer, auch junge Lehrer eingestellt. Es erfolgt keine weitere Streichung von Lehrerstellen, obwohl die Schülerzahl zurückgehen wird. Das Problem der 900 dauerhaft kranken Lehrer muss sofort gelöst werden, um weiteren Unterrichtsausfall bzw. dauerhaft fachfremde Vertretungen nicht mehr zu zulassen. Wir werden endlich Schluss machen mit dem ständigen Personalkarussell an den Schulen und den Schulen endlich die so dringend benötigten verlässlichen Rahmenbedingungen geben. Hierzu zählt auch ein deutlich höherer Einsatz (auch qualitativ) von Referendaren, um deren abschließende Ausbildung zu gewährleisten. Es darf nicht sein, dass Referendare als Vertretungslehrer missbraucht werden, denn sie sind „noch“ in der Ausbildung, müssen hierzu angeleitet und betreut werden.
Schulreformen dürfen nicht wie bisher weit ab der Realität besprochen, konzipiert und beschlossen werden. Die Lehrer müssen unbedingt in Planung und Durchführung von notwendigen Reformprozessen einbezogen werden. Hierzu bedarf es den ständigen Dialog, denn die Lehrer sind die Profis und erleben den Alltag an den Schulen.
Gleichzeitig müssen verpflichtende Fortbildungsprogramme orientiert am Unterrichtsalltag für die Lehrkräfte erfolgen.
Ich frage mich in letzter Zeit sehr häufig, wenn Berlin bundesweit fast die höchsten Pro-Schülerkopf Ausgaben hat, wo bleibt das Geld? Das gilt zu untersuchen und gleichzeitig muss von den Ländern gelernt werden, die weit weniger Geld ausgeben und damit eine höhere Schulqualität im Pisa-Vergleich erzielen.
Dennoch hat Berlin sehr viel Spezifisches. Der hohe Migrationsanteil an Schülern stellt Anforderungen, die künftige Politik herausfordert. In Berlin Mitte schließen sage und schreibe nur 2% aller Jugendlichen mit Migrationshintergrund erfolgreich eine Ausbildung ab.
Was tun! Hierzu zählt „Deutsch auf den Schulhöfen“ genauso wie gezielter Sprachförderunterricht. Schule beginnt in der Vorschule – diese muss unbedingt wieder eingeführt werden und zwar kostenfrei! Für Kinder ohne Deutschkenntnisse sollte die Teilnahme Pflicht sein. Zu meinen Vorstellungen gehört auch eine qualifizierte Hausaufgabenbetreuung in der Grundschule, damit alle Kinder die Chance erhalten, die sie verdienen.
Schule muss wieder ein Hort der Neugier, des Lehrens und des Lernens werden. Deshalb muss an Berliner Schulen wieder sicher und gewaltfrei gelernt werden dürfen.
Wir setzen auf ein konsequentes Konfliktmanagement in Zusammenarbeit mit Jugendhilfe, Polizei und Sozialarbeiter unter Einbeziehung der Eltern. Wenn Eltern sich hier ausschließen, dann sollte statt dem jetzigen Schmusekurs deutlich Schranken gezeigt werden. Wir verfügen über ein ausreichendes gesetzliches Regelwerk, nur anwenden muss man es!
Wir wollen wieder Schulen, die leistungs- und werteorientiert sind und individuell fördern. Liebevolle Konsequenz, das brauchen unsere Kinder, um sich zu recht zu finden, um zu lernen und ihr Leben erfolgreich zu meistern. Dafür muss die Schule unsere Kinder fit machen und sie zur Ausbildungs- und Hochschulreife befähigen. Dafür brauchen wir qualifizierte und motivierte Lehren, vielleicht in der jetzigen Phase mehr, damit wir retten, was zu retten ist.
Leidenschaftliche Grüße
Ihre
Gabriele Cocozza