Frederik Hintermayr
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Frage von Michalea H. •

Frage an Frederik Hintermayr von Michalea H. bezüglich Gesundheit

Lieber Herr Hintermayr,

als Betroffene frage ich die verantwortlichen Politiker in unserem Land: Warum wird die Ursachen-Forschung der MS nicht von öffentlicher Hand ausreichend und nachhaltig gefördert? Warum sind Drittmittel aus der Industrie erlaubt? Ist es gerecht, dass ich als (junge, 28 jährige) chronisch Erkrankte auf das Vermögen meiner Eltern angewiesen bin?

Ich danke Ihnen für Ihre Antwort und wünsche mir von Ihnen, dass Sie als Abgeordneter im Bundestag zum Sprachrohr der chronisch Kranken werden.

Herzlichst Ihre Michaela H.

Frederik Hintermayr
Antwort von
DIE LINKE

Liebe Frau H.,

vielen Dank für Ihre Fragen. Ich kann verstehen, dass Sie sich von der aktuellen Politik im Stich gelassen fühlen. Wir brauchen endlich ein grundsätzliches Umdenken bei der Pharmaforschung. Wir wollen nichtkommerzielle Forschung mit 500 Millionen Euro pro Jahr aus Bundesmitteln finanzieren und so deutlich stärken. Momentan bestimmen überwiegend Konzerne, was beforscht wird, wer die Ergebnisse und Studienprotokolle einsehen kann und hält nicht zuletzt die Patentrechte und andere geistige Eigentumsrechte. Damit bestimmen sie nach wie vor, welche neuen Präparate auf den Markt kommen und können maßgeblich den Preis diktieren. Die Öffentlichkeit zahlt jedoch die Pharmaforschung ohnehin, sei es über die Arzneimittelpreise oder, etwa in der Grundlagenforschung, direkt über öffentliche Forschungsinstitute. Sie hat trotzdem nur wenig Mitbestimmungsrechte, sondern muss versuchen, über Zulassungs- oder Erstattungsauflagen Einfluss zu nehmen.

Wir wollen, dass hier über neue Wege nachgedacht wird, etwa Zulassungen in öffentlicher Hand, eine Forschungsabgabe der Industrie anhand der Marketingausgaben oder auch ein großer Forschungsfonds, aus dem eine bedarfsgerechte, transparente und qualitativ gute Forschung aus Industrie- und öffentlichen Mitteln finanziert wird. Entscheidend ist, dass Forschung öffentlich gestaltet werden kann und nicht kommerzielle Interessen darüber entscheiden, was beforscht wird und was nicht.

Aus meiner Sicht ist es absolut nicht gerecht, dass Sie als chronisch Kranke auf finanzielle Ressourcen Ihrer Familie angewiesen sind. Ich sage: Eine Gesellschaft muss dazu in der Lage sein, auch Menschen, die nicht oder nicht voll am Erwerbsleben teilnehmen können, menschenwürdig und als selbständiges Individuum zu behandeln. Wir fordern eine bedarfsgerechte Mindestsicherung in Höhe von 1050 Euro und Sonderbedarfe für chronisch Kranke oder Menschen mit Behinderungen. Bei Bedarf, um beispielsweise behindertengerecht wohnen zu können, benötigt es dringend ein zusätzliches Wohngeld und eine Ausweitung der Freibeträge.

Als gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger würde ich mich natürlich freuen, im Bundestag ein Sprachrohr für chronisch Kranke zu sein. Doch dazu brauchen wir bei der Wahl im September jede Stimme. Sind Sie dabei? Ich freue mich darauf von Ihnen zu hören und wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.

Herzlichst
Ihr
Frederik Hintermayr