Frage an Franziska Stier von Dennik B. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Stier,
Wie stehen Sie zur Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinshaften mit der traditionellen Ehe?
Im Hinblick auf Ihre Antwort für Herrn Radtke: Ist es ihr Ernst, wenn Sie der "westlichen" (wohl eher nördlichen?) Welt die Schuld des Kolonialismus vorwerfen, jedoch die Pflicht zur Wiedergutmachung, (d.H. letztendlich Hilfe für die Bevölkerung) verneinen? Insbesondere im Darfur-Konflikt, der laut UNO schlimmsten humanitären Krise, stellt sich die Frage: wem sollen humanitäre Hilfsmaßnahmen zugute kommen? Den mordenden Rebellentruppen? Anderenfalls, wie sollen solche Programme vor der Unzufriedenheit solcher paramilitärischer Truppen geschützt werden?
Sie selbst sprechen dort auch vom "unverantwortliche[n] Verhalten der westlichen Industrieländer in der Klimapolitik". Was ist Ihnen wichtiger: Die Abkehr vom Öl zugunsten regenerativer Energien oder der Ankauf von Öl aus der Darfuregion um die "Einnahmen der lokalen Bevölkerung zugute kommen" zu lassen?
Wie verträgt sich Ihre Unzufriedenheit mit der Macht wirtschaftlich starker Länder, wie z.B. den USA mit Ihrer Wertschätzung der UNO, welche diesen Geberländern, z.B. Russland und China besondere Macht einräumt? Was macht die UNO in Ihren Augen besser als die sog. G8?
Ich bemerke ein deutlich erhöhtes Interesse an Ihren Ansichten im Gegensatz zu denen z.T. deutlich bekannterer Kandidaten. Wie viele der Fragen, in denen Sie Ihre Agenda darlegen können, haben Sie, bzw. Menschen aus Ihrem Umfeld geschrieben? Sollten dies erwartungsgemäß keine sein: Wie erklären Sie sich das Interesse?
Mit freundlichem Gruß,
Dennik Bull
Sehr geehrter Herr Bull,
im Folgenden finden Sie meine Antworten auf Ihre Fragen:
„Wie stehen Sie zur Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinshaften mit der traditionellen Ehe?“
Selbstverständlich setzte ich mich für eine Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften mit der traditionellen Ehe ein. Wobei ich der Meinung bin, dass die Ehe als patriarchale Institution überholt ist. Wer heiraten möchte, soll dies tun. Steuerbevorteilung gegenüber eheähnlichen Lebensgemeinschaften lehne ich allerdings ab. Soziale Sicherheit (bspw. bei der Krankenversicherung) muss für alle da sein, auch für eheähnliche Lebensgemeinschaften, gleich welcher Konstellation, wenn ein Partner/eine Partnerin ALG II bezieht und der/die andere ein durchschnittliches Gehalt erhält.
„Im Hinblick auf Ihre Antwort für Herrn Radtke: Ist es ihr Ernst, wenn Sie der "westlichen" (wohl eher nördlichen?) Welt die Schuld des Kolonialismus vorwerfen, jedoch die Pflicht zur Wiedergutmachung, (d.H. letztendlich Hilfe für die Bevölkerung) verneinen? Insbesondere im Darfur-Konflikt,der laut UNO schlimmsten humanitären Krise, stellt sich die Frage: wem sollen humanitäre Hilfsmaßnahmen zugute kommen? Den mordenden Rebellentruppen? Anderenfalls, wie sollen solche Programme vor der Unzufriedenheit solcher paramilitärischer Truppen geschützt werden?“
Ich verneine die Hilfe für die Bevölkerung nicht. Ich sage lediglich, dass Krieg keine Hilfe ist. In Kriegen mordet mehr als EINE Partei. Die Leidtragenden sind nicht die Verursacher, nicht der Terrorist oder Diktator der seine Truppen befehligt, sondern die Bauern, die Kinder, die Völker. Ich sehe keinen Widerspruch zwischen der Aussage der Uno, dass der Darfur-Konflikt die schlimmste humanitäre Krise ist, und der Aufstockung der humanitären Hilfsmaßnahmen.
Gleichzeitig finde ich es merkwürdig, ein Land als Kolonie zu begreifen und die Menschen unter schlimmsten Bedingungen auszubeuten und das Niedermetzeln des gleichen Volkes Jahre später als Wiedergutmachung zu begreifen.
„Sie selbst sprechen dort auch vom "unverantwortliche[n] Verhalten der westlichen Industrieländer in der Klimapolitik". Was ist Ihnen wichtiger: Die Abkehr vom Öl zugunsten regenerativer Energien oder der Ankauf von Öl aus der Darfuregion um die "Einnahmen der lokalen Bevölkerung zugute kommen" zu lassen?"
Selbstverständlich die Abkehr vom Öl. Von Öl wurde noch niemand satt. Gleichzeitig kommt die Förderung des Öls kaum der Bevölkerung zugute. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die in weniger als 50 Jahren ihre Heimat aufgrund der Klimaerwärmung verlieren werden.
„Wie verträgt sich Ihre Unzufriedenheit mit der Macht wirtschaftlich starker Länder, wie z.B. den USA mit Ihrer Wertschätzung der UNO, welche diesen Geberländern, z.B. Russland und China besondere Macht einräumt? Was macht die UNO in Ihren Augen besser als die sog. G8?“
Acht Staaten, die sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Vormachtstellung in der Welt jährlich zu informellen Runden zusammen setzen und über das Schicksal der Welt diskutieren, haben für mich keinerlei demokratische Legitimation. Den G8 geht es nicht um Friedenssicherung und Völkerrecht, nicht um Klimaschutz und Lebenssicherung. Es geht um Profitmaximierung und wirtschaftliche wie politische Vormachtstellung in der Welt. Die Gipfeltreffen sind kein demokratisches Organ, sondern vielmehr eine Runde von selbsternannten Wirtschaftsweisen und Lobbyisten.
Die UNO hingegen besteht aus 192 Staaten deren oberstes Ziel die Sicherung des Weltfriedens, die Einhaltung des Völkerrechts und den Schutz der Menschenrechte ist. Mit Sicherheit habe ich auch Kritik an einigen Entscheidungen der UNO. Gleichzeitig gibt es keine Institution die eine höhere demokratische Legitimation zur Durchsetzung des Völkerrechts hat, als diese.
„Ich bemerke ein deutlich erhöhtes Interesse an Ihren Ansichten im Gegensatz zu denen z.T. deutlich bekannterer Kandidaten. Wie viele der Fragen, in denen Sie Ihre Agenda darlegen können, haben Sie, bzw. Menschen aus Ihrem Umfeld geschrieben? Sollten dies erwartungsgemäß keine sein: Wie erklären Sie sich das Interesse?“
Nach Beantwortung einer Frage stellte sich tatsächlich heraus, dass ich eine der Personen die mir eine Frage gestellt hat, kenne. Als dankbare Frage, zur Darlegung meiner Positionen habe ich diese jedoch nicht verstanden.
Bisher halte ich das Interesse an meiner Person für durchaus im Rahmen der Normalität. DIE LINKE ist eine recht junge Partei, die Perspektiven aufzeigt aber auch von vielen Seiten sehr kritisch beleuchtet wird. Wir zeigen abseits von Massenentlassungen und Sozialkürzungen Wege aus der Krise auf. Das scheint für viele Menschen unglaubwürdig, da man ihnen seit Jahren erklärt, dass bestimmte Lebensstandards nicht mehr möglich seien. Doch nur weil eine Lüge oft genug wiederholt wird, ist sie noch lange nicht wahr.
Auch unsere antimilitaristischen Positionen sind für viele aufgrund verzerrter Berichterstattung über weltweite „Konfliktlösungen“ nicht nachvollziehbar.
Schlussendlich spielt aber auch der Fakt hinein, dass ich im Internet sehr präsent bin. Auf StudiVZ, Facebook, Twitter und Wahl.de stolpern viele Menschen über meine Profile.
Beste Grüße
Franziska Stier