Entscheidungsfreiheit über eigenen Körper auch bei Impfungen?
Sehr geehrte Frau Mascheck,
die Jugendorganisation Ihrer Partei wirbt mit dem Spruch "My body, my choice" ("Mein Körper, meine Wahl", z.B. hier: https://www.jusos-niedersachsen.de/gleichstellung/) für eine weitere Liberalisierung der Abtreibung. Würden Sie diese Devise auch bei der aktuellen Debatte um eine Impfpflicht gelten lassen?
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Frage bezüglich des Statements der Jungsozialisten (Jusos) Niedersachsen. Gerne antworte ich Ihnen als sächsisches Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion.
Ich begrüße die Losung „My body, my choice“ als wichtigen Leitfaden für alle Belange, die die medizinische Versorgung von Frauen betrifft. Es stellt die Forderung auf, Entscheidungen für sich selbst treffen zu können.
Allerdings ist eine Gleichsetzung dieses wichtigen frauenpolitischen Anliegens mit der derzeit diskutierten, allgemeinen Impfpflicht gegen die Varianten des Covid-19-Viruses nicht geboten. Das liegt allein schon daran, dass eine Entscheidung für die Impfung nicht nur zum Schutze der eigenen Person geeignet ist, sondern auch eine Entscheidung für den Schutz der Gemeinschaft darstellt – insbesondere der Schutz von Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht impfen lassen können. Nur mit einer Impfung können wir schwere Krankheitsverläufe verhindern, das Gesundheitssystem vor einer Überlastung schützen und somit auch Menschenleben retten. Darum appelliere ich an jede Bürgerin und jeden Bürger, Verantwortung für unsere Gesellschaft zu übernehmen, mitzumachen und sich impfen zu lassen.
Eine allgemeine Impfpflicht sehe ich persönlich kritisch, weil ich der Ansicht bin, dass die Möglichkeiten bisher noch nicht ausgereizt wurden, für die Impfung zu werben. Wir müssen also noch viel mehr Angebote zur Impfung unterbreiten, um allen Menschen die Chance zur Impfung zu geben. Gleichzeitig müssen wir noch viel mehr über die Impfung und ihre Wirkung informieren, denn ich erlebe, dass viele Menschen zum Beispiel durch gezielte Falschmeldungen oder geänderte Impfempfehlungen der STIKO verunsichert sind, ob sie sich impfen lassen sollen.
Dass die Impfung sicher und wirksam ist, wurde bereits in vielen verschiedenen Studien belegt. Bewiesen wurde zudem, dass Geimpfte sich nicht so einfach anstecken wie Ungeimpfte. Sollten sie dennoch infiziert worden sein, so erfahren sie überwiegend milde Symptome. Außerdem ist es unwahrscheinlicher, dass Geimpfte andere Menschen anstecken. Mehr hierzu und die entsprechenden Studien finden Sie hier: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Wirksamkeit.html.
Neben Abstandhalten und Maskentragen ist die Impfung also ein zentraler Baustein im Kampf gegen den Covid-19-Virus. Ich bitte Sie daher, sich ebenfalls impfen zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen in die Drei-Flüsse-Stadt Passau
Franziska Mascheck