Frage an Franziska Eichstädt-Bohlig von Hanna B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Eichstädt,
wie wollen Sie erreichen, dass die ausländischen Eltern ihre Kinder in die KITA schicken, um Deutsch zu lernen, wenn die Eltern schon weder integrations- noch bildungswillig sind? Was ja in manchen Berliner Bezirken zu genüge der Fall ist - leider!
Sehr geehrte Frau Becker,
richtig ist, dass viele Eltern von Kindern nichtdeutscher Herkunft aus bildungsfernen Schichten kommen. Nicht richtig ist, ihnen Integrations- und Bildungsunwilligkeit zu unterstellen. Vielmehr muss diesen Eltern verdeutlicht werden, dass die Zukunftschancen ihrer Kinder in der Wissensgesellschaft mehr denn je von Bildung abhängen und dass Bildung bereits in der Kita beginnt. Das erfordert aber auch eine Ansprache, die sie verstehen können und die sie erreicht. Eltern müssen erfahren, dass die Partnerschaft mit Bildungseinrichtungen ihnen selbst und ihren Kindern ganz praktisch weiterhilft.
Wir müssen die Eltern von Kinder nichtdeutscher Herkunft als PartnerInnen für Bildung und Erziehung gewinnen und sie von Anfang in den Bildungsprozess ihrer Kinder einbeziehen – über Angebote wie Elterncafés und gegebenenfalls über direkte Ansprache - auch zur Durchsetzung der Schulpflicht - sowie durch interkulturell kompetentes Personal.
Wir wollen die Kitas und Schulen zu Kinder- und Familienzentren weiterentwickeln (dazu unser Antrag Drs.15/4393 "Mütterkurse"). Wir brauchen mehr Integrationskurse nach dem Zuwanderungsgesetz und Angebote von Migrantenverbänden (z.B. Sozial- und Schuldnerberatung) an Schulen und Kitas, um Schranken abzubauen, Kontakte zu erleichtern und die Kompetenzen der Eltern zu erweitern. Wir müssen Bildungsmöglichkeiten von Eltern (insbesondere nachgezogener Mütter) ausbauen und gezielt bewerben, Volkshochschulen gezielt und gesteuert einbinden. Die Kurse dürfen nicht auf Sprachkurse reduziert werden und brauchen daher klare Zielvereinbarungen. Sprachkenntnisse sind wesentliche Voraussetzung für den späteren Bildungserfolg und Berufschancen. Das Erlernen der deutschen Sprache ist zwingende Voraussetzung, um alle Chancen in dieser Gesellschaft nutzen zu können. Sprachdefizite müssen daher möglichst früh ausgeglichen werden - am besten noch vor Beginn der Schulzeit. Dafür wollen wir die Kitas als Bildungseinrichtungen stärken und die Aus- und Fortbildung der ErzieherInnen für bessere Sprachförderung in der Kita intensivieren Notwendig ist hier auch der Einsatz muttersprachlicher ErzieherInnen zur Förderung der sprachlichen Lernkompetenz von Kindern. Werden Sprachdefizite festgestellt, müssen gezielte Sprachfördermaßnahmen in den Kitas erfolgen. Der zusätzliche Personalbedarf der Kitas muss somit an der Anzahl von Kindern mit erhöhtem Sprachförderbedarf gemessen werden.
Wir müssen mehr in die Bildung investieren – deshalb unsere Forderung, dass wir 20 Prozent der steuerlichen Mehreinnahmen (durch Erhöhung der MWSt. etc.), die Berlin in den nächsten Jahren zu erwarten hat, in die Bildung investieren wollen - „Jeden 5. Euro mehr in die Bildung“!
Mit freundlichen Grüßen
Franziska Eichstädt-Bohlig