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Franz-Josef Jung
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Frage von Ivan T. •

Frage an Franz-Josef Jung von Ivan T. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Dr. Jung,

wir, eine studentische Arbeitsgruppe des Lehrstuhls Verwaltungswissenschaft der Universität Potsdam sind auch DAAD-Teilnehmer an einem Internationalen Masterstudiengang mit einer Russischen Universität der Völkerfreundschaft und führen im Rahmen eines Seminars "Design empirischer Fallstudien in Politik- und Verwaltungsforschung". Grundlagen der Politikfeldforschung am Beispiel ausgewählter Politikbereiche (Prof. Hucke) eine Studie zum Thema "Einfluss der Politik auf das energiepolitische Ziel der Energie(quellen)sicherheit" durch. Dabei interessieren uns besonders Fragestellungen hinsichtlich der Kooperation bzw. Zusammenarbeit Deutschlands und seiner Partner im Bereich der Erdgaslieferungen sowie der Sicherstellung der Energieversorgung. Zum Erreichen unseres Untersuchungsziels, möchten wir Sie bitten sich an unserem Projekt teilzunehmen. Dafür möchten wir Sie bitten die follgende Fragen zu beantworten:

1. Wie und mit welchen Ressourcen kann man die zukünftige Energielücke Deutschlands schließen?
2. Welche Rolle kann Erdgas spielen um diese Energielücke zu schließen?
3. Welche Vorteile und Nachteile der Schließung der Energielücken mit Hilfe des Erdgases müssen vor allem berücksichtigt werden?
4. Welche Vorteile und Nachteile der Schließung der Energielücken durch die Verstärkung der Energiepartnerschaft mit Russland müssen berücksichtigt werden?
5. Welche Optionen zur Schließung der Energielücken sind für Deutschland angesichts ihrer Ökonomie und Ökologie zu bevorzugen?

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Galdun, Alexander Gusev und Ivan Tsurkanu

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Tsurkanu,

vielen Dank für Ihre Anfrage über Abgeordnetenwatch.de vom 15. Juli 2011. Gerne bin ich bereit, die im Rahmen Ihres Projektes zur Kooperation und Zusammenarbeit Deutschlands und seiner Partner im Bereich der Erdgaslieferungen sowie der Sicherstellung der Energieversorgung gestellten Fragen zu beantworten.

1. Wie und mit welchen Ressourcen kann man die zukünftige Energielücke Deutschlands schließen?

Die Stromversorgung in Deutschland speist sich aus verschiedenen Quellen: Aus Kohle und Erdgas, Mineralöl, Kernkraft und aus den unterschiedlichen erneuerbaren Energien. Vorübergehend werden auch andere konventionelle Energieträger (Kohle und Gas) die Lücke schließen, perspektivisch werden die erneuerbaren Energien dazu in der Lage sein. Die Stromversorgung kann durch den Bau neuer Stromleitungen, neuer hocheffizienter konventioneller Kraftwerke, neuer Pumpspeicherwerke und den Ausbau erneuerbarer Energien gesichert werden.

2. Welche Rolle kann Erdgas spielen um diese Energielücke zu schließen?

Moderne, hocheffiziente Kohle- und Gaskraftwerke werden den schnelleren Übergang zu einer Stromversorgung aus erneuerbaren Energien möglich machen. Der schnelle Ausstieg aus der Atomenergie bedingt eine zügige Fertigstellung der derzeit im Bau befindlichen fossil befeuerten Kraftwerke bis 2013. Als zusätzliche Sicherheit wollen wir bis 2020 neben den bereits im Bau befindlichen Gas- und Kohlekraftwerken einen weiteren Zubau von bis zu 10 GW gesicherter Kraftwerksleistung.

3. Welche Vorteile und Nachteile der Schließung der Energielücken mit Hilfe des Erdgases müssen vor allem berücksichtigt werden?

Zunächst werden konventionelle Kraftwerke, also Gas- und Kohle-Kraftwerke, für die Versorgungssicherheit noch eine zentrale Rolle spielen; sie können zu jeder Zeit Strom liefern. Durch den Ausbau der Netze, der Nutzung von Lastmanagement, die Verbesserung der Einspeiseprognosen für Wind- und Sonnenenergie und die Entwicklung von Speichertechnologien wird auch ein überwiegend auf erneuerbaren Energien basierendes Stromsystem die Versorgung sichern.

Die Bundesregierung setzt bei Schließung der Energielücke auf erneuerbare Energien. Dabei bleibt Klimaschutz ein entscheidender Treiber. Denn an den im Energiekonzept vereinbarten Klimaschutzzielen wird festgehalten. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung soll von heute 17 Prozent des Stromverbrauchs auf mindestens 35 Prozent im Jahr 2020 steigen. Bis 2030 strebt die Bundesregierung einen Anteil von 50 Prozent an, 2040 sollen es 60 Prozent und 2050 dann 80 Prozent sein.

4. Welche Vorteile und Nachteile der Schließung der Energielücken durch die Verstärkung der Energiepartnerschaft mit Russland müssen berücksichtigt werden?

Russisches Gas spielt für die deutsche Energieversorgung schon heute eine wichtige Rolle. Wie Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel bei den deutsch-russischen Regierungskonsultationen am 19. Juli 2011 feststellte, stehe die Lieferungen in erheblichem Umfang auszuweiten, derzeit allerdings nicht zur Debatte, da das Energiekonzept der Bundesregierung vor allem auf einem verstärkten Einstieg in die erneuerbaren Energien fußt.

5. Welche Optionen zur Schließung der Energielücken sind für Deutschland angesichts ihrer Ökonomie und Ökologie zu bevorzugen?

Die erneuerbaren Energien. Sowohl der Ausbau erneuerbarer Energien als auch die Steigerung der Energieeffizienz führt zur Entwicklung neuer Produkte, neuer Technologien und neuer Exportmöglichkeiten. Deutsche Unternehmen sind in diesen Bereichen heute bereits gut aufgestellt. Sie haben beachtliche Wachstumschancen. Schon heute beschäftigt die Branche der erneuerbaren Energien rund 370.000 Menschen. Bis 2030 kann sich die Beschäftigung auf mehr als eine halbe Millionen weiter erhöhen, abhängig insbesondere von der Entwicklung der Energiepreise sowie den Exporterfolgen der deutschen erneuerbaren Energien-Branche.

Mit freundlichem Gruß

Dr. Franz Josef Jung