Frage an Franz-Josef Holzenkamp von Schabert M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Holzekamp
Ich schreibe Ihnen weil sie als Sprecher der Gentechnik aufgeführt sind.
Vielleicht können Sie Klarheit schaffen.
Ich würde gerne von Ihnen wissen, weshalb denn derzeit noch, beim Handel von Gentechnikfreim Futtermittel nicht das Verursacherprinzip gilt?
Das ganze ist ja komplett auf den Kopf gestellt.
Weltweit wird gerade mal auf 4 Prozent der gesamten Landwirtschaftlich genutzten Fläche Gentechnik angebaut. Und die Mehrkosten und den riesigen Aufwand Gentechnik frei zu wirtschaften tragen die anderen 96 Prozent. Was soll das ?
Viele Landwirte argumentieren wenn ich sie frage das Gentechnikfreies Soja etwas teurer ist und deshalb nicht angefordert wird und verwendet wird.
Aber Teurer deshalb weil ja gerade hier die Mehrkosten nicht der bzw. die Verursacher der Verunreinigung tragen.
Alle "sauber" arbeitenden Betriebe haben hier den Mehraufwand wegen ein paar kindsköpfe.!
Auf die gar nicht abschätzbaren und erkennbaren Folgeschäden für die die Verursacher nicht wirklich haften müssen (weil es ja Genehmigt und derzeit zugelassen ist) möchte ich gar nicht näher eingehen.
Und noch was wegen der Kennzeichnung.
Die Kennzeichnungspflicht hört leider beim Futtersack auf. Ich weis als Verbraucher mittlerweile viel von A bis Z was los ist, wie die Frau des Bauern der Kuh heißt etc. und vieles mehr. ..aber das das Tier Gentechnikfutter als Nahrungsgrundlage bekam nicht.
Ich bitte Sie darum hier wirklich Klarheit zu schaffen und hier ist ihre Politische, rechtliche Klarstellung dringend gefragt.
Danke Ihnen für eine Antwort bzw. Stellungnahme zu meinem Anliegen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Schabert
Sehr geehrter Herr Schabert,
zu meinem Zuständigkeitsbereich als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der CDU/CSU-Bundestagfraktion gehört auch das Thema Grüne Gentechnik.
Während die weiße und rote Gentechnik (Chemie und Medizin) nicht in Frage gestellt wird und zu unserem Alltag gehört, wird die Grüne Gentechnik in der Öffentlichkeit und der Politik sehr kontrovers und emotional diskutiert.
Die Ängste und Sorgen der Menschen im Zusammenhang mit dieser Technologie nimmt die Politik sehr ernst. Deshalb hat auch die Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt bei der Erforschung und Anwendung oberste Priorität.
Ich bin aber der Auffassung, dass die Chancen dieser noch relativ jungen Züchtungsmethode vor dem Hintergrund der drängenden Zukunftsfragen der globalen Energie- und Ernährungssicherung sowie des Klimawandels erforscht werden sollte. Unser Land sollte die Wissenskompetenz dieser Technologie behalten, damit wir selbst in der Lage bleiben Risiken zu bewerten und nicht von Aussagen von außen abhängig sind. Die Abwägung der Chancen und Risiken muss auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgen. Ich sehe in Deutschland zurzeit auch keine Notwendigkeit gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen.
Sehr geehrter Herr Schabert, ich bin kein unbedingter Befürworter der Gentechnik. Es wäre aber fahrlässig sie grundsätzlich abzulehnen. Bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt leiden 2 Milliarden Menschen unter Mangelernährung, bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung auf über 9 Milliarden Menschen anwachsen und der Klimawandel wird die Situation der Nahrungsmittelversorgung weiter verschärfen. Der Landwirtschaft kommt in diesem Zusammenhang die Herausforderung zu, die Nahrungsmittelversorgung – bei stetig zurückgehender landwirtschaftlicher Fläche – auch zukünftig sicherzustellen.
Es entspricht bereits heute der Realität, dass gentechnisch veränderte Pflanzen weltweit in ca. 30 Ländern von rund 18 Millionen Landwirten auf über 180 Mio. ha Ackerfläche angebaut werden. Zum Vergleich: Die gesamte Ackerfläche Deutschlands beträgt rund 12 Mio. ha. Angebaut werden hauptsächlich Baumwolle, Mais, Raps, und Soja. Und zur Realität gehört auch, dass 80 Prozent der weltweiten Sojaernte gentechnisch verändert sind. Und bis heute ist es zu keinem einzigen Schadensfall bei Menschen, Tieren oder in der Umwelt gekommen.
Sehr geehrter Herr Schabert, ich gebe Ihnen vollkommen Recht, dass Verbrauchern bei Lebensmitteln volle Transparenz und echte Wahlfreiheit gegeben sein muss. Deshalb trete ich und viele meiner Fachkollegen der CDU/CSU- Bundestagsfraktion für die Einführung einer vollumfassenden Kennzeichnung (Prozesskennzeichnung) ein. Überall wo Gentechnik drin ist, muss es auch draufstehen. Das schließt für uns die weiße Gentechnik mit ein, mit Hilfe derer u.a. Vitamine, Aromen und Enzyme für die Lebensmittelproduktion hergestellt werden.
Für eine Kennzeichnung ist die Europäische Kommission zuständig. Leider gibt es bisher noch keine Mehrheit in der Europäischen Union, die die vollumfängliche Kennzeichnung unterstützt.
Mit freundlichen Grüßen
Franz-Josef Holzenkamp