Frage an Franz-Josef Holzenkamp von Daniel H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Holzenkamp,
am 2.2.2016 schrieben Sie:
"Die WHO hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit die Zunahme von Übergewicht und Karies zu bekämpfen. Um dies zu erreichen, fordert sie in der Richtlinie eine Reduzierung auf 10 bzw. 5 Prozent der Energiemenge. Eine 5-Prozent-Grenze für Zucker, bei der Aufnahme von 2.000 Kilokalorien pro Tag, bedeutet eine maximale Aufnahme von 25 g Zucker am Tag. Als Beispiel: Ein Glas Fruchtsaft beinhaltet bereits diese Menge."
Wie bewerten Sie, dass diverse Forschungsergebnisse schon lange darauf hinweisen, dass Säfte genauso ungesund wie Limonaden sind?
https://authoritynutrition.com/fruit-juice-is-just-as-bad-as-soda/
"Meine Kollegen der EVP-Fraktion sind vor allem deshalb dem Vorschlag der Europäischen Kommission gefolgt, weil Übergewicht nicht allein durch Ernährung verursacht wird, sondern auch Bewegungsmangel, erbliche und sozioökonomische Faktoren ihren Beitrag leisten. Eine alleinige Reduzierung der Energiemenge löst das Problem nicht. Darüber hinaus orientieren sich die Schlussfolgerungen der WHO nicht an wissenschaftlichen Grundlagen."
Können Sie letztere Behauptung belegen?
Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang folgende Studie?
"Wenn der Wenn der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Erkenntnisse über Zucker und die frühe Einführung verarbeiteter Lebensmittel für die optimalen Ernährungsempfehlungen für Säuglinge und Kleinkinder sowie insbesondere Ergebnisse über eine Gefährdung des Stillens und die Verstärkung der Fettleibigkeit in der Kindheit vorliegen, wird das Thema wieder auf die Tagesordnung des Europäischen Parlaments kommen und beraten werden."
Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang folgende Fakten?
MfG
Haaser
Sehr geehrter Herr Haaser,
eine reduzierte Zufuhr von zuckergesüßten Erfrischungsgetränken wird grundsätzlich empfohlen, um das mögliche Risiko für Adipositas, Diabetes oder auch Karies zu senken. Allerdings sollten sich Ernährungsempfehlungen sich nicht allein auf einen Nährstoff konzentrieren, sondern immer die Kombination im Blick haben. So kann zum Beispiel die Zufuhr von Ballaststoffen insgesamt die Risiken für diverse ernährungsmitbedingte Krankheiten deutlich reduzieren.
Die WHO-Richtlinie für die empfohlene Aufnahme von Zucker basiert auf einer Auswertung verschiedener wissenschaftlicher Studien zum Konsum von Zucker bei Erwachsenen und Kindern und dem Risiko einer Gewichtszunahme bzw. Entstehung von Karies.
Demzufolge haben Erwachsene mit niedrigerer Zuckerzufuhr ein niedrigeres Körpergewicht; mit steigender Zufuhr von Zucker steigt das Gewicht; der Konsum von zuckergesüßten Getränken wird bei Kindern positiv mit Übergewicht assoziiert und außerdem besteht zwischen höherer Zufuhr von freiem Zucker (> 10 % der Gesamtenergiezufuhr) und Karieshäufigkeit ein Zusammenhang.
Die Schlussfolgerung der Reduzierung der Zuckerzufuhr auf unter 5 Prozent hat eine eingeschränkte Aussagekraft, weil sie lediglich drei bevölkerungsbasierten Beobachtungsstudien zugrunde liegt. Und diese weit auf eine reduzierte Karieshäufigkeit hin.
Im Jahr 2010 veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein wissenschaftliches Gutachten zu Referenzwerten für die Aufnahme von Kohlenhydraten und Ballaststoffen, das sich auch mit Zucker befasste. Seinerzeit waren die vorliegenden Erkenntnisse nicht ausreichend, um eine Obergrenze für die tägliche Aufnahme von Zucker insgesamt bzw. zugesetztem Zucker zu bestimmen. In der Zwischenzeit gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse.
Deshalb wird sich die EFSA bis Anfang 2020 über die tägliche Zufuhr von zugesetztem Zucker beraten und beabsichtigt, einen wissenschaftlich fundierten Grenzwert für die Zufuhr von zugesetztem Zucker zu ermitteln, der nicht mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit in Zusammenhang gebracht wird.
Sehr geehrter Herr Haaser, das Thema gesunde Ernährung steht bereits auf unserer politischen Agenda: Die Gehalte an Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz können bereits seit längerem auf der Lebensmittelverpackung entnommen werden (Information und Transparenz). Und seit dem 13. Dezember 2016 wurde Inhalt und Darstellungsform der Nährwerttabelle der Nährwertkennzeichnung auf vorverpackten Lebensmitteln neu und verpflichtend geregelt.
Neben begleitenden Maßnahmen zur Förderung einer gesünderen Ernährungsweise in der Bevölkerung erarbeitet das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) gegenwärtig eine Nationale Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten.
Mit freundlichen Grüßen
Franz-Josef Holzenkamp