Frage an Frank-Tilo Becher von Katharina A. bezüglich Frauen
Sehr geehrter Herr Becher,
dank der liberalen Gesetzgebung seit 2002, floriert in Deutschland und Hessen die Prostitution. Studien wie die von Farley et al. (2003, http://prostitutionresearch.com/pdf/Prostitutionin9Countries.pdf ) zeigen allerdings auf, dass die Mehrheit der Prostituierten zum einen in der Kindheit Gewalt und sexuellen Missbrauch erlebt haben und zum anderen unter posttraumatischen Belastungsstörungen leidet.
Mit dem ProstSchutzGesetz von 2017 sollte seitens des Gesetzgebers "nachgebessert" werden. Stattdessen wurde lediglich Kosmetik betrieben. Noch immer herrschen in Deutschland katastrophale Zustände. Deutschland gilt als das Bordell Europas.
Wie wollen Sie deutschen und ausländischen Prostituierten in Hessen helfen, aus der Prostitution auszusteigen?
U. Gerheim zeigt in seiner Studie „Die Produktion des Freiers“ auf, dass bei einigen Freiern durch kontinuierliche Prostitutionsnachfrage ein „Empathie- und Respektsverlust in Bezug auf körperliche und sexuelle Grenzsetzung“ (S. 303) festgestellt werden kann. Das hat Folgen für alle Frauen. Mit welcher Strategie wollen Sie zum Wohle der Gesellschaft die Prostitutionsnachfrage zurückdrängen?
Mit freundlichen Grüßen,
K. A.
Sehr geehrte Frau A.,
herzlichen Dank für die Frage zu einem wichtigen Thema. Mit dem Prostituiertenschutzgesetz, das im Bundestag mit den Stimmen der SPD 2016 beschlossen wurde, ist das Thema aufgegriffen worden und der Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution ist durch neue strafrechtliche Regelungen deutlich verschärft worden. Ich halte das für einen wichtigen Schritt zum Schutz von Frauen und Kindern.
Sie geben aber mit Recht zu bedenken, dass neben der strafrechtliche Regelung eine weitergehende Begleitung notwendig ist, mit der auch der Ausstieg aus der Prostitution unterstützt werden kann. Auch wenn in Hessen die Umsetzung des Gesetzes bei den Kommunen in der "Gefahrenabwehr" angesiedelt wurde, muss es in der Sache ja wohl um den Schutz der Frauen gehen. Für den Teil der vorgesehenen allgemeinen Lebensberatung haben sich bei uns Stadt und Landkreis die Unterstützung von "Frauenrecht ist Menschenrecht" (FiM) aus Frankfurt geholt. Wir werden auf Landesebene prüfen, ob und in welchem Umfang solche Beratung aus Landesmitteln gefördert werden kann.
Frank-Tilo Becher