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Frage von Norbert S. •

Frage an Frank Tempel von Norbert S. bezüglich Gesundheit

Guten Tag, Herr Tempel!

Frau Bluhm zitiert Sie in ihrer Antwort http://www.abgeordnetenwatch.de/heidrun_bluhm-778-78038--f438133.html#q438133

Ich wüsste gerne, was die Grundlagen für Ihre Meinung zur sogenannten "E-Zigarette" und der Umsetzung der TPD sind.

Kennen und berücksichtigen Sie die herbe Kritik richtiger Wissenschaftler an diesem Machwerk und deren Empfehlungen für wirklich sinnvolle Maßnahmen wie z.B. http://ig-ed.org/wp-content/uploads/2015/03/vapebriefing-D1.pdf ?

Diese bedenkenswerte, umfangreiche Ausarbeitung stammt von Clive Bates. Das ist der ehemalige Direktor von ASH (Britische Anti-Rauch-Organisation), der auch am Entwurf der ursprünglichen TPD mitgewirkt hat. Die autorisierte Übersetzung ist von dem deutschen Konsumentenverein http://ig-ed.org/

Oder vertrauen Sie - genau wie die regierenden Parteien - einzig und alleine der Propaganda einer kleinen Clique sogenannter "Experten"?

Ist Ihnen bewusst, dass durch die Umsetzung der TPD mit den Verschärfungen (u.a. die radikale Einschränkung der Aromenvielfalt), die angeblich im Namen der Gesundheit gefordert werden, alles vom Markt "reguliert" wird, was die erste echte, brauchbare Alternative zum Tabakrauch ausmacht?

Lediglich der weitgehend unbrauchbare Schrott der Tabakindustrie kann diesen Kahlschlag ohne große Einschränkungen überleben.

Denken Sie auch an die Gesundheit der vielen heutigen Raucher, denen - im Gegensatz zu uns schon erfahrenen Dampfern - brauchbare Bestandteile dieser wesentlich weniger schädliche Alternative nicht mehr einfach zugänglich sein werden?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schmidt,

Die Gegnerinnen und Gegner der E-Zigarette untersuchen den Gebrauch von E-Zigaretten im Vergleich zum Nichtrauchen/Nichtdampfen. Diese Überlegung geht an der Wirklichkeit vorbei. Fast alle Konsumierenden dürften vorher Tabak konsumiert haben. Auch wenn einige vorhandenen toxikologische Studien und Expertisen für eine abschließende Beurteilung noch nicht ausreichen, deuten sie doch überwiegend auf eine erheblich geringere Gefährdung der Konsumentinnen und Konsumenten der E-Zigarette hin.

Rauchen ist nach wie vor die größte vermeidbare Todesursache in Europa. Die Schäden entstehen nicht primär durch das suchtauslösende Nikotin, sondern durch andere Verbrennungsprodukte, die beim Konsum klassischer Tabakprodukte auslöst werden. Weitere Erforschungen der gesundheitlichen Folgen des E-Zigaretten-Konsums und der Motivation der Konsumentinnen und Konsumenten sind aber nötig, um ausreichende Schlussfolgerungen zum Thema zu ziehen. So hat bisher der Gebrauch von E-Zigaretten im epidemiologischen Suchtsurvey keine Rolle gespielt. Dies ändert sich erst in der Datenerhebung für das Jahr 2016.

Trotz dieser Argumente darf der Konsum von E-Zigaretten keineswegs als unschädlich betrachtet werden. Überlegungen zur Schadensminimierung oder Entwöhnung im Zusammenhang mit der E-Zigarette sind zumindest nachvollziehbar. Die Umsetzung der TPD sollte auf die zunehmende Verbreitung von E-Zigaretten und E-Shishas reagieren. Bisher erfolgt der Verkauf weitgehend unreguliert. Gefahren durch minderwertige Qualität und ungeprüfte Inhaltsstoffe können und müssen durch rechtliche Regelungen vermieden werden. Das schließt insbesondere eine effektive Qualitätsprüfung der Verdampfer von E-Zigaretten, die Deklaration aller Inhaltsstoffe sowie das Anbringen von Warnhinweisen für die Folgen des Nikotinkonsums ein. Bis zur umfassenden Erforschung von E-Zigaretten sollten nikotinhaltigen Liquids als Tabakware/Tabakerzeugnis klassifiziert werden. Denkbar ist aber eine geringere Besteuerung als herkömmliche Tabakprodukte. Eine solche Klassifizierung geht einher mit der Anwendung der Werbe- und Sponsoringeinschränkungen, dem Verkaufsverbot an Minderjährige sowie Qualitätsvorschriften oder Verbringungsverbote nach Deutschland für Produkte, die nicht den hiesigen Vorschriften entsprechen.