Frage an Frank Steffel von Matthias K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Hr. MdB,
MdB Bosbach weist wiederholt darauf hin, dass Zweidrittel der Flüchtlinge ohne Papiere nach D einreisen
(http://www.focus.de/politik/deutschland/cdu-innenexperte-bosbach-ich-glaube-nicht-dass-alle-fluechtlinge-ihre-paesse-verlieren_id_6386492.html). Genau dies ist das Problem: Nach wie vor kann also fast JEDER nach Deutschland kommen, wenn er nur „Asyl“ an der Grenze sagt. Wie stehen Sie dazu?
Die Merkel-Bundesregierung hat es völlig verpasst, wirksame Instrumente zu schaffen, d.h. sie kann eine erneute mögliche Millionen-Migration, z.B. aus Bürgerkriegsländern in Afrika nicht abwehren. 2015 kann sich jederzeit wiederholen, trotz gegenteiliger Beteuerung von Merkel. Wie sehen Sie das?
Dazu droht noch ein millionenfacher Familiennachzug der Flüchtlinge (http://www.focus.de/politik/deutschland/partner-eltern-kinder-aus-1-million-fluechtlinge-koennten-7-werden-so-funktioniert-der-familiennachzug_id_4995435.html).
McKinsey stellt fest, dass die Zahl der ausreisepflichtigen Personen bis Ende 2017 auf „mindestens 485.000“ steigen werde (https://www.welt.de/politik/deutschland/article159951514/So-soll-das-Rueckkehrmanagement-2017-funktionieren.html). Im Jahre 2016 wurden nur 25.000 Personen abgeschoben. Das dauert dann fast 20 Jahre, bis alle ausreisepflichtigen Personen abgeschoben sind, aber es kommen ja hunderttausende nach.
Die Regierung erweckt den Eindruck, als habe sie die Flüchtlingslage unter Kontrolle, das oben geschriebene zeigt, dass dies nicht stimmt. Merkwürdig, über diese Probleme wird kaum noch geredet – erst seit Martin Schulz dieses Thema aufgebracht hat, wieder – auch die Presse schweigt sich aus. Wie beurteilen Sie das?
Halten Sie die bisher getroffenen Maßnahmen für ausreichend? Was schlagen Sie vor, um die Flüchtlingszahlen zu reduzieren?
Sehr geehrter Herr Kießling,
vielen Dank für Ihre Frage über das Portal "abgeordnetenwatch", die ich wie folgt beantworten möchte:
Ich kann Wolfgang Bosbach nur zustimmen: Menschen ohne Pass aus sicheren Herkunftsländern darf die Einreise überhaupt nicht gestattet werden. Wir müssen diese bereits an den EU-Außengrenzen abweisen, da wir sie ja nie mehr ohne Pass zurückführen können.
Die Bundesregierung hat zudem in den vergangenen Jahren durch die Einführung des Datenaustauschverbesserungsgesetzes, den Ankunftsnachweis sowie die Erfassung und Speicherung im zentralen Kerndatensystem erhebliche Schritte zu mehr Information und Sicherheit bei der Einreise von Flüchtlingen vorgenommen.
Dazu gehört, dass wir die Fluchtursachen in den Ländern, aus denen die Menschen fliehen, auch weiterhin intensiv bekämpfen. Hierbei sind praktisch als Querschnittsaufgabe sämtliche Ministerien in der Zusammenarbeit mit diesen Ländern gefordert, primär das Entwicklungshilfeministerium, das bereits eine herausragende Arbeit in vielen Krisenregionen leistet.
Sie sprechen speziell Afrika an. Hier muss man auch feststellen: Leider behindert eine rot-grüne Mehrheit im Bundesrat nach wie vor die Ausweitung des Status "sichere Herkunftsländer" auf die Maghreb-Staaten.
Wir wollen nach dem Vorbild des EU-Türkei-Abkommens entsprechende Verträge mit afrikanischen Ländern abschließen. Es geht dabei um die Sicherung der Außengrenzen der EU. Dazu gehören Auffanglager in den nordafrikanischen Ländern, bevor viele Flüchtlinge sich zu einer lebensgefährlichen Überfahrt in zumeist untauglichen Booten über das Mittelmeer entschließen. Dazu gehören aber auch die bereits seit vielen Monaten durchgeführten Patrouillen-Fahrten der italienischen Marine im Zusammenschluss mit Libyen.
Die EU-Kommission hat Deutschland zudem erlaubt, die wegen der Flüchtlingskrise eingeführten Grenzkontrollen bis Ende November 2017 fortzuführen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Frank Steffel