Frage an Frank Steffel von Matthias K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr MdB Steffelt,
Sie treten sehr deutlich für den neuen Berliner Flughafen BER ein, trotz der Verlärmung des Berliner Südens durch die Flugrouten. Daher meine „Lobbyfrage“ an Sie.
Eine Lobbyorganisation versucht, wirtschaftliche Vorteile für seine Mitglieder, in der Regel private Unternehmen, auf Kosten der Gemeinschaft zu erlangen. So eine Lobbyorganisation ist der „Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft“ BDL, Mitglieder sind die Fluggesellschaften.
Damit ist die Luftverkehrslobby sehr erfolgreich, z.B.: Die Fluggesellschaften profitieren seit langem von der Energiesteuer- und Mehrwertsteuerbefreiung für Kerosin. Insgesamt entgingen dem Staat dadurch Steuereinnahmen von 11,5 Milliarden Euro (2008). (Umweltbundesamt, Presse-Information 032/2010
Die Deutschen Flugsicherung DFS gehört dem Bund und hat „sonderpolizeiliche Aufgaben und somit hoheitlich wahrzunehmen…“ (Begründung von Bundespräsident Köhler (2006), zur Ablehnung des Gesetzes zur Privatisierung der Flugsicherung).
Die DFS legt maßgeblich die Flugrouten über Deutschland fest. Ist es nicht merkwürdig: Obwohl das Umfliegen von Berlin die Airlines nur etwas Zeit und Kerosin kosten würde, wurden Flugrouten durchgesetzt, die direkt über die Stadt führen? Offensichtlich zählen die Profite der Airlines mehr als die Nachtruhe von uns Bürgern!
Bis 2012 war der Cheflobbyist des BDL, Herr Kaden, der Vorsitzende der Geschäftsführung der DFS (bis Ende 2012). Seitdem ist das Vorstandsmitglied des BDL, Prof. Scheuerle, (CDU) der Chef der DFS. Ein Lobbyist ist Geschäftsführer eines Bundesunternehmens! Ein einmaliger Vorgang und ein Skandal! Alles gebilligt und genehmigt von Bundesverkehrsminister Ramsauer, CSU (Ich frage mich, wann macht die CDU einen Atomlobbyisten zum Chef der Atomaufsicht?).
All dies zeigt den Einfluss der Luftfahrtlobby auf die Politiker, zum Nachteil von uns Bürgern.
Was meinen Sie dazu, dass ein Lobbyist ein Bundesunternehmen leitet?
Grüße,
Sehr geehrter Herr Dr. Kießling,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Das Rot-Rote Planungschaos rund um den BER hat zu großer Unsicherheit geführt. Sowohl auf der Baustelle als auch bei den Flugrouten kommt es auf Verlässlichkeit an. Dazu gehört eine Verlässlichkeit zur genauen Öffnung des BER, eine Verlässlichkeit zu den Flugrouten, eine Verlässlichkeit über die Auslastung, eine Verlässlichkeit zur Finanzierung und eine Verlässlichkeit zum optimalen Lärmschutz für die Anwohner. Hier sind nun die BFG und der bisher von Platzeck geführte Aufsichtsrat gefragt.
Die Deutsche Flugsicherung wird sich an die vorgeschriebenen und festgelegten Flugrouten halten müssen, die Kontrolle darüber obliegt auch der Politik.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Frank Steffel