Frage an Frank Schwabe von Simone S. bezüglich Jugend
Die Kindertagespflege ist, mit ca. 150.000 Betreuungsplätzen, ein wichtiger Bestandteil der Kinderbetreuung in Deutschland. Fast 45.000 Kindertagespflegepersonen ermöglichen diese Art der Betreuung und retten derzeit so manche Kommune vor einer Klagewelle.
Laut aktueller Studien steigt die Qualifikation der Kindertagespflegepersonen stetig und die Anzahl der betreuten Kinder nimmt zu, was darauf schließen lässt, dass die Kindertagespflegepersonen diesen Beruf hauptberuflich ausüben und auch davon leben wollen.
Im SGB VIII § 23 steht leider immer noch, dass eine Kindertagespflegeperson eine Anerkennung für ihre Förderleistung bekommen muss, was von unterschiedlichen Gerichten so ausgelegt wird, dass gar keine richtige Bezahlung nötig ist. So ist es 2017 in Deutschland möglich, dass selbstständige Kindertagespflegepersonen oft 50 Stunden pro Woche arbeiten und Betreuungsplätze für Kinder bieten, sie aber vom Jugendhilfeträger nicht ausreichend bezahlt werden. Ein Leben vom Beruf der Tagesmutter oder dem Tagesvater ist vielerorts nicht möglich.
Wie wollen Sie die Kinderbetreuung, insbesondere die Kindertagespflege fördern?
Wie kann aus Sicht Ihrer Partei die Wahlfreiheit für Eltern (§ 5 Abs. 1 SGB VIII) zwischen den Angeboten von Kita und Kindertagespflege gestärkt werden, insbesondere für die Betreuung von Kindern über drei Jahren?
Welche Möglichkeiten sieht Ihre Partei, die sog. „Anerkennung der Förderungsleistung“, also die Vergütung der Kindertagespflegepersonen, bundesweit so anzuheben, dass sie leistungsgerecht und auskömmlich ist?
Was sagen Sie zum Modell der leistungsgerechten Bezahlung vom Bundesverband für Kindertagespflege? Ist das eine Möglichkeit die Kindertagespflegepersonen fair zu bezahlen? Ist dies in der Praxis umsetzbar und vor allem bezahlbar? https://www.bvktp.de/files/bvktp-broschu__re_modell_zur_vergu__tung.pdf
Sehr geehrte Frau Silbereisen,
Mir ist die Förderung der Kindertagespflege ein sehr wichtiges Anliegen. Deshalb ist es gut, dass wir in unserem Wahlprogramm die klare Aussage aufgenommen haben, dass wir als SPD die Kindertagespflege weiter professionalisieren und aufwerten werten.
Obwohl wir in den vergangenen Jahren im Bereich der Kindertagesbetreuung schon viel erreicht haben, bleibt noch viel zu tun, bis wir über ein flächendeckend bedarfsgerechtes und qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot verfügen. Das System der frühkindlichen Bildung – einschließlich der Kindertagespflege – ist weiterhin unterfinanziert. Mir ist deshalb wichtig, dass sich der Bund in Zukunft noch stärker daran beteiligt. Dabei muss selbstverständlich auch der zusätzliche Finanzierungsbedarf in der Kindertagespflege berücksichtigt werden.
Die SPD will die Qualität in der Kindertagesbetreuung mit einem bundesweiten Gesetz und finanzieller Unterstützung des Bundes steigern. Dafür brauchen wir zusätzliche Fachkräfte ebenso wie besser ausgestattete Räumlichkeiten.
Die Wahlfreiheit der Eltern ist mir wichtig. Damit die Eltern zwischen unterschiedlichen Profilen der Kindertagespflege auswählen können, ist mir ein vielfältiges Betreuungsangebot wichtig. Für eine gute Betreuung der Kinder müssen passgenaue Angebote zur Verfügung stehen, und ein ausreichendes Angebot an Krippen, Kitas, Kindertagespflege, Horten und Ganztagsschulen. Die SPD unterstützt daher auch künftig den Platzausbau in der Kindertagespflege und deren weitere Profilierung.
Personen, die in der Kindertagespflege arbeiten, müssen fair bezahlt werden. Insgesamt müssen die sozialen Berufe aufgewertet werden. Menschen, die in Gesundheits-, Pflege-, Erziehungs-, Sozial- und Bildungsberufen arbeiten, verdienen mehr Anerkennung. Dieser Bedeutungszuwachs muss sich auch im Einkommen widerspiegeln. Mittelfristig soll auch die Kindertagespflege ein anerkannter und angemessen vergüteter Vollzeitberuf werden. Bund und Länder haben sich schon auf zentrale Parameter für eine leistungsgerechte Vergütung verständigt. Diese Parameter sollen die Grundlage für künftige Regelungen sein.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Schwabe