Wie gedenken Sie den Lehrberuf auf dem Arbeitsmarkt attraktiver zu gestalten, damit sich mehr Berufssuchende für diesen entscheiden?
Sehr geehrter Herr S.,
herzlichen Dank für Ihre Frage, die wir sehr gerne wie folgt beantworten:
Die Lehrkräftegewinnung ist bundesweit für alle Länder eine große Herausforderung. Dieser Herausforderung stellen wir uns als CDU Hessen entschlossen und mit umfangreichen Maßnahmen. Unser klares Bekenntnis für eine Grundunterrichtsversorgung von 105% steht. Die dafür nötige Personalausstattung ist für uns nicht verhandelbar.
Wir stehen für unser hessisches Chancenschulsystem mit verschiedenen Schulformen, das auf den Prinzipien des Forderns und Förderns aufbaut und die bestmögliche Bildung jedes einzelnen Kindes besser ermöglicht als eine Zwangseinheitsschule. Diese differenzierten und passgenauen Angebote werden wir erhalten. Wir treten entschieden gegen Versuche ein, in der Ausbildung der Lehrkräfte fachlich begründete Unterschiede zwischen den Schulformen und Professionen einzuebnen. Auch damit tragen wir dazu bei, Hessen zu einem starken und im Werben um Fachkräfte wettbewerbsfähigen Land zu machen.
Unsere Schulen und vor allem unsere Schülerinnen und Schüler brauchen die besten Lehrerinnen und Lehrer. Mit bestmöglichen Rahmenbedingungen werden wir dafür sorgen, dass Hessen als Bildungsstandort konkurrenz- und wettbewerbsfähig bleibt und die besten Kräfte für unsere Kinder gewinnt.
Mit gezielten Investitionen in den Bildungsstandort Hessen sorgen wir in Zeiten eines ungebrochen hohen Fachkräftebedarfs in allen Branchen für eine zusätzliche Aufwertung des Berufs der Lehrerin und des Lehrers.
Wir stellen eine auch im nationalen Vergleich sehr gute Bezahlung aller Lehrkräfte sicher. Die CDU-geführte Landesregierung hat mit ihrem Beschluss, die Bezahlung der Grundschullehrkräfte stufenweise zu verbessern und auf die Besoldungsstufe A13 anzuheben, ein klares Zeichen gesetzt.
Als erstes Land hat Hessen zudem die schrittweise Anpassung der Besoldung an die durch das Bundesverfassungsgericht veränderten Anforderungen an eine Alimentierung eingeleitet. Die stufenweisen linearen Erhöhungen der Besoldung und weitere besoldungsrechtliche Verbesserungen, wie beispielsweise die Erhöhung der Kinderzulage, werden die finanziellen Rahmenbedingungen für unsere Pädagogen weiter verbessern und Hessen im Wettbewerb um Fachkräfte voranbringen.
Neben finanziellen Aspekten schaffen wir attraktive Rahmenbedingungen für Lehrkräfte – von Studium und praxisintegrierter Ausbildung bis hin zur Pensionierung.
Gut und modern ausgebildete Lehrkräfte – und davon gibt es viele in Hessen – sind ein entscheidender Faktor für den Bildungserfolg junger Menschen. Gleichzeitig sind die Anforderungen an Lehrkräfte in den vergangenen Jahren vielfältiger und anspruchsvoller geworden. Dem trägt die CDU-geführte Landesregierung Rechnung.
Mit der Novellierung des Hessischen Lehrkräftebildungsgesetzes werden die zusätzlichen Anforderungen wie bspw. die Vermittlung der Bildungssprache Deutsch oder die Digitalisierung verbindlicher Bestandteil aller drei Phasen der Lehrkräftebildung – vom Studium, über den Vorbereitungsdienst bis hin zur Fortbildung. Damit werden unsere Lehrkräfte noch gezielter und noch besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.
Darüber hinaus haben wir die Praxisorientierung der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer noch deutlicher in den Vordergrund gerückt, indem wir das in den vergangenen Jahren erprobte Praxissemester flächendeckend eingeführt haben. Mit der Stärkung dieser Praxisanteile sorgen wir dafür, dass das an der Universität erworbene Wissen unmittelbar angewendet werden kann. Damit stellen wir sicher, dass angehende Lehrkräfte in Hessen besonders gut ausgebildet und auf den Schulalltag vorbereitet sind.
Wir wollen künftig noch mehr geeignete Menschen für das Lehramtsstudium gewinnen. Dazu haben wir bereits unser langfristiges Werben um den besten Lehrkräfte-Nachwuchs für die hessischen Schulen ausgebaut. Nachdem die Initiative „Die Zukunft braucht Dich! Werde Lehrerin oder Lehrer in Hessen“ im vergangenen Jahr um eine breitangelegte Plakataktion und regelmäßige digitale Sprechstunden in den sozialen Medien erweitert worden ist, folgt nun mit dem Virtual-Reality-Filmerlebnis im „Zukunftsbus“ ein neues innovatives und umfassendes Informationsangebot für die Schülerinnen und Schüler. Als einer von vielen Bausteinen der breit angelegten Initiative ist das innovative Berufsorientierungsformat „Zukunftsbus“ eine Art Türöffner.
Um kurzfristig dem – insbesondere durch die Integration vieler aus der Ukraine geflüchteten Kinder – gestiegenen Lehrerbedarf zu begegnen, werden wir die bestehenden Maßnahmen zur Weiterqualifikation und zum Quereinstieg in das Lehramt bedarfsgerecht ausbauen. Mit der Lehrkräfteakademie werden wir ein Konzept für eine Quereinstiegsmaßnahme erarbeiten, bei der ab dem Schuljahr 2023/2024 Personen mit Hochschulabschluss die Befähigung für das Lehramt an Haupt- und Realschulen erwerben können. Weiterhin ist bereits jetzt der Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst für Personen mit einem Hochschulabschluss bestimmter Fachrichtungen möglich, aus denen ein zweites Unterrichtsfach abgeleitet werden kann. Die Ausweitung dieser Möglichkeit auf das Fach Englisch für Haupt- und Realschulen wurde für den Einstellungstermin November 2022 umgesetzt. Für den Einstellungstermin Mai 2023 wird der Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt in Haupt- und Realschulen auf fast alle Fächer ausgeweitet. Wir wollen Türen in den Lehrerberuf öffnen und dabei Wert auf Qualität legen. Für Neueinstellungen, Quereinsteiger oder aus anderen Regionen zuziehende Lehrkräfte bauen wir Einstiegshürden ab und schaffen einen besonderen Willkommensrahmen.
Ein weiterer Fokus liegt auch zukünftig auf der Qualität der Aus-, Fort- und Weiterbildung unserer Lehrkräfte und der an Schulen tätigen pädagogischen Fachkräfte. Hierbei wollen wir auch mehr Beförderungsstellen im Haupt- und Realschulbereich schaffen und diesen dadurch attraktiver machen. Des Weiteren wollen wir die Mobilität unserer Lehrkräfte erhöhen und Rotations-Schuljahre für Lehrkräfte, die dies wollen, einfacher ermöglichen. Lehrer müssen Zeit für Schülerinnen und Schüler haben. Wir wollen die Arbeit auf viele Schultern verteilen und bauen den Einsatz pädagogischer Fachkräfte an Schulen weiter aus. Wir wollen weitere Stellen zur sozialpädagogischen Unterstützung an Hessens Schulen bringen.
Wir setzen uns außerdem dafür ein, die Lehrerinnen und Lehrer von nicht-pädagogischen Aufgaben zu entlasten. Wir wollen die IT-Verwaltungsaufgaben und den Datenschutz an Schulen den Profis überlassen. Den bereits eingeschlagenen Weg der Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer von bürokratischen Aufgaben durch Verwaltungsfachkräfte setzen wir entschlossen fort. So konnten bereits rund 500 Verwaltungsstellen in den Schulsekretariaten neu geschaffen werden. Schulleitungen sollen auch in der Zukunft von Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Wir wollen dafür Berichts- und Dokumentationspflichten auf den Prüfstand stellen, Prozesse verschlanken und beschleunigen.
Alle Grundschulen ab 80 Schülern sollen eine Konrektorenstelle erhalten. An Schulen mit über 500 Schülerinnen und Schülern etablieren wir zur Unterstützung und Entlastung der Schulleiterinnen und Schulleiter eine wirtschaftliche Co-Schulleitung, damit die Lehrkräfte sich im Schwerpunkt den Fragen rund um die Bildung widmen können.
Wir sind überzeugt, mit diesem breiten Mix von Maßnahmen im Wettbewerb um die besten Köpfe für die Bildung unserer Kind gut aufgestellt zu sein.
Mit frohem Gruß
Frank Lortz MdL