Frage an Frank Kuschel von Wanda S.
Hallo Herr Kuschel,
Thüringen ist sehr stark von Abwanderung, vor allem junger Menschen betroffen. Dies wird für die Wirtschaft in Zukunft Fachkräftemangel bedeuten und für die Kommunen eine Herausforderung ihre Verwaltungsaufgaben und Infrastruktur den Bedürfnissen einer immer älter werdenden Gesellschaft anzupassen.
Welche Strategien hat DIE LINKE. junge Menschen, insbesondere junge Frauen in Thüringen zu halten? Welche Veränderungen wären für eine moderne, bürgernahe Verwaltung nötig?
Vielen Dank für ihre Antwort im voraus.
Wanda Spindler
Antwort:
Die Frage ist sehr komplex und deshalb nur schlagwortartig an dieser Stelle zu beantworten. In ihrem Regierungsprogramm hat die Thüringer LINKE gerade zu dem Problem der Abwanderung, dem Fachkräftemangel und dem Umbau der Verwaltung zahlreiche Vorschläge unterbreitet und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Durch neue Bildungs- und Ausbildungsangebote, längeres gemeinsames Lernen, Qualifizierung der Hochschulausbildung und Sicherung beruflicher Perspektive nach der Ausbildung oder dem Studium entstehen neue Chancen für junge Menschen, insbesondere Frauen. Dies wird der Abwanderung entgegenwirken. Entscheidend wird sein, in Thüringen flächendeckend existenzsichernde Arbeitsplätze in ausreichender Anzahl anzubieten. Hierzu müssen die klein- und mittelständigen Unternehmen zielgerichteter im Rahmen der Wirtschaftsförderung unterstützt werden. Diese Unternehmen brauchen insbesondere Unterstützung bei der Schaffung von Forschungs- und Entwicklungspotenzialen. Wegen der Unternehmensgröße können klein- und mittelständige Unternehmen solche Potenziale nicht allein schaffen und finanzieren. Sie müssen überbetrieblich entstehen. Hier gibt es auf Grund der bisherigen Wirtschaftspolitik der Thüringer CDU, die vorrangig auf Konzernstrukturen ausgerichtet ist, kaum Ansätze. Thüringen hat Potenziale für innovative und zukunftsfähige Wirtschaftsstrukturen. Sie müssen nur endlich genutzt und erschlossen werden. Mehr Investitionen in Bildung, in Hochschulen und in Forschung und Entwicklung sind hier unumgänglich. Dies bedarf eine Neuausrichtung der Förderpolitik des Landes. Die Verwaltungsstrukturen auf Landes- und kommunaler Ebene müssen den neuen Herausforderungen zwingend angepasst werden. Diese Strukturen basieren noch auf Grundsätzen, die im 19. Jahrhundert entwickelt wurden. Mit Strukturen und Grundsätzen des 19. Jahrhunderts können aber die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht gemeistert werden. DIE LINKE hat deshalb 2005 einen Masterplan für eine Funktional-, Verwaltungs- und Gebietsreform zur Diskussion gestellt. Dabei geht es der LINKEN um mehr Bürgernähe, mehr Bürgerbeteiligung, mehr Transparenz und Effizienz im Verwaltungshandeln. Dieser Masterplan ist Bestandteil des Regierungsprogramms der LINKEN. Im Mittelpunkt steht die Stärkung der gemeindlichen Ebene, weil in den Städten und Gemeinden das Leben stattfindet. Die Landkreise sollen in Regionalkreise umgewandelt und nur noch überregionale Aufgaben wahrnehmen. Die derzeitige dreistufige Verwaltung soll schrittweise in die Zweistufigkeit überführt werden. In der Folge kann die Mehrzahl der so genannten Landesmittelbehörden (das Thüringer Landesverwaltungsamt ist dabei die bekannteste) aufgelöst und deren Aufgaben durch die Kommunen wahrgenommen werden. Wenn Sie hier weitere Informationen wünschen, dann lassen Sie mich das wissen. Ich bin gern bereit, Ihnen den Masterplan der LINKEN für eine Funktional-, Verwaltungs- und Gebietsreform ausführlich zu erläutern.
Frank Kuschel