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Frage von Ralph S. •

Frage an Frank Henkel von Ralph S. bezüglich Medien

Sehr geehrter Herr Henkel,

wenn man durch die Straßen Berlins oder anderen deutschen Städten geht, liest man fast nur noch Anglizismen.
Ein Schuhladen heißt jetzt "shoe shop", ein Treffpunkt heißt jetzt "Meeting Point". Selbst die Deutsche Bundesbahn verwendet kaum noch unsere wunderschöne deutsche Sprache bei der Bezeichnung ihrer Einrichtungen (Beispiel "ServicePoint" oder "Call a Bike").

Was halten sie von einem Gesetz für den Schutz der deutschen Sprache? Ähnlich wie das Gesetz zum Schutz der französischen Sprache ("Loi Toubon") vor ein paar Jahren in Frankreich verabschiedet.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Loi_Toubon )

Mit freundlichen Grüßen
Ralph School

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr School,

ich teile Ihre Einschätzung, dass die Zahl der verwendeten Anglizismen in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Wir haben das Abgeordnetenhaus von Berlin übrigens schon 2008 durch einen Antrag mit diesem Thema befasst. In manchen Fällen geht es den Verwendern um leichtere Verständlichkeit für ausländische Gäste ("ServicePoint", "Shop"), in anderen Fällen darum, besonders modern (bzw. neudeutsch: "hip") zu wirken. Nicht selten machen sich die Werber dabei auch ein wenig lächerlich, wie die falsch gebrauchten Anglizismen "Handy" (engl.: geschickt) oder die makabre Bezeichnung eines Rucksacks als "Body bag" (engl.: Leichensack) zeigen.

Sprache entwickelt sich und wird dabei immer auch durch andere Sprachen beeinflusst. Ohne äußere Spracheinflüsse würden wir - gerade in Berlin - heute eine ganz andere Sprache sprechen, als wir es jetzt tun. Es gäbe keine "Fisimatenten", keine "Buletten" und "schick" wäre es hier auch nicht.

Es ist also durchaus normal, dass äußere Einflüsse auf eine Sprache einwirken. Ein Gesetz könnte das nicht verhindern, weil es vom Aufwand her weder kontrollierbar noch durchsetzbar wäre. Eine Geldstrafe für Anglizismen-Verwender? Ich bin mir sicher, dass wir andere Probleme haben. Gerade das Beispiel Frankreich zeigt auch die Unbeholfenheit einer solchen staatlichen Maßnahme. Würde man entsprechende Gesetze auch in Deutschland einführen, liefen diese meines Erachtens letztlich auf eine künstliche Sprache hinaus: Die Homepage zur "Heimseite". Konsequenter Weise könnte man den Döner Kebab dann auch zum "Drehspießschabefleischbrötchen mit Salatbeilage" erklären.

Da sich Sprache und die sie sprechenden Menschen auch immer entwickeln, korrigieren sich Fehlentwicklungen meistens selbst. Die "Body bags" sind weitgehend aus dem Straßenbild verschwunden und werden nicht mehr unter diesem Namen beworben. Im Februar 2010 meldeten die Zeitungen, Bahnchef Grube habe zugesagt, künftig weniger Anglizismen zu verwenden. Handzettel würden nicht mehr "Flyer" genannt, "Hotlines" sollen demnächst Service-Nummern heißen. Die Dienstleistung "Call a bike" soll den Kunden mit der Erläuterung "das Mietrad-Angebot der Deutschen Bahn" schmackhaft gemacht werden. Die Bahn geht zunehmend weg von der Bezeichnung "ServicePoint" und gibt nun am Info-Punkt (immerhin lateinischen Ursprunges) die gewünschten Auskünfte. Vielleicht wird es auch für das "Public Viewing" bald bessere deutsche Alternativen geben als das derzeit vorgeschlagene "Rudelgucken"...

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Frank Henkel