Warum passiert, was gerade in Afghanistan passiert? Wieso werden die afghanischen Menschen so im Stich gelassen?
Sehr geehrter Herr Heinrich,
Ich bin einfach nur fassungslos über das was in Afghanistan passiert! Was kann getan werden?
Sehr geehrter Herr Saremba,
vielen Dank für Ihre Fragen. In dem wenigen, was Sie schreiben, sprechen Sie mir aus dem Herzen. Auch ich bin fassungslos angesichts der aktuellen Lage in Afghanistan.
Als Obmann im Menschenrechtsausschuss für meine Partei beobachte ich seit Jahren die Lage in Afghanistan. Immer wieder haben wir uns mit dem Land beschäftigt, haben die Einhaltung der Menschenrechte eingefordert, haben Aufmerksamkeit auf das Land gelenkt, haben Wissen und Know-how weitergegeben, haben Beziehungen aufgebaut, haben intensiv darauf hingearbeitet, dass Afghanistan einmal auf eigenen Füßen stehen kann. In all den Jahren haben wir dafür gearbeitet, dass die Situation, wie sie jetzt eingetreten ist, eben nicht eintritt. Umso bitterer ist es auch für uns, dass wir das nicht verhindern konnten.
Vor mehr als einem Monat habe ich mich gemeinsam mit anderen Kolleginnen und Kollegen an die Kanzlerin und den Außenminister gewandt. Wir haben darum gebeten, dass Ortskräfte und Menschenrechtsverteidiger/innen im Zuge des Truppenabzugs geschützt und, wenn nötig, rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.
Vergangenes Wochenende, als die Lage sich bereits zuspitzte, habe ich parteiübergreifend mit einigen weiteren Kolleg/innen erneut Kontakt zur Kanzlerin und Minister Maas aufgenommen und konkrete Personen und deren Angehörige benannt, die jetzt dringend außer Landes gebracht werden müssen, da sie um Leib und Leben fürchten. Medien haben diesen Appell teilweise aufgenommen.
Auch kamen einige Organisationen auf mich zu, die um Unterstützung für ihre afghanischen Mitarbeiter/innen baten. Hier vermittelte ich Kontakte zum Krisenstab, sodass diese bereits ausgeflogen werden konnten, wofür ich sehr dankbar bin.
Inzwischen haben die Kanzlerin und Minister Maas auch öffentlich deutlich geäußert, dass sie die Plädoyers ernst nehmen. Allen ist der Ernst der Lage bewusst. Die Luftbrücke ist nun angelaufen. Ich werde mich auch in den nächsten Tage und Wochen massiv dafür einsetzen, dass wir nach der tragischen Fehleinschätzung der Lage jetzt unser Organisationstalent und unsere Ressourcen bestmöglich nutzen, um so vielen gefährdeten Menschen wie möglich zu helfen und sie zu schützen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Heinrich