Frage an Frank Heinrich von Johannes H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Heinrich,
ihre Partei, die CDU, verliert immer mehr konservative Wähler. Mir, und vielen anderen konservativen Wählern, stellt sich die Frage: Wie kann die CDU sich erdreisten christlich zu nennen, wenn sie, durch aktives Handeln oder passive Duldung, anti-christliche, progressistische Politik unterstützt wie:
-die Homo-Ehe/ eingetragene Partnerschaften
-die Tötung ungeborener Kinder (Abtreibung)
-die Zersetzung der Moral durch Duldung von öffentlicher Zurschaustellung sexueller Perversion
-den Ausverkauf von Deutschland an das europäische Ausland (Griechenland"hilfe", Europäischer Hilfsfond für die Schuldenländer Europas)
-die ungehemmte Einwanderarung und Ausbreitung einer kulturfremden, assimiliationsunwilligen, islamischen Unterschicht
-den Genderismus
-etc. p.p.
Warum sollte ein konservativer, christlicher Wähler seine Stimme noch der CDU geben? Hat die CDU vor dem linksliberalen Zeitgeist kapituliert?
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Hammerschmidt
PS: Bitte unterstellen Sie mir keine rechtsradikale oder ähnliche Gesinnung. Einige meiner ost-europäischen Vorfahren haben im Kampf gegen die nat.Sozialisten ihr Leben gelassen. Von daher lehne ich jegliche Form des Sozialismus, sei er national oder international, strikt ab.
Sehr geehrter Herr Hammerschmidt,
nein, eine rechtsradikale Gesinnung unterstelle ich Ihnen nicht. Ich selbst erlebe ja immer wieder, dass man als evangelikaler Christ schnell in diese Ecke gedrängt wird. Solche Etikettierungen sind nicht sachdienlich und verhindern eine tatsächliche inhaltliche Auseinandersetzung.
Leider muss ich Ihrer Beobachtung zustimmen: viele konservative Wähler, gerade auch junge Menschen, wenden sich von der CDU ab.
Sehr gerne würde ich mich mit Ihnen intensiv über die Frage nach den Ursachen unterhalten. Das geht einfach besser und tiefer als ein Austausch über abgeordnetenwatch. Besuchen Sie mich in meinem Wahlkreisbüro? Ich würde mich freuen.
Hier nur einige kurze Antworten:
Die CDU bietet Christen eine Heimat. Wir können unsere Werte in die Partei einbringen. Zugleich ist sie aber eine plurale und offene politische Partei – und keine Kirche –, die ihre Mitglieder nicht auf den christlichen Glauben verpflichten kann und will. Für die CDU ist das "C" durchaus programmatisch, noch stärker aber historisch zu verstehen und bezieht sich auf die Gründung einer Partei aus der bürgerlich-christlichen Mitte der Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Das "C" ist uns auch eine beständige Mahnung, dass wir Politiker keine "letzten" Antworten finden können, das bleibt Gott allein überlassen, sowie ein Referenzpunkt für unser Gewissen.
Allerdings gehen die Meinungen, was denn "christlich" sei, weit auseinander. Um zwei ihrer Themen aufzunehmen: Eine Griechenlandhilfe zu befürworten oder abzulehnen lässt sich schwerlich christlich begründen, hier ging es um das Abwägen des kleineren Übels. Auch das Stichwort "genderismus" ist ähnlich zu betrachten. Es gibt eine m.E. kritisch zu betrachtende Tendenz zur Nivellierung der Geschlechter, da stimme ich zu. Aber es gibt auch immer noch reale Diskriminierungen in unserer Gesellschaft, Frauen verdienen deutlich weniger bei gleichen Jobs und gleicher Qualifikation u.a.m. Da scheint es mir gerade als Christ geboten, diese Ungerechtigkeiten aktiv mit zu beseitigen.
Ein unbedingter christlicher Wert ist es, die Würde eines jeden Menschen zu achten, gerade die Würde derjenigen, deren Lebensentwurf sich von meinen Überzeugungen unterscheidet. Das gilt auch für Homosexuelle und für Moslems. Hier sehe ich keine Anbiederung an den Zeitgeist, sondern gerade eine Herausforderung an meinen Glauben.
Zu moralischen Themen wie Abtreibung finde ich für meine Werthaltung in der CDU ein Forum bei den Christdemokraten für das Leben.
Sie sehen, ich denke, dass es durchaus auch für konservative, christliche Wähler Gründe gibt, für die CDU zu stimmen – und es gibt viel Raum, sich in der CDU zu engagieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Frank Heinrich