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Finn Koellner
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Frage von Lisa F. •

Was planen Sie gegen den Fachkräftemangel zu tun?

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Antwort von
DIE LINKE

Hallo Frau F.,

sie sprechen in ihrer Frage ein wirklich wichtiges Thema an. Vielen Dank dafür!

Immer noch werden junge Menschen in Hessen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz vertröstet. Viele von ihnen hängen in endlosen Warteschleifen in Übergangssystemen fest. Besonders Hauptschüler*innen und Menschen mit Migrationsgeschichte sind auf dem Ausbildungsmarkt benachteiligt. Viele Arbeitgeber*innen klagen über Fachkräftemangel und über fehlende Bewerbungen für Ausbildungsberufe. Oft ist der Fachkräftemangel hausgemacht. Potenzielle Auszubildende werden als nicht ausbildungsreif eingestuft. Gleichzeitig klagen viele Auszubildende über zu hohe Belastung, viele gehen krank zur Arbeit oder werden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet.

Damit jeder junge Mensch in Hessen die Chance auf eine duale Ausbildung bekommt, braucht es einen Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz. Wir möchten auch weiterhin eine Ausbildungsplatzumlage. Diese ermöglicht es auch in Krisen dem Ausbildungsplatzabbau entgegenzuwirken und schafft Anreize, dass wieder mehr Unternehmen eine Ausbildung anbieten. Außerdem werden somit die Kosten für eine Ausbildung solidarisch verteilt. Momentan bildet nur noch jeder fünfte Betrieb aus, wohingegen 80% der Betriebe von den ausgebildeten Fachkräften profitieren. Eine berufliche Orientierung muss ohne Druck und jenseits vorgegebener Bildungsschranken möglich sein. Berufsausbildung soll der persönlichen Entwicklung und der freien Entfaltung des Individuums dienen.

DIE LINKE will:

  • Mehr Ausbildungsplätze beim Land Hessen: Das Land Hessen muss sich verstärkt selbst als Ausbilder betätigen, damit ausreichend eigene Fachkräfte zur Verfügung stehen. Dafür müssen auch die Kommunen bei der Ausbildung, u.a. dem dualen Studium unterstützt werden.
  • Eine Ausbildungsplatzumlage einführen und Ausbildungsverbünde fördern: Dafür müssen Betriebe in angemessenem Ausmaß Ausbildungsplätze anbieten oder sich an gemeinsamen Ausbildungsverbünden beteiligen. Wer nicht ausbildet, soll zahlen! Um nicht ausbildende Betriebe zur Beteiligung anzuhalten, soll das Land Hessen im Bundesrat eine Initiative zur Einführung einer Ausbildungsumlage starten.

  • Dass sich das Land Hessen auf Bundesebene für eine grundlegende Reform des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) einsetzt: Die Änderung soll die Ausbildungsqualität verbessern und einen Rechtsanspruch auf eine vollqualifizierende Ausbildung beinhalten. Außerdem sollen auch duale Studiengänge in das BBiG aufgenommen werden. Das Land darf keine einjährige Ausbildung zulassen, wie beispielsweise bei der Kranken- und Altenpflegehilfe.

  • Eine Ausbildungsvergütung, die eine selbstständige, elternunabhängige Lebensgestaltung ermöglicht: Auf Bundesebene soll sich das Land Hessen für eine gesetzliche, höhere Mindestausbildungsvergütung einsetzen.

  • Eine Ausbildungsplatzgarantie: Allen jungen Menschen soll im Rahmen einer Ausbildungsplatzgarantie die Möglichkeit eröffnet werden, in einem dualen Ausbildungsverhältnis nach dem Berufsbildungsgesetz einen Beruf zu erlernen.

  • Die Ausbildung in Berufen, die nicht dual geregelt sind, in eine duale Berufsausbildung überführen: Bis dahin muss Schulgeld grundsätzlich entfallen und ein am Tarif orientiertes Ausbildungsgeld gezahlt werden.

  • Berufliche Schulen zügig ausbauen und auf den neuesten technischen Stand bringen: Dazu bedarf es finanzielle Unterstützung der Schulträger durch das Land Hessen.

  • Mehr Stellen für Lehrkräfte sowie für Schulsozialarbeit und sozialpsychologische Begleitung in den beruflichen Schulen: Dazu zählt auch mehr Berufsschullehrer*innen auszubilden und Quereinsteiger*innen verstärkt zu qualifizieren.

  • Allen Berufsschüler*innen mindestens an zwei Tagen pro Woche jeweils sechs Unterrichtsstunden ermöglichen: Dazu gehört auch, dass politische Bildung ein Teil der beruflichen Ausbildung sein muss.

  • Eine enge Zusammenarbeit von Berufsschulen mit Qualifizierungseinrichtungen: Dies gilt besonders für Jugendliche und junge Erwachsene mit besonderem Hilfebedarf.

  • Assistierte Ausbildung stärker nutzen: Dies ermöglicht Jugendlichen mit Behinderung, Benachteiligung und Lernschwierigkeiten, eine vollwertige duale Ausbildung wahrzunehmen.

  • Eine flächendeckende Abdeckung mit Fachklassen in ganz Hessen: Eine sinkende Anzahl von Auszubildende in dualen Ausbildungsgängen führt außerhalb der Ballungsräume zur Aufgabe von Fachklassenstandorten. Es braucht ein Konzept zur Entwicklung der beruflichen Schulen bei weniger Teilzeitschüler*innen und steigenden Ausstattungskosten.

  • Preisgünstiger Wohnraum für Auszubildende: Insbesondere in Ballungsräumen sind nicht nur Studierende, sondern auch junge Menschen in Ausbildung von steigenden Mieten und Verdrängung betroffen. Auch für sie wollen wir mit Wohnheimen günstige Alternativen schaffen. An den Kosten werden die Ausbildungsbetriebe beteiligt. Nicht ausbildende Betriebe werden über die Ausbildungsumlage herangezogen.

  • Eine umfangreiche Beratung zu Weiterbildungsangeboten: In vielen Bereichen gibt es einen starken Fachkräftemangel. Daher wollen wir Beratungsangebote für Auszubildende, schon während der Ausbildung, zu Weiterbildungsangeboten nach der Ausbildung (z.B. Meister*innen Kurse) ausbauen.

 

Viele Grüße

Finn Köllner