Frage an Felix Staratschek von Lothar W. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Kandidatinnen und und Kandidaten im Oberbergischen Kreis, als verkehrspolitisch aktiver Eisenbahner, der sich auch um den Oberbergischen Kreis kümmert, habe ich folgende Fragen:
Setzen Sie sich für die Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke Köln-Gummersbach ein?
Setzen Sie sich für die Wiederherstellung der Zweigleisigkeit von Osberghausen bis Gummersbach ein und evt abschnittsweise bis Marienheide, damit Verspätungen eines Zuges nicht mehr auf den Gegenzug übertragen werden?
Würden Sie es untersuchen lassen, ob bei einer elektrifizierten Bahnstrecke Gummersbach-Köln es sinnvoll wäre die Züge von Lüdenscheid nach Waldbröl zu verlängern? Damit würde man die Kosten einer Wendeanlage in Gummersbach einsparen und den Zugbetrieb Gummersbach-Lüdenscheid wirtschaftlicher machen und den Anschluss nach Hagen sicherer machen.
Wie stehen Sie zum Spiekermann-Gutachten zur Wiehltalbahn?
Wurde darin berücksichtigt, dass die Wiehltalbahn kurz zurvor für eine Achslast von 20 t abgenommen wurde?
Wurden alle Kosten, die im Busverkehr eingespart werden können erfasst, darunter der geforderte Schnellbus Wiehl-Gummersbach?
Warum wurde in der Studie nicht danach gefragt, ob eine Form der Reaktivierung möglich ist, die den Kosten-Nutzen-Faktor erfüllt?
Werden Sie davor sorgen, dass der Kreis für die Versäumnisse seiner Bauaufsicht nachkommt und die zu nah am Gleis genehmigte Denklinger Industriehalle umbauen lässt?
Würden Sie prüfen lassen ob auf der Wiehltalbahn ein niederschwelliger ÖPNV für den Schülerverehr und das Wochenende bestellt werden könnte, anaolg zur Strecke des Ulmer Spatz?
Hochachtungsvoll, L. W.
Sehr geehrter Herr W.!
Danke für Ihre Fragen, die wichtige Themen behandeln, damit die Region Oberberg ein attraktiver Wohnstandort bleibt. Die gute Erschließung durch einen ÖPNV bis nach Mitternacht und die gute Anbindung der Region an das Oberzentrum Köln sind entscheidende Standortkriterien, die im Kreis noch ausgebaut werden müssen. Denn die Verlässlichkeit des Fahrplans der Oberbergischen Bahn lässt noch sehr zu wünschen und die Anschlüsse von der letzten Bahnlinie im Kreis ins Umland haben auch Verbesserungsbedarf.
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> Setzen Sie sich für die Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke > Köln-Gummersbach ein?
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E-Mobilität ist in aller Munde und ist bei der Eisenbahn nichts neues. Ich halte einen elektrischen Zugbetrieb für notwendig. Von Karlsruhe aus hat man unzählige vergleichbare Strecken elektrifiziert. Sollte es an einigen Stellen Probleme geben, etwa im Tunnel, könnten solche Streckenabschnitte auch mit einem Akku überbrückt werden. Aber die Umweltfreundlichkeit und Schnelligkeit steigern sich beim elektrischen Antrieb.
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> Setzen Sie sich für die Wiederherstellung der Zweigleisigkeit von > Osberghausen bis Gummersbach ein und evt abschnittsweise bis Marienheide, > damit Verspätungen eines Zuges nicht mehr auf den Gegenzug übertragen > werden?
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Ich habe mal gelesen, dass die Zweigleisigkeit bis Marienheide schon in Vorbereitung war und dann abgebrochen wurde. Es soll schon Trassenstücke geben, die für die Zweigleisigkeit vorbereitet wurden. Wenn das der Fall ist, könnten diese Abschnitte mit einem zweiten Gleis versehen werden. Auf jeden Fall muss überall, wo es mal Bahnhöfe mit Ausweichgleis gab, wie in Kotthausen und Marienheide, das zweite Gleis mit einer angrenzenden Bahnsteigfläche frei gehalten werden.
Zwischen Gummersbach und Osberghausen ist bei dem derzeitigen Fahrplan die Zweigleisigkeit sehr sinnvoll, weil in Dieringhausen die Zugkreuzung stattfindet.Wegen der Eingleisigkeit führt hier die Verspätung von einem Zug automatisch zur Verspätung des Gegenzuges. Bei einer Zweigleisigkeit kann die Weitergabe der Verspätung deutlich verkleinert oder gar verhindert werden.
Problematisch ist, dass für den Neubau einer zweigleisigen Strecke heute mehr Fläche gefordert wird. Als Neubau müsste die Bahntrasse zum Teil verbreitert werden. Das dürfte aber hier weniger aufwendig sein, als an Stellen, die immer schon eingleisig waren. Wenn ich sehe, welche aufwendigen Bauten es für Straßen im Oberbergischen Kreis gibt, dann ist es nur recht und billig, auch mal bei der Schiene kräftig zu investieren.
Wenn man Glück hat, wurde die Zweigleisigkeit nie offiziell aufgehoben. Es müsste also geprüft werden, ob es Bescheide gibt, die die Strecke Gummersbach - Osberghausen offiziell zur eingleisigen Strecke machen oder ob die Zweigleisigkeit nur außer Betrieb ist, aber nie aufgehoben worden ist. Sollte es keine Unterlagen geben, dass die Zweigleisigkeit aufgehoben wurde, muss vom Fortbestand der Zweigleisigkeit ausgegangen werden, die Verlegung des zweiten Gleises wäre nur die Wiederherstellung des eigentlichen Charakters der Strecke.
Wenn der Kölner Zug Verspätung hat konnte der Zug von Gummersbach dem schon
bis Osberghausen entgegen fahren und müsste nicht in Dieringhausen warten.
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> Würden Sie es untersuchen lassen, ob bei einer elektrifizierten
> Bahnstrecke Gummersbach-Köln es sinnvoll wäre die Züge von Lüdenscheid nach
> Waldbröl zu verlängern? Damit würde man die Kosten einer Wendeanlage in
> Gummersbach einsparen und den Zugbetrieb Gummersbach-Lüdenscheid
> wirtschaftlicher machen und den Anschluss nach Hagen sicherer machen.
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Ich denke das ist eine interessante Variante, die untersucht werden müssten. Zwischen Gummersbach und Lüdenscheid werden nicht so viele Fahrgäste fahren, wie zwischen Gummersbach und Köln. Die langen Kölner Züge bis Lüdenscheid zu führen heißt unnötig Materie zu bewegen und Energie zu verbrauchen. Der Oberbergische Kreis mit Waldbröl, Wiehl und Gummersbach würde so gut an Hagen und Dortmund angebunden und damit an die Fernzüge nach Bremen - Hamburg, Hannover - Berlin oder Emden - Norddeich. Außerdem würde diese Trennung den Fahrplan zwischen Meinerzhagen, Kierspe und deren Kreisstadt Lüdenscheid stabilisieren, was den Binnenverkehr auf der Schiene im Märkischen Kreis sehr fördern würde.
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> Wie stehen Sie zum Spiekermann-Gutachten zur Wiehltalbahn?
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Ich stehe dem Gutachten sehr kritisch gegenüber und denke, dass die Kosten sehr hoch angesetzt wurden und beim Nutzen nicht das was möglich ist, ermittelt wurde. Es ist auch fraglich, ob diese Methode einem Verkehrsprojekt wirklich gerecht wird. Zu Bundesbahnzeiten hieß es in den 80er Jahren, dass eine Bahnstrecke erhalten bleiben könne, wenn die 1000 Fahrgäste am Tag habe. Für die Wiehltalbahn wurden über 3000 Fahrgäste prognostiziert. Wäre die Wiehltalbahn in Betrieb, evt mit viel mehr Fahrgästen als prognostiziert - das passiert bei Reaktivierungen sehr häufig - dann würde keiner auf die Idee kommen, einen Nutzen Kosten Index (NKI) auszurechnen. Es wäre selbstverständlich, diese Bahn zu erhalten. Insofern wäre es Aufgabe einer Regierung im Bundestag, die Regularien für die Reaktivierung von Bahnstrecken zu überarbeiten und ein Programm für die Rückkehr der Schiene in die Regionen aufzulegen.
Interessant waren die Aussagen der Spiekermann-Angestellten. Als ich hörte, dass die auch die Reaktivierung Gummersbach - Lüdenscheid von Spiekermann untersucht wurde und positiv beschieden wurde, fragte ich nach der Veranstaltung die Frau, ob man die Zahlen beider Studien nicht mal gegenüber stellen könnte. Die Antwort war, das sei nicht möglich, weil sich die Regeln für solche Studien verändert hätten.
Kann es also sein, dass heute die Strecke Gummersbach - Lüdenscheid auch am NKI scheitern würde? Wäre die Studie für die Wiehltalbahn vor Jahren noch positiv ausgefallen und wurde dies nun durch die Verschleppung durch CDU und FDP verhindert? Oder wurde diese Studie manipuliert, warum sonst betonen vor allem Politiker, dass alle Beteiligten sich geeinigt hätten, die Ergebnisse der Studie zu akzeptieren. Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber so einen Freibrief hätte ich nie unterschrieben, weil ich nur einer Studie zustimmen kann, bei der alle Zweifel ausgeräumt sind.
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> Wurde darin berücksichtigt, dass die Wiehltalbahn kurz zurvor für eine
> Achslast von 20 t abgenommen wurde?
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Ich habe die Studie im Netz gefunden und darin keine Aussagen zu diesem
guten Streckenzustand gefunden oder dazu, dass hier auch Gütrverkehr
statfinden könnte.
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> Wurden alle Kosten, die im Busverkehr eingespart werden können erfasst,
> darunter der geforderte Schnellbus Wiehl-Gummersbach?
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Auch davon habe ich in der Studie nichts gefunden. Die Schnellbus.Wünsche
der Stadt Wiehl an den Nahverkehrsplan des Oberbergischen Kreises kommen
darin nicht vor. Aber genau dieser Wunsch der Stadt Wiehl beweist doch, wie
notwendig die Wiehltalbahn für den ÖPNV ist.
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> Warum wurde in der Studie nicht danach gefragt, ob eine Form der
> Reaktivierung möglich ist, die den Kosten-Nutzen-Faktor erfüllt?
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Das ist eine gute Frage, vielleicht war so ein Ergebnis gar nicht erwünscht. Mit den untersuchten Modellen konnte man die Frage, ob die Reaktivierung irgendwie möglich ist geschickt umgehen und hoffen, dass es niemand auffällt, dass die grundlegende Frage nicht Gegenstand der Studie war.
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> Werden Sie dafü r sorgen, dass der Kreis für die Versäumnisse seiner Bauaufsicht nachkommt und die zu nah am Gleis genehmigte Denklinger Industriehalle umbauen lässt?
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Was die Bauaufsicht des Oberbergischen Kreises da verbrochen hat ist ein Skandal. Schon zwei Jahre lang ist die Wiehltalbahn wegen dieses Verwaltungsfehlers unterbrochen. Die CDU hat im Kreistag die Mehrheit und müsste eigentlich die Verwaltung antreiben, dass diese die Halle so umbauen lässt, dass der Zugverkehr wieder aufgenommen werden kann. Die CDU lobt doch sonst so das Ehrenamt. Hier bekommt man aber den Eindruck, dass die gar kein Interesse haben, an diesem Zustand etwas zu ändern. Wenn ich im Bundestag bin, muss es klare Regeln geben, dass bei so einem Verwaltungsfehler die Verwaltung auf ihre Kosten den Schaden schnellstmöglich beheben muss. Waldbröl ist damit von der Möglichkeit abgeschnitten, dass die Stadt Ziel von Sonderfahrten und Museumszügen werden kann.
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> Würden Sie prüfen lassen ob auf der Wiehltalbahn ein niederschwelliger
> ÖPNV für den Schülerverehr und das Wochenende bestellt werden könnte,
> anaolg zur Strecke des Ulmer Spatz?
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Das ist ein guter Gedanke. Man kann sich im eletronischen Kursbuch den Fahrplan der Strecke 659 ansehen, die viele Jahre ohne Personenverkehr war. Heute fährt hier am Wochenende von Ulm kommend ein Schienenbus unter dem Namen "Ulmer Spatz" und in der Woche fahren ältere, aber immer noch gut brauchbare Triebwagen der Reihe 628 Fahrten für den Schülerverkehr, die jeder nutzen kann, der zu dieser Zeit fahren will oder kann. http://kursbuch.bahn.de/hafas/kbview.exe/dn?rt=1&mainframe=IK_kachel&tocinfo=IK_strecken&datei=sk-s&x0=0&y0=1712&imgX=2&imgY=9
Wenn sie die Streckennummer anklicken, finden Sie den Fahrplan.
Zwei Videos der Sendung Eisenbahnromantik zeigen, wie man Bahnstrecken, wie
die Wiehltalbahn durch extrensive Nutzung über die Zeit retten kann und diese der Region nutzen kann:
Die Schwäbische Alb Bahn:
https://www.youtube.com/watch?v=WXcqv3RMJaU
Tourismusverkehr des Bundenthalers:
https://www.youtube.com/watch?v=sAtxoaYxS3A
Wochenendfahrten zum Verbundtarif könnten vom NVR Rheunland bestellt werden und die OVAG könnte per Bus die Züge mit den Sehenswürdigkeiten verbinden. Die Wiehltalbahn bekäme so Trassenpreise für den Unterhalt der Strecke und Eisenbahnfreunde könnten sich mit einem historischen Fahrzeug einbringen, dass durch die Bestellung finanziert wird. Wenn die Politiker von CDU und FDP endlich erkennen, welchen Schatz diese mit der Wiehltalbahn im Kreis haben, ließe sich einiges aus der Wiehltalbahn machen. Das erste Zeichen des guten Willens wäre ein Umbau der Halle, die in Denklingen zu nahe am Gleis steht.
Vielleicht geht es dann der Wiehltalbahn doch noch, wie der Schönbuchbahn, die nach über 30 Jahren Stilllegung zurück kam und jetzt sogar elektrifiziert wird. Hier die Geschichte der Stilllegung und Wiederkehr:
https://www.youtube.com/watch?v=_O0KiXTJGtQ
Was man im Güterverkehr aus der Wiehltalbahn machen könnte zeigt dieses Werbevideo der Bentheimer Eisenbahn:
https://www.youtube.com/watch?v=YiWIWudGEQA
Die Orte, die hier im Güterverkehr bedient wären, hätte die DB längst aufgegeben. Was hier in Mittelstädten an Bahnhofservice geboten wird, gibt bes bei der DB in vielen Großstädten nicht mehr. Die Bentheimer Eisenbahn ist eine Kreisbahn. Warum macht der Oberbergische Kreis die Wiehltalbahn nicht zur Kreisbahn und sucht sich Partner, um hier den Güterverkehr zu beleben? Das würde den den Wirtschaftsstandort deutlich aufwerten. Unternehmen, wie die Rhein Sieg Eisenbahn, die Staudenbahn oder die Deutsche Regionaleisenbahn unterstützen Kreise und Kommunen, die wieder auf die Schiene setzen wollen.
Mit bestem Gruß, Felix Staratschek