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Felix Schreiner
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Frage von Rainer W. •

Frage an Felix Schreiner von Rainer W. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Schreiner,

Ich möchte niemals fremdes menschliches Gewebe oder Organe erhalten und halte diese Behandlung aus medizinischer Sicht, nicht nur für völlig ungeeignet, sondern i.d.R. für extrem schädlich. Auch soll kein Mensch sein Leben auf diese schrecklichste Art und Weise, durch Zerstückelung wie auf einem Schlachttisch, verlieren und bis hin zu Knorpelstücken oder Kniegelenken verpackt und verschickt werden.

Die Verdinglichung des Menschen als Medikament, ist für mich der absolute Maßstab von Menschenunwürdigkeit.
Tatsächlich gibt es Menschen, die gegen eine Zerstückelung Ihres Körpers nichts einzuwenden haben, auch nicht gegen den Einbau von fremden Geweben und Organen.

Beide Einstellungen lassen sich verbinden, wenn Menschen sich als Spender registrieren lassen könnten und für jedes Jahr seit der Erklärung der Spendebereitschaft, Punkte kriegen würden, für eine bevorzugte Organ-/Gewebezuteilung im Bedarfsfall. Organerkrankten, die nicht registriert sind, aber aus speziellen Gründen kurzfristig ein Organ/Gewebe brauchen, könnten nach Ihrer Registrierung sofort Zugang zu der Vergabe haben, z.b. durch ein Notfallkontingent auch ohne gesammelte Punkte. Als "Geschlossener Club" gibt es viele Möglichkeiten des Kennenlernens, was die Erfolgsaussichten einer Übertragung, durch bekannte Menschen, erhöht.
Bei denen, die nicht registriert sind bzw. sich bei einer Erkrankung auch nicht registrieren wollen, soll es bei Strafe verboten sein, Organe/Gewebe als Therapie zu verabreichen oder auch zu entnehmen. Dies kommt all den Menschen zugute, die befürchten, im bewußtlosen Zustand nicht widersprechen zu können und nach einer OP mit fremden Organen/Geweben aufzuwachen.

Der amtierende Präsident der Ärztekammer hat dieses Prinzip thematisiert https://www.waz.de/politik/aerztepraesident-organspende-bereitschaft-mit-vorzug-belohnen-id226233671.html .
Wurde dieses Vorgehen diskutiert bzw. welche Erfolgsaussichten würden Sie diesem Vorgehen geben?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr W.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage zur Organspende, auf die ich Ihnen gerne antworte.

Wie Sie sicherlich wissen, werden derzeit in der Debatte um die Organspende zwei Ansätze diskutiert: Zum einen die vom Gesundheitsminister vorgeschlagene Widerspruchslösung, zum anderen eine erweiterte Zustimmungslösung. Für beide Anträge gibt es sehr gute Argumente, letztendlich muss aber jeder Abgeordnete in solch einer wichtigen ethischen Debatte mit bestem Wissen und Gewissen abstimmen. Da Ihnen die Inhalte dieser Ansätze sicherlich bekannt sind, werde ich sie an dieser Stelle nicht nochmals aufgreifen.

Gemeinsames Ziel der beiden Lösungsansätze ist, dass sich die Bevölkerung stärker mit dem Thema Organspende auseinandersetzt. Wie Sie sicherlich auch wissen, ist Deutschland das Spendenschlusslicht der EU. In beiden Fällen geht es auch nicht um einen gesetzlichen Zwang, Organe zu spenden, sondern eben die stärkere Auseinandersetzung mit der Entscheidung selbst. Es gibt in beiden Fällen noch immer die Möglichkeit, sich gegen eine Organspende auszusprechen.

Die Forderung des Ärztepräsidenten, Klaus Reinhardt, den Empfang eines Spenderorgans von der eigenen Spendenbereitschaft abhängig zu machen, greift meiner Meinung nach an dieser Stelle nicht weit genug. Denn das Ziel ist ja, vermehrt Menschen dazu zu bringen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und nicht nur diejenigen, die sowieso bereits auf Grund des eigenen Bedarfs oder aufgrund des Bedarfs eines Freundes oder Familienangehörigen damit konfrontiert sind. Ich bin skeptisch, dass eine bevorzugte Organ-/Gewebezuteilung im Bedarfsfall genügend Anreiz wäre, sich zu informieren und eine Entscheidung bezüglich der eigenen Spendenbereitschaft zu treffen. So würde man sich ja auch nur damit beschäftigen, wenn man selbst präventiv davon ausgeht, irgendwann ein Spenderorgan zu benötigen. Was wir aber brauchen, ist eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Organspende.

Deshalb würde ich die Erfolgsaussichten dieser Idee eher als mäßig bezeichnen, dies ist aber nur meine persönliche Einschätzung und keinesfalls allgemeingültig. Meines Wissens nach wurde dieser Ansatz bisher nicht in unserer Fraktion diskutiert. Gerne trage ich ihn aber in die Debatte mit unseren Fachpolitikern hinein.

Herzliche Grüße,

Ihr

Felix Schreiner, MdB

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