Frage an Farid Müller von Axel P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Müller !
Warum ziehen die Grünen - wie es in dem WELT steht - gegen schlagende Studentenverbindungen zu Felde? Bzw. tun Sie das wirklich ?
Ich bin selbst Mitglied zweier schlagender Verbindungen - beides Corps - und betrachte mich als eher ökologisch-sozial-liberalen Menschen mit viel sympathie für Ihre Partei. Ich bin für einen Mindestlohn und z.B. für echte Straftaatbestände bei Mobbing und Lohnwucher.
Ich halte es da mit Orson Wells:
Steigerung des Luxus:
eigenes Auto, eigenes Haus, eigene Meinung.
Charakterschwach erscheint mir da Herr Ahlhaus, der jetzt seine Mitgliedschaft in einer heidelberger Turnerschaft herunterspielen will. Herr Ahlhaus ist - ganz offensichtlich - in eine Vereinigung eingetreten, die als einen der Grundsätze den "Lebensbund" pflegt. Aufgenommen wird man in studentische Verbindungen nicht einfach so, sondern nur, wenn man sein Interesse angemessen dokumentiert und bewiesen hat.
Wenn er also jetzt nach einigen Jahren davon nichts mehr wissen will, spricht das nicht für seine Zuverlässigkeit und Verläßlichkeit.
Sollte es übrigens wirkllich so sein, daß die Grünen pauschal alle schlagenden Verbindungen bekämpfen, so wäre dies schade und nicht sinnhaft, weil es eine große Vielfalt an Verbindungen gibt und die Masse der mir bekannten Verbindungen - so auch meine - zweifelsfrei auf dem Boden der Freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen. Und wußten Sie, daß der Kern der Widerstandsebwegung des 30. Juli 1944 sich aus Verbindungskreisen gebildet hat ?
Das heißt nicht, daß ich mit den - tatsächlich immer wieder auftretenden - rechtsradikalen Auswüchsen komform ginge. Das Gegenteil ist der Fall.
Beste Grüße
Axel Pöppel
Artikel Welt-Online: http://www.welt.de/die-welt/regionales/hamburg/article8644504/Ahlhaus-in-schlagender-Verbindung.html
Sehr geehrter Herr Pöppel,
Ich danke Ihnen für Ihren offenen Beitrag.
Vorweg: Meines Wissens gibt es keine Programmatik der Grünen, die sich generell gegen Verbindungen wendet.
Uns ist aber sehr bewusst, dass bestimmte Verbindungen eine beunruhigende Nähe zu sehr rechtem, und auch extrem Gedankengut aufweisen. Mir ist aber auch bekannt, dass es Bemühungen gibt, sich davon abzugrenzen, wie Sie das ja machen und dass es Verbindungen gibt, die tatsächlich liberal ausgerichtet sind.
Ich denke, dass das Bild der Verbindungen in der Öffentlichkeit immer noch sehr stark von den extrem rechten und antirepublikanischen Ausrichtung der allermeisten Verbindungen in der Weimarer Republik bestimmt wird. Das ist ein sehr belastendes Erbe.
Ihrer These, dass sich der Kern des Widerstand des 20. Juli aus Verbindungskreise gebildet hat, kann ich mich daher nicht anschließen.
Das Kernproblem im Umgang mit Verbindungen sprechen Sie am Ende Ihres Beitrages selbst an: Rechtsradikale Auswüchse, die eben auch Verbindungsmitglieder wie Sie vor die Notwendigkeit stellen, sich abzugrenzen.
Mit freundlichen Grüßen
Farid Müller