Welche Ziele verfolgen Sie vorragngig für die nahe und ferne Zukunft (mit Blick auf eine "letzte Generation")?
Hallo Herr K., Protest halte ich für eine legitime Form der Meinungsäußerung so lange er auf dem Boden der geltenden Gesetze bleibt - dabei ist es egal, ob man montags spaziert, mit Treckern nach Berlin fährt oder auf Demos geht. Kunst zu zerstören, Rettungswege blockieren oder mit Galgen durch die Straßen zu ziehen, sind in meinen Augen Protestformen, die dem Protestzweck schaden, weil sie ihn in den Hintergrund stellen. Jede Art der Radikalisierung schadet dem eigentlichen Anliegen, weil es Akzeptanz in der breiten Maße kostet und die Chance Gehör zu finden, reduziert. Aber genau darum geht es doch den Menschen, die protestieren. Sie stehen sich mit steigender Radikalität selbst im Weg und erreichen häufig nur eines: mediale Präsenz, aber auch eine größere Spaltung der Gesellschaft, weil die Härte mit der sie ihre Forderungen durchsetzen wollen, zu Ablehnung führt. Hinzu kommt, dass sich Politik nicht von denjenigen, die am lautesten schreien erpressbar machen darf. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch fragen, wo unser Maß und Mitte ist. Ist es so abwegig zuzuhören oder Gespräche zu ermöglichen? Sind Subventionsentscheidungen richtig gefallen oder können Einsparungen auch anders geschehen? Können wir mehr für kommende Generationen tun und welche Proteste erwarten uns dann von anderer Seite? Schöner wäre es, wenn all diese Fragen gar nicht erst auftreten würden und ein Leben ohne Protest möglich wäre. Auf der anderen Seite halte ich es für ein Zeichen guter Politik, die eigenen Entscheidungen auch hinterfragen und korrigieren zu können. Seien wir dankbar, in einer Demokratie zu leben, in der Protest möglich ist, in der jeder so lange ungestraft seine Meinung sagen kann, so lange er sich an Recht & Gesetz hält. Ich würde mir insgesamt sehr wünschen, dass wir mehr miteinander reden, um die Gräben, die Extreme vertiefen, reduzieren zu können - um Verständnis für die Gegenposition zu bekommen und so auch bessere Lösungen zu finden, mit denen alle leben können. Das fordert aber Offenheit von allen Seiten. Ich hoffe, das beantwortet Ihre Frage? Herzliche Grüße, Faina Dombrowski