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Fabio De Masi
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Frage von Jule P. •

Wie stehen sie zu lgbtq?

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Antwort von
BSW

Sehr geehrte Frau P.,

ich respektiere alle sexuellen Identitäten und lehne Diskriminierungen ab. 

Genauer kann ich Ihre Frage leider nicht beantworten, da Ihre Frage sehr allgemein formuliert ist. Ich versuche daher unsere Position zum jüngeren Gleichstellungsgesetz zu erläutern falls Sie hierauf abstellen sollten.

Kritisch sehe ich jedoch einige Aspekte dem jüngsten Gleichstellungsgesetz. Wir befürworten zwar, dass Menschen geholfen wird, die einen hohen Leidensdruck erfahren, weil ihr biologisches Geschlecht nicht mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt und wir negieren nicht, dass dies einen bestimmten Prozentsatz der Bevölkerung real betrifft. Hier muss es Verbesserungen, etwa bei der Übernahme von Kosten im Gesundheitswesen geben.

Es gibt aber auch Fälle bei Jugendlichen, in denen es andere Gründe für diese Wahrnehmung in der Pubertät geben kann. So haben die Zahlen der Jugendlichen, die wegen einer Genderdysphorie medizinische Unterstützung suchen, stark zugenommen. Teilweise lässt sich dies auf eine aufgeklärtere Gesellschaft zurückführen. Aber nicht nur: Denn es fühlen sich heutzutage etwa mehr Mädchen von einer Genderdysphorie betroffen als Jungen. Früher war es umgekehrt. Dies könnte laut Experten auch mit dem Leidensdruck von Mädchen zu tun haben, die unter den Rollenzuschreibungen leiden und/oder von postulierten Schönheitsidealen in den sozialen Medien stark betroffen sind. Viele Experten empfehlen daher zunächst längerfristige therapeutische Unterstützung, bevor es z. B. vorschnell zu operativen Eingriffen kommt, die in einigen Fällen später bereut werden.

So kann auch die frühe Vergabe von Pubertätsblockern (dies sind eigentlich Krebsmedikamente) zu weitergehenden Eingriffen führen, wenn nicht die erwünschte Erleichterung beim psychologischen Leidensdruck eintritt. Die sehr freizügige Vergabe dieser Medikament wird von der Pharmaindustrie beworben, aber unter Experten kontrovers diskutiert. In skandinavischen Ländern und Großbritannien kam es deswegen zu einer schärferen Regulierung der Medikamentenvergabe.

Zudem äußern viele Frauenverbände und betroffene Verbände und Einrichtungen Kritik an der sehr weitgehenden Liberalisierung des Personenstandsrechts und der Auswirkungen (etwa in Frauensaunen und anderen Einrichtungen).

Weitere Informationen hierzu können Sie hier nachlesen:

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/145814/Genderdysphorie-Mehr-Zurueckhaltung-bei-der-Therapie-von-Kindern-mit-Pubertaetsblockern?rt=4225dda4d9f8cb1f4f283e66c3a7da99

sowie hier

https://www.bundestag.de/resource/blob/802752/8fe155e6f019c4734ae2aa92efe2f505/A-Drs-19-4-626-C-neu-data.pdf

Beste Grüße

Fabio De Masi