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Fabio De Masi
BSW
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Frage von Andreas S. •

Welche monetären Auswirkungen hat das Rentenmodell des BSW?

Zu den folgenden Punkte konnte ich keine Aussagen des BSW finden:

- Bruttorente nach 45 Berufsjahren

- Beitragssatz zur gesetzlichen Rente

- Kappungsgrenze des Einkommens, bis zu der der Beitragssatz erhoben wird

- Zuschuss aus dem Bundeshaushalt für die gesetzliche Rente

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Antwort von
BSW

Sehr geehrter Herr S.,

Ich hatte Ihnen kürzlich bereits einige Studien zur Finanzierbarkeit einer auskömmlichen Rente nach dem österreichischen Modell übermittelt.

Die Höhe des Bundeszuschusses oder genaue Beitragssätze hängen von einer Reihe von Faktoren ab (z. B.Entwicklung von Beschäftigung, Produktivität und Bruttolöhnen), die sich über längere Zeiträume nicht seriös vorab prognostizieren lassen. Zudem sind sehr aufwändige Studien mit Daten der Sozialversicherung nötig, die nur durch Beauftragung größerer Institute etwa von Fraktionen des Deutschen Bundestages beauftragt werden können. Das BSW existiert erst seit Januar.

Es gibt jedoch ältere Modellrechnungen zu ähnlichen Konzepten wie es das BSW vertritt. Dazu habe ich mich hier geäußert
https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/lindners-boersenrente-staatsknete-fuer-den-finanzmarkt-li.297088?id=1f08d8b4484a4ed6a559f4341fe9113e

In der Berliner Zeitung schrieb ich unter anderem:

„Es stimmt: Die Bevölkerung wird immer älter und vermutlich werden zukünftig Jüngere mehr Ältere finanzieren (allerdings auch weniger Kinder, die ebenfalls nicht erwerbstätig sind, aber keine Renten beziehen). Aber eine solche Entwicklung ist nicht neu. Und ein Beschäftigter produziert heute pro Kopf auch das 3,5-fache dessen, was ein Arbeiter vor 60 Jahren herstellte.

Der Statistikprofessor Gerd Bosbach warnt daher vor der Rentenlüge. Er betont, von 1900 bis 2000 sei die Lebenserwartung der Menschen um 30 Jahre gestiegen, der Altenanteil habe sich mehr als verdreifacht, dennoch konnten die Sozialsysteme ausgebaut werden. In Bosbachs Worten: „Ein Bauer versorgt heute zehnmal so viele Menschen wie vor hundert Jahren. Wenn der Kuchen immer größer wird – und daran zweifelt keiner –, kann jeder ein größeres Stück abbekommen.“ Entscheidend ist daher auch die Entwicklung der Produktivität, eine hohe Beschäftigung sowie dass Löhne mit der Produktivität mitwachsen. Denn auf die Löhne werden Rentenbeiträge entrichtet.

(…) 


Eine Rente für alle wie in Österreich

Dabei zeigen Länder wie Österreich, dass man auch ohne Riester-Fiasko und Aktienrente die Renten sichern kann. Denn in Österreich müssen (fast) alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen, die Arbeitgeber müssen mit etwa zwölf Prozent leicht höhere Beiträge als die Beschäftigten (etwa zehn Prozent) abführen. Die Durchschnittsrente liegt rund 800 Euro höher als in Deutschland. Österreichische Rentner erhalten Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das Renteneintrittsalter, bei dem man ohne Abschläge in Rente gehen kann, ist mit 65 niedriger als in Deutschland.

Würde man die Renten in Deutschland einmalig um zehn Prozent erhöhen, damit das Rentenniveau wieder 53 Prozent erreicht und den Lebensstandard sichert, würde dies ohne weitere Reformen Durchschnittsverdienende und ihre Chefs jeweils 33 Euro mehr an Rentenbeitrag im Monat kosten. Das sind jeden Tag etwa 1,10 Euro.“

Klar ist , dass die Erfahrungen aus Österreich zeigen, dass bei Ausweitung der Versicherungspflicht stabile Beitragssätze bei auskömmlichen Renten möglich sind. 

Hier geht es zur Berichterstattung über den Fünf-Punkte-Plan der Bundestagsfraktion.

https://www.tagesspiegel.de/politik/funf-punkte-papier-zur-alterssicherung-wagenknecht-partei-fordert-volksabstimmung-uber-rentenpolitik-11656244.html

Beste Grüße

Fabio De Masi

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