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Eva Möllring
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Frage von Frederik H. •

Frage an Eva Möllring von Frederik H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Dr. Möllring,

das Thema, welches ich ansprechen möchte, ist sicherlich kein neues - was jedoch schon mein Problem darstellt, nämlich, dass anscheinend zu wenig für die Chancengleichheit im Studium aller sozialer Schichten getan wurde. Man muss nicht lange suchen, um seriöse Statistiken zu finden, welche eindeutig aussagen, dass Einkommen und Qualifikation der Eltern einen äußerst hohen Einfluss auf den Anfang und den erfolgreichen Abschluss eines Studiums haben.

Hierbei scheint es jedoch nicht von Belang, ob die Statistik von 2000 oder 2008 ist, es finden sich kaum Unterschiede, wobei die Jugend - also die Zukunft des Landes - doch einer der wichtigsten Punkte einer Regierung sein sollte, ohne das Kindern mit viel Potenzial höhere Bildung als der Realschulabschluss verwehrt wird, weil es aus einer "sozial schwachen" Familie stammt.

Ich, momentan ein Schüler der Oberstufe, möchte nicht in einer Klassengesellschaft leben, in welcher ein in der Arbeiterschaft aufgewachsenes Kind nicht die Möglichkeit hat, eine akademische Laufbahn zu wählen, auch wenn es die Fähigkeiten dazu besäße. Ein wirtschaftlich starkes und "modernes" Land sollte sicherstellen, dass Chancengleichheit auf dem Bildungsweg zumindest halbwegs gewährleistet ist, jedenfalls meiner Meinung nach.

Als Laie wende ich mich hiermit an Sie, da ich hoffe, dass Sie mir erklären können, wieso es anscheinend keine Veränderungen in den Statistiken gibt. Ich erwarte keine umfassende, alles erklärende Antwort, da es wahrscheinlich nicht möglich ist, diesen Umstand in wenigen Absätzen zu erklären, doch hoffe ich, dass Ihnen möglich sein wird, mir einen groben Überblick zu geben.

Mit freundlichen Grüßen
Frederik Heintel

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Sehr geehrter Herr Heintel,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 12. Februar, in der Sie sich zum Thema „Chancengleichheit in der Bildung“ äußern. Ich freue mich, dass gerade Sie als junger Mensch dieses Medium nutzen und sich dadurch mit politischen Fragestellungen auseinandersetzen. Wie Sie richtig erkannt haben, kann ich Ihnen „keine umfassende, alles erklärende Antwort“ geben, allerdings ein paar Anmerkungen zu dem Thema machen.

Ich darf grundsätzlich bemerken, dass die Bildungsförderung in Deutschland entgegen Ihrer Annahme nicht allein vom Geldbeutel der Eltern abhängig ist. Wir wissen aus Studien, dass es auch einen direkten Zusammenhang mit dem Bildungshintergrund der Eltern gibt und dass dieser Einfluss auf den Bildungsweg von Kindern nimmt: Eltern, die ein bestimmtes Bildungsniveau erreicht haben, lenken und unterstützen ihre Kinder in deren Bildungsentwicklung, während bei Eltern mit weniger Bildung dies oftmals nicht stattfindet, sondern teilweise sogar das Gegenteil festzustellen ist. Viele Eltern trauen ihren Kindern (und sich selber) auch einfach weniger zu und können deshalb nicht die optimale Unterstützung für ihre weitere Bildung geben. So kommt es dazu, dass bildungsbegabte Kinder aus diesen Familien nicht unbedingt auf ein Gymnasium geschickt oder ihnen andere weiterführende Bildungswege aufgeschlossen werden.

Grundsätzlich ist das niedersächsische Schulsystem sehr durchlässig organisiert, d.h. Kinder werden nicht schon gleich in der 5. Klasse „auf ein Gleis geschoben“, sondern Eltern und Kinder entscheiden über den Schulweg und können diese Entscheidungen bei Bedarf ändern. Gerade die niedersächsische Schulpolitik legt einen besonderen Wert auf die Achtung des Eltern- und Schülerwunsches bei der Schulwahl. Es gibt ferner zahlreiche Möglichkeiten, Schulabschlüsse nachzuholen und sich weiter zu qualifizieren.

Daneben haben wir in Deutschland wirksame finanzielle Instrumente, um die Chancengleichheit für leistungs- und bildungsbegabte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu verwirklichen – unabhängig vom sozialen Hintergrund der Familie.

So gibt es im Rahmen des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG) bereits für Schülerinnen und Schüler Fördermöglichkeiten, d.h. einen Vollzuschuss, der nicht mehr zurückgezahlt werden muss. Vor allem im Bereich der Studienförderung nimmt das BAföG seit Jahrzehnten eine ganz wichtige Stellung ein. Die letzte BAföG-Novelle, die am 1. Januar 2008 in Kraft getreten ist, hat beispielsweise dafür gesorgt, dass über 100.000 weitere Studierwillige in den Genuss der Zahlungen gekommen sind. Dadurch wurde auch gewährleistet, dass mittlerweile 30 Prozent eines Jahrgangs der Studiumsberechtigten für eine BAföG-Förderung in Frage kommen. Somit ergibt sich gerade für Studierwillige und -berechtigte aus Haushalten mit sozial schwachem Hintergrund eine echte Chance auf einen hochqualifizierten Studienabschluss.

Ganz aktuell haben wir im Deutschen Bundestag weitere Verbesserungen des sogenannten „Meister-BAföG“, d.h. dem Förderinstrument für berufliche Aufstiegsbildung, beschlossen. So werden künftig zum Beispiel Erzieherinnen und Erzieher sowie qualifizierte Fachkräfte in der Altenpflege besser gefördert. Die Unterhaltsförderung für Fortbildungswillige mit Kindern nach dem Lehrgangsende bis zum Prüfungstermin wurde für einen Zeitraum bis zu drei Monate verlängert. Der Unterhaltsbeitrag für Kinder von Alleinerziehenden wurde pro Kind auf 210 Euro erhöht und wird zu 50 Prozent bezuschusst.

Zur Übersicht und Vertiefung aller Fördermöglichkeiten, die der Staat für junge Menschen aus einkommensschwächeren Familien geschaffen hat, darf ich Ihnen folgende Internetseite empfehlen: http://www.das-neue-bafoeg.de

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Eva Möllring, MdB