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Frage von Sebastian S. •

Frage an Eugen Engel von Sebastian S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Engel,

seit Jahren ist Sachsen-Anhalt am Ende der Statistiken, wenn es um Arbeit und Löhne geht. Welche Vision haben Sie, damit wieder mehr Menschen in Arbeit kommen? Wenn ich von Arbeit spreche, dann meine ich auch gut bezahlte Jobs. Immer mehr Menschen und auch viele meiner Freunde können oder wollen nicht hier arbeiten da man in unserem Land keine oder nur unterdurchschnittliche bezahlte Arbeit bekommt.

Viele reden ja immer davon, dass die Demographie dieses Problem quasi von alleine lösen wird, aber das betrifft sicher nur die absoluten Zahlen nicht die relativen. Die Geschichte zeigt uns doch, dass nur da wo Kinder sind, es auch langfristig Wachstum geben kann.
Deshalb meine zweite Frage:
Wie denken Sie, dass in Sachsen-Anhalt wieder mehr Menschen und Kinder leben können.

Mit freundlichen Grüße

Schindler

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FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr Schindler,

vielen Dank für Ihre Frage. Ihnen ist sicher bekannt, dass Sachsen-Anhalt nach der politischen Wende in der ehemaligen DDR schwer zu Kämpfen mit den wirtschaftlichen Umstrukturierungen in der Industrie. Damit einhergehend, war ein massiver Verlust von Arbeitsplätzen zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote lag in den vergangenen drei Jahren bei ca. 12 – 13,X Prozent. Das ist natürlich viel zu hoch. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern liegt Sachsen-Anhalt an vorletzter Stelle.

Visionen zu entwickeln heißt allerdings sich mit den gegebenen Standortbedingungen vertraut zu machen. Sachsen-Anhalt muss sich als Standort weiter bewähren und in der Attraktivität steigern. Dazu zählen Sicherheit in der Energieversorgung, sehr gut ausgebaute Infrastruktur und ganz wichtig, die Abdeckung mit qualifiziertem Fachpersonal. Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich berichten, dass letzterer Punkt eine immer größer werdende Rolle spielt.

In Sachsen-Anhalt beschäftigen 95% der Unternehmen weniger als 50 Mitarbeiter. Wir benötigen in Sachsen-Anhalt jedoch mehr Großunternehmen, die ihre Zentralen in unserem Bundesland errichten. Ein wichtiger Aspekt, wenn gerade in Punkten wie Forschung und Entwicklungen Entscheidungen vor Ort getroffen werden müssen. Wir benötigen mehr Technologie- und Wissensbasierte Unternehmen in Sachsen-Anhalt. Rein mit Fertigungsstätten, die lediglich das Arbeitskräftepotential für die Produktion und Dienstleistung abschöpfen werden wir keinen großen Zugewinn an neuen Arbeitsplätzen erhalten. Innovative Gründungsvorhaben sollten steuerlich begünstigen werden und nach wie vor in der Startphase, finanziell mit Hilfe des Landes begleitet werden. Wir brauchen insgesamt mehr Existenzgründungen. Gründungsaktivitäten machen Mut in diesem unseren Land zu bleiben.

Forschung bedeutet Bildung, bedeutet Wissensvorsprung durch Wissenstransfer, bedeutet verstärket Kooperationsverhältnisse zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Die daraus resultierenden attraktiven Arbeitsstellen ziehen wiederum industrienahe Dienstleistungen nach sich.

Für einen Großteil der erwerbslosen Mitbürger ist es zwingend notwendig ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten für gering Qualifizierte zur Verfügung zu stellen. Der Erwerb weiteren Wissens kann arbeitsnah erfolgen. Personal ist nicht nur Kostenfaktor, sondern muss seine Stellung in der Wertschöpfungskette erhalten. Wobei ich ganz klar darauf Hinweise, dass Beschäftigung für gering Qualifizierte nicht gleichbedeutend mit „Niedriglohnsektor“ ist und sein muss.

Und ja, Arbeit und Leistung muss sich für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im wahrsten Sinne des Wortes lohnen. Gerechte Entlohnung hat in meinen Augen nichts mit Sozialromatik zu tun und ist vielmehr eine ethische Frage aus deren Verantwortung sich Unternehmen insgesamt nicht stehlen können. Auch ich bin selbstständig seit knapp zehn Jahren und bin bedingt durch meine Tätigkeit in der Personalwirtschaft viel in Unternehmen unterwegs. Dort werde ich oft mit der Frage konfrontiert: Warum finden wir keine passenden Fachkräfte? Ein Blick auf die Lohnstrukturen gibt schnell eine Antwort. Wobei ich keinesfalls das strömende Fahrwasser des Wettbewerbs dabei auslasse, in dem sich viele dieser Firmen versuchen jeden Tag neu zu behaupten.

Abschließend möchte ich behaupten, dass es weniger eine Vision ist, mehr ist es ein mit viel Kreativität behaftetes Dranbleiben an der Wirtschaftlichen Entwicklung. Erkannte Potentiale für Sachsen-Anhalt müssen zügig und ohne bürokratischen Hürdenlauf umgesetzt werden. Die Voraussetzung sind nicht die Schlechtesten. Ich werde mich weiterhin für ein Verständnis in der Unternehmenskultur einsetzen, das Berufsleben und Familienalltag sich nicht entgegenstehen müssen.

Damit auch ich in meiner täglichen Arbeit nicht immer wieder zu hören bekomme, dass mir junge Menschen sagen, sie entscheiden sich für Bayern und nicht für Sachsen-Anhalt, da für sie die Aussichten einer gesicherten Zukunft dort größer sind.

Freundlicher Gruß

Eugen Engel