Frage an Ernst Kopp von Jörg J. bezüglich Tourismus
Sehr geehrter Hr. Kopp,
Die Universität Köln kommt zu folgender Erkenntnis:
" „Trotz Anwendung verschiedener Methoden konnte kein eindeutiger Zusammenhang zwischen den ökologischen Schäden und der Frequentierung durch Mountainbiker festgestellt werden. Die Erosionsschäden werden durch den hohen Nutzungsgrad der Wege und erosionsbegünstigende Faktoren des Geländes verursacht. …… Auch weitere Erosionsschäden im Siebengebirge konnten nicht eindeutig auf Mountainbiker zurückgeführt werden. Es liegt nahe, dass auch Wanderer, die sich abseits von Wegen aufhalten, für ökologische Schäden erheblich mitverantwortlich sind.“
Aus: Universität Köln, Geographisches Institut, Ergebnisbericht zum Geländepraktikum „Natursportarten und Ökologie, Sommersemester 2002, Seite 59.
Die Regierung des Kanton Zug kommt zu fogendem Ergebnis:
"Trotz immer mehr Leuten, die in ihrer Freizeit auf das Mountainbike steigen: Eine Zunahme an Zwischenfällen lasse sich nicht belegen..."
( http://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/zuger-regierung-will-mountainbiker-nicht-staerker-kontrollieren )
Welche wichtigen belgebaren Gründe sprechen in Baden-Württemberg aus Ihrer Sicht und der Sicht der SPD für eine rigide Einschränkung des Betretungsrecht im Wald durch Radfahrer?
Vielen Dank,
Jörg Jäger
Sehr geehrter Herr Jäger,
haben Sie Dank für Ihre Frage. Ich begrüße Ihr Engagement für das Mountainbiken ebenso, wie ich jeden Einsatz für den Naturschutz honoriere. Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass ein Miteinander von Naturschutz und Tourismus unser gemeinsames Ziel sein muss. Dieses Bestreben verfolgen wir als Landtagsfraktion in vielfältiger Weise. Dies haben Sie ja bereits in den Antworten meiner Kollegen sehen können. Vor dem Hintergrund der Antworten meiner Kollegen beschränke ich mich in meiner Antwort auf die von Ihnen angeführte Studie.
Ich habe mich mit der Studie „Natursportarten und Ökologie“ beschäftigt und möchte deshalb zu Ihrer Konklusion einige Anmerkungen machen.
Zunächst möchte ich kurz auf das Forschungsdesign eingehen und festhalten, dass es sich um eine empirische Erhebung mit konkretem Bezug zum Untersuchungsort Siebengebirge handelt. Hierbei wurden sowohl quantitative Befragungen wie auch qualitative Interviews durchgeführt. Inwieweit hierbei umfassend Aussagen über alle ökologischen Aspekte getroffen werden können, bleibt meiner Ansicht nach offen.
Zudem nennt die Studie einen konkreten Schadensfall (Erosion am Aufgang Löwenburg). Unter diesem Blickwinkel wurden Befragung durchgeführt. Deshalb kann festgehaltenwerden, dass sich das Ergebnis der Studie auf Erosionsschäden bezieht und keine Aussagen über weitere Beeinträchtigungen der Natur trifft.
Ihr Zitat aus der Studie muss deshalb im Zusammenhang betrachtet werden, weshalb ich mir erlaube, das Zitat um Ihre Auslassung zu ergänzen: „Bei dem kartierten Weg am Löwenburger Hof konnten die Mountainbikes nicht als Hauptursache des Erosionsschadens ausgemacht werden. Es ist zu vermuten, dass hauptanteilig die Fußgänger, hier insbesondere die Kinder, die Erosionsschäden verursachen. Dieses Ergebnis lässt sich jedoch nicht ohne weitere Untersuchungen auf andere Gebiete des Siebengebirges übertragen.“
Mit dieser Ergänzung wird deutlich, dass es sich zum einen um eine Vermutung handelt und zum anderen das Ergebnis nicht einfach übertragen werden kann. Die Studie führt deshalb weiter aus „Darum sollte die Natursportart Mountainbiken im Siebengebirge zumindest nicht weiter gefördert werden. Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass ökologische Folgewirkungen – wenn auch nicht gesondert auf die Mountainbiker – doch zu einem gewissen Anteil auf die Mountainbiker zurückzuführen sind.“ (S. 60 ebenda).
In diesem Lichte betrachtet kommt die Studie mitnichten zu einem so eindeutigen Ergebnis.
Gerne setze ich mich weiterhin für ein Miteinander von Naturschutz und Tourismus ein.
Beste Grüße
Ernst Kopp