Frage an Erich Georg Fritz von Oliver D. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Fritz,
die Globalisierung scheint falsch konstruiert zu sein, sie bevorteilt totalitäre Staaten wie China, die ihre Arbeitnehmer in Billig-Lohn-Slaverei zwingen. Aus den Unterschieden im Lohnnineau resultieren z.B. die chinesischen Handelsüberschüsse, die mit zur Verschuldung der USA und so zur der derzeitigen Finanzkrise beigetragen haben dürften.
Der globale Freihandel ist eine an sich gut Sache, doch wann wird dieser durch Lohnniveau-Ausgleichszölle so reguliert werden, daß es nicht mehr lohnt das eigene Volk durch Niedriglöhne auszubeiten?
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Dietzel
Sehr geehrter Herr Dietzel,
vielen Dank für Ihre Fragestellung.
Im Laufe meiner Amtsjahre habe ich vielfach die Ängste von Bürgerinnen und Bürgern erlebt, dass durch den mit der Globalisierung entstehenden steigenden Wettbewerbsdruck, die Unterbezahlung im Job einhergeht. Die globale Arbeitsangebotszunahme bedeutet, dass Arbeit weltweit weniger knapp ist als früher. Das zieht nach sich, dass der Preis der Arbeit -- also der Lohn -- fällt. Globalisierung allein ist für diesen Effekt nicht verantwortlich. Es werden zunehmend technologische Hilfsmittel eingesetzt, die Rationalisierungsmaßnahmen der Unternehmen nach sich ziehen wie bspw. die Senkung der Lohnquote.
Viele Befürchtungen richten sich auch gegen Arbeitsplatzverlagerungen ins Niedriglohnausland. Untersuchungen zeigen jedoch, dass bspw. die gesamte Arbeitsplatzverlagerung nach Osteuropa deutlich unter einem Prozent der Gesamtbeschäftigung in Deutschland (40 Mio. Erwerbstätige) liegt. In den vergangenen Jahren hat sich vielmehr ein Trend zur Dienstleistungsgesellschaft entwickelt, der zur Folge hat, dass, ohne direkten Einfluss der Globalisierung, die Industriebeschäftigung sinkt.
Die internationale Arbeitsteilung wäre dann nicht mehr zum Vorteil aller, wenn die jeweiligen Vorteile durch regulierende Maßnahmen nivelliert würden. Wir brauchen Regeln für soziale und ökologische Belange, aber keinen willigen Ausgleich.
Ich betone ausdrücklich, dass Handel zwischen Staaten in aller Regel zum Vorteil von allen Beteiligten ist. Ein ausgeglichenes und vernünftiges Zollniveau spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Ausfuhren der Industriestaaten wachsen selbst in der gegenwärtigen schwierigen Finanzmarktlage gut. Deutschland als Exportweltmeister steht im Warenhandel besonders gut dar. In meinen Gesprächen mit Interessensvertretern versuche ich der negativen Wahrnehmung von Globalisierung entgegenzuwirken. Arbeitsplatzverluste und damit verbundene Einzelschicksale aufgrund einer Verlagerung von Unternehmen nach Osteuropa oder Asien machen es mir mitunter schwer. Ich habe selbst in meiner Region erlebt, wie arg die Menschen betroffen waren, als Nokia im Januar dieses Jahres ankündigte seine Produktionsstätte nach Rumänien zu verlagern. Für die Zukunft wünsche ich mir dennoch, dass die Vorteile der Globalisierung in der öffentlichen Debatte mehr zur Geltung kommen. Gesicherte Arbeitsplätze durch Exporte und ausländische Investitionen, höhere Realeinkommen, weil durch Freihandel die Produktivität gesteigert wird und Waren billiger sind, wenn wir sie importieren.
Mit freundlichen Grüßen
Erich G. Fritz MdB