Frage an Erich Georg Fritz von Frank W. bezüglich Finanzen
Der Historiker Götz Ali hat vor einigen Monaten mit seinem äußerst umstrittenen Buch "Unser Kampf 1968" die 68er Bewegung verunglimpft und deren Methoden mit denen der Nazis verglichen. Nunmehr wird bekannt, daß sein Buch historisch nicht haltbare "Tatsachen" behauptet, die die Grenze zur Geschichtsfälschung überschreiten. Zu Einzelheiten verweise ich auf den Presseartikel aus der Frankfurter Rundschau vom 6.5.2008.
Skandalös ist in diesem Zusammenhang aber die Tatsache, daß die Bundeszentrale für politische Bildung einen Teil der ersten Auflage aus Steuermitteln aufgekauft hat und auch noch zur Verbreitung dieser Geschichtsfälschung beiträgt.
Ich gehe davon aus, daß Ihnen die Angelegenheit bis jetzt weitgehend unbekannt geblieben ist, möchte Sie aber ausdrücklich davon in Kenntnis setzen und Ihnen Gelegenheit geben, Ihre Kontrollfunktion gegenüber der Regierungsinstitution wahrzunehmen.
Bitte teilen Sie mir mit, welche Schritte Sie hierzu zu unternehmen gedenken bzw. schon unternommen haben.
Sehr geehrter Herr Wilke,
vielen Dank für Ihre Mail vom 12.05.2008, die Sie über Abgeordnetenwatch an mich herangetragen haben.
Nach meiner Information hat die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) den Band von Götz Aly, "Unser Kampf. 1968 - ein irritierter Blick zurück", als Lizenzausgabe des S. Fischer Verlages in ihre Schriftenreihe aufgenommen. Die inhaltlichen Aussagen sind keine "autorisierten" Meinungsäußerungen der bpb und können das auch gar nicht sein, sondern dienen der freien politischen Urteilsbildung der Leserinnen und Leser. Zudem kann die bpb bei einer Lizenzausgabe auch nicht im Nachhinein in den Text eingreifen.
Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hat der Autor Götz Aly am 10.5.2008 in einem Leserbrief an die Frankfurter Rundschau auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe reagiert. Im Kern geht es um drei "Ungenauigkeiten", wie Aly schreibt. Davon ist eine bereits durch eine Berichtigungskarte korrigiert, die sowohl der Verlagsausgabe wie selbstverständlich auch der Ausgabe der bpb beiliegt. Diese Beanstandungen sollen nun in einer eventuellen Neuauflage des Verlages korrigiert werden - wie es Usus ist bei Werken mit wissenschaftlichem Anspruch. Natürlich würde die Bundeszentrale für politische Bildung auch weitere "Fehler" durch einen Einlegezettel korrigieren und die Auslieferung des bpb-Bandes umgehend einstellen, sollte Justiziables festgestellt werden.
Alys Grundthese ist sicher provokant, aber was könnte der politischen Bildung Besseres passieren, als politisch Interessierten ein Angebot zu unterbreiten, das die gesellschaftlichen Debatten unserer Gesellschaft widerspiegelt?
Mit freundlichen Grüßen
Erich G. Fritz MdB