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Frage von Beate B. •

Frage an Elisabeth Winkler von Beate B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Hallo Frau Winkler,

allerorten ist von der "bösen" Wirtschaftskrise die Rede.
Interessant dabei ist, dass diese "Krise" in den östlichen Bundesländern kaum spürbar ist (Nachricht von Bayern Aktuell), sondern hauptsächlich also altes Bundesgebiet betroffen ist.
Das läßt die Schlussfolgerung zu, dass die Krise hauptsächlich die großen Finanzmärkte, -plätze und große Konzerne betrifft, aber eben nicht den Normal-Verdiener. Klar ist, dass Konzerne etc. versuchen, sich zu Lasten des Normal-Verdieners wieder in Form zu bringen - sprich an alte Gewinnmargen anzuknüpfen. Klar ist auch, dass dadurch sehr viele gute Arbeitsplätze verloren gegangen sind, weiterhin verloren gehen und ab Oktober noch viel drastischer verloren gehen werden - die entstehenden Lücken werden mit Zeitarbeitern bzw. Billig-Lohnarbeitern gefüllt - zu Lasten der Qualität, zu Lasten des Know-How und damit letztendlich zu Lasten der Volkswirtschaft Deutschlands, aber natürlich vordergründig zu Gunsten eines Wirtschaftsaufschwungs/eines wieder ansteigenden Wirtschaftsgewinn (der nicht in Investitionen gesteckt werden wird, sondern vermutlich in Managergehälter etc.). Übrigens ein doppelter Schaden für die deutsche Volkswirtschaft, da gerade der Billig-Lohn-Sektor ein krankheitsanfälliger Sektor ist, wo dann gnadenlos der eine Arbeiter gegen einen anderen ausgetauscht wird - kranke Arbeiter gekündigt werden und ins System (Staat) als unbrauchbar zurückgeworfen werden - die Kosten eines solchermaßen "ausgezuzelten" Arbeiters trägt dann der Staat. Der "erbeutete" Gewinn verbleibt bei den Konzernen.

Meine Frage nun an Sie und Ihre Partei:
Was für Ideen haben Sie genau, um diese Arbeitsplätze und damit auch die sog. "deutsche Qualitätsarbeit" und das über Jahrzehnte hinweg durch (noch) gute Ausbildung erreichte Know-How zu bewahren bzw. wieder aufzubauen?

Mit freundlichen Grüßen,
B. Buheitel

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Sehr geehrte Frau Buheitel,

vielen Dank für Ihre Anfrage, mit der Sie auf eine wesentliche Grundvoraussetzung bereits deutlich hinweisen: Unser Bildungssystem, das international ins Mittelmaß abgesunken ist und in seiner Qualität wieder kontinuierlich verbessert werden muss.

Damit unsere Wirtschaft insgesamt gesehen weltweit mit in einer Spitzenposition verbleiben kann, wird man allerdings nicht um einschneidende Änderungen herumkommen:

Ein spürbar werdender Klimawandel und eine zunehmende Ressourcenverknappung („Peak Oil“) erfordern von uns ein grundsätzliches Umdenken: Weg von fossiler Energie, hin zu erneuerbaren Energien. Weg von unserer Verschwendungssucht, hin zu einem effizienten Umgang mit unseren Ressourcen.

Wer bei diesem Umbau seiner Wirtschaft keine führende Rolle spielt, der wird auch weltweit an Bedeutung verlieren. Ein Beispiel: Wer im Bereich der Mobilität mit innovativen Lösungen und scharf herabgesetzten Verbrauchswerten neue Standards setzen kann, der redet mit auf den Märkten der Zukunft.

Eine ganze Reihe deutscher Wirtschaftszweige, vor allem unsere schnell wachsende Umwelttechnik-Industrie, bieten gute Voraussetzungen. Gezielte und produktnahe Forschungsförderung sind verstärkt vonnöten.

Nicht übersehen werden darf, dass internationale Wettbewerbsfähigkeit in einem nachhaltigeren Umfeld auch eines anderen Steuer- und Abgabensystems bedarf (siehe ödp-Konzept Steuerreform für Arbeit und Umwelt, mit dem Arbeit verbilligt und gerade auch der von Ihnen angesprochene Billig-Lohn-Sektor entlastet und Umweltnutzung entsprechend verteuert wird) sowie öffentlicher Haushalte im Gleichgewicht. Ferner muss unser Wirtschaftssystem naturverträglich werden: Es kann nicht sein, dass der freie Wettbewerb ökologische und soziale Lasten auf die Allgemeinheit überwälzt. Ziel muss eine öko-soziale Marktwirtschaft mit einem nachhaltigen Wettbewerb werden, in dem der Staat und nicht die Wirtschaft den Ordnungsrahmen vorgeben.

Zuletzt noch eine Bemerkung zum Thema Arbeitsplätze: Vieles deutet darauf hin, dass eine Vollbeschäftigung wie in den ersten Nachkriegsjahrzehnten nicht mehr zu erreichen sein wird.

Doch ist der heutige Zustand mit Stress und Überlastung auf der einen Seite der Gesellschaft und Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite nicht mehr hinnehmbar. Hier werden wir zu einer neuen Balance finden müssen.

Mit freundlichen Grüßen Ihre

Elisabeth Winkler