Frage an Elisabeth Scharfenberg von Wilfried M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Scharfenberg,
nach je 22 Jahren ärztlicher Tätigkeit in der DDR und danach fordert der (politischer Vereinnahmung völlig unverdächtige) Bützower Internist Dr. med. BUHR ein anderes Gesundheitssystem und erinnert an die ärztliche Verantwortung, die ihm kein Politiker abnehmen könne. Er wendet sich klar gegen die Ökonomisierung im Gesundheitswesen (1).
Dr. med. DÖLLEIN, Neuöttinger Facharzt für Allgemeinmedizin und CSU-/Stadtrats- Mitglied, war schon 2008 durch einen -u.a. bei den "Nachdenkseiten veröffentlichten- Brief bekannt geworden, in dem er sich scharfsinnig mit den vermittels Wortgeklingel über uns gebrachten Verhältnissen im Gesundheitswesen befaßte.
Er erkannte u.a. richtig, daß die damalige Gesundheitsministerin mit ihrer Propaganda zugunsten der Einführung von MVZ einen entscheidenden Unterschied zu den Ambulanzen der DDR "vergaß"(Volkseigentum -bei Dr. Döllein: "Staatsbesitz"- der Ambulanzen vs. "MVZ in den Händen monopolistischer Konzerne", welche "die Gesundheitsausgaben sicher ans Limit treiben und auch mit den Patientendaten noch Geschäfte gemacht werden." (2)
Die "ganzen Ziele dieser entsolidarisierten Übernahme der Bevölkerung" seien - zumal via Propaganda der Bertelsmann-Stiftung- "den Politikern damals von den Initiatoren angepriesen worden mit den Begriffen Vernetzung, Qualitätssteigerung, Kommunikationssteigerung und so weiter."
Der "extrem apodiktische Anspruch und die verlockenden Heilsbotschaften" erinnerte D. Döllein "leider an die Ideen von Scientology".
Meine Fragen:
1. Wie beurteilen Sie das Wesen des real existierenden Gesundheitssystems (gemessen am ärztlichen Ethos)?
2. Handelt es sich womöglich um einen riesigen -strategischen- Betrug zugunsten weniger Leute?
3. Ist eine radikale Wende erforderlich?
Mit freundlichen Grüßen
Dipl. med. W. Meißner
Anti-Korruption . Reformation 2014 e.V.
1) "Das Nächste, bitte. Arzt in zwei Systemen" Verlag am Park, Berlin, S. 131 ff
2) http://www.nachdenkseiten.de/?p=2965
Sehr geehrter Herr Meißner,
in unserem Gesundheitssystem gibt es sicherlich diverse ökonomische Fehlanreize. Das hat angesichts einer alternden Gesellschaft, in denen Krankheiten aufgrund des höheren Alters zunehmen und gleichzeitig Beitragszahler weniger werden, besonders unangenehme Folgen für die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler.
Entsprechend muss es unser Ziel sein, das Gesundheitswesen zukunftsfest zu machen und so aufzustellen, dass dauerhaft eine gute Versorgung aller bei tragbaren Kosten gesichert ist. Grüne Politik hat verschiedene Ansätze dazu.
Zum einen wollen wir die Versorgungsstrukturen durchlässiger machen, den ambulanten und den stationären Bereich besser miteinander verzahnen, auch die Übergänge zwischen Gesundheitsversorgung und Pflege, Rehabilitation, Prävention fließender machen. Dazu gehört auch eine bessere Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe, und zwar auf Augenhöhe. Nichtakademische Gesundheitsberufe müssen mit mehr Kompetenzen ausgestattet werden, sofern sie die dazu notwendige Qualifikation nachweisen können. Ähnliches empfiehlt auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.
Zum anderen wollen wir die Finanzierung auf eine nachhaltige Basis stellen und plädieren daher bereits seit langem für die grüne Bürgerversicherung in Gesundheit und Pflege. Das bedeutet, dass wir alle Bürger – und zwar wirklich alle, auch Selbstständige, Beamte, Abgeordnete … – in die Bürgerversicherung einbeziehen. Und alle sollen entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit an der Finanzierung des Gesundheitswesens beteiligen. Niemand kann sich mehr entziehen. Wer sein Geld überwiegend aus Vermietung, Verpachtung, Zinserträgen, Gewinnen erhält, muss darauf einen Beitrag zahlen.
Mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Scharfenberg