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Elfi Jantzen
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Frage von Dieter K. •

Frage an Elfi Jantzen von Dieter K. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Jantzen,
es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht berichtet wird, daß die „Gesundheitskosten" steigen. Ja, es wird sogar prognostiziert, daß die „Gesundheitskosten" noch höher werden: Überalterung, teure technische Geräte, hohe Arzneimittelkosten. Die Gerätehersteller und die Pharmaindustrie reklamieren für sich hohe Forschungskosten (die meistens über des Forschungsetat der Bundesregierung vom Steuerzahler getragen werden) , die, so scheint es, alleine in Deutschland wieder „verdient" werden müssen. Nur zur Erklärung: Arzneimittel gleicher Herkunft und Zusammensetzung sind selbst im EU-Ausland meistens billiger als bei uns. Bei alledem fällt auf, daß erfolgreiche Heilmethoden medizinischer Außenseiter, vielfach von der „veröffentlichten Meinung" diffamiert, bestenfalls mit Sensationsberichten belastet, ansonsten totgeschwiegen, von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Es häufen sich die medizinischen Fehlbehandlungen und mißlungenen Operationen. Dieser Tage wurde bekannt, daß bei 1800 eingereichten Beschwerden bei der AOK Berlin alleine 600 Beschwerden als richtig anerkannt wurden. Unser „Krankheitswesen" ist selber sehr krank und deshalb nicht mehr zurechnungsfähig.
Sind Sie nicht auch der Meinung, daß eine medizinische Therapiefreiheit ein sehr nützliches Verfahren wäre, den Menschen Gesundheit und materielle Entlastung zu geben? Sind Sie bereit, gegen den massiven Widerstand und Bestechungsversuche der Pharma- und Geräteindustrie, entsprechende Gesetzesänderungen im Bundestag einzubringen?
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
www.neuepolitik.com

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Kersten,

da habe ich zunächst mal eine Gegenfrage an Sie: Wie kommen Sie darauf eine medizinische Therapiefreihet sei ein nützliches Verfahren, den Menschen Gesundheit und materielle Entlastung zu geben, wenn sich - wie Sie selbst richtig beschreiben - schon jetzt die medizinischen Fehlbehandlungen häufen? Ist es dann nicht doch besser, wenn die Wirksamkeit einer Behandlungsmethode - egal ob es sich um Schul- oder Alternativmedizin handelt - nachgewiesen werden muss?

Fehlbehandlungen haben zunächst einmal nichts mit Schul- oder Alternativmedizin zu tun, sondern sie sind Folge falscher Anwendung oder falscher Diagnosestellung. Bündnis 90 / Die Grünen setzen sich schon seit langem aktiv für mehr Transparenz und Rechte für Patientinnen und Patienten ein, um den sich ausweitenden Klagen, wie Sie sie zu Recht zitieren, entgegen zu wirken. Die jüngste Gesundheitsreform - durch das "Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung" (GKV-Modernisierungsgesetz, GMG) - hat im Bezug auf PatientInnenbeteiligung auf politischer Ebene zwei Änderungen gebracht: Zum Einen hat der Gesetzgeber das Amt des PatientInnenbeauftragten der Bundesregierung neu geschaffen. Zum Anderen ziehen PatientInnenvertreter beratend in eines der wichtigsten Steuerungsgremien des deutschen Gesundheitswesens ein: den Gemeinsamen Bundesausschuss.

Ansonsten kann ich nicht feststellen, dass alternative - sagen wir besser: komplementäre - Heilmethoden totgeschwiegen werden. In den letzten etwa fünf Jahren hat sich die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mit den Zusatzbezeichnungen Naturheilkunde oder Homöopathie fast verdoppelt. Die größte deutsche Betriebskasse, die Deutsche BKK mit 1,1 Millionen Mitgliedern, hat mit dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte und dem Deutschen Apothekerverband einen Vertrag über eine integrierte Versorgung geschlossen: Die Krankenkasse übernimmt seit dem 1.6.05 die Kosten für die Leistungen von Homöopathen. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass sich immer mehr Menschen in Deutschland eine homöopathische Therapie wünschen und diese Behandlung mit geringen Kosten vielen Patienten hilft. Der mit dem GMG erneuerte Paragraf zur Integrierten Versorgung (§ 140 a-f SGB V), der das ermöglicht hat, ist eine bündnisgrüne Errungenschaft! Wir haben also die entscheidenden Rahmenbedingungen geschaffen, die die Mitwirkenden im Gesundheitswesen für sich nutzen müssen. Dass wir uns wünschen, mehr komplementäre Verfahren im Behandlungsalltag berücksichtigt zu sehen, können wir aber nicht durch eine Lockerung der Arzneimittelsicherheit, sondern - zusätzlich zu den bereits geschaffenen gesetzlichen Rahmenbedingungen - nur durch Forschungsförderung voranbringen, was wir auf Länderebene in Berlin bereits auf der Agenda haben.

In diesem Sinn werden wir unsere Gesundheitspolitik auf Bundesebene nach der Wahl fortsetzen: zum Wohl und zur Sicherheit für alle treten wir für mehr Vorsorge, Information und Qualität nach geprüften Regeln ein. Ich hoffe, dass Sie uns dabei nach Kräften unterstützen werden!

Mit freundlichen Grüßen
Elfi Jantzen