Frage an Elfi Jantzen von Petra S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Janzten, noch eine Nachfrage: Wie stehen Sie zum Thema Gewalt an Schulen? Wird das Thema aus Ihrer Sicht vorallem künstlich von den Medien hochgepuscht?
Sehr geehrte Frau Stein,
die Problematik der Gewalt an Schulen beschäftigt mich seit vielen Jahren, zunächst in meiner Tätigkeit als Lehrerin an der Werner-Stephan-Oberschule in Tempelhof, dann als Mutter zweier zweier Söhne in Charlottenburger Schulen und als Bezirks- und nun Landespolitkerin. Sie ist bedauerlicherweise kein neues Phänomen. Dabei geben nicht nur die in der Medienberichterstattung aufgegriffenen auffälligen und besonders gewalttätigen Vorfälle Anlass zur Sorge, sondern besonders auch der Anstieg der alltäglichen "kleinen" Gewalt in der Familie, in Kitas und Schulen, in den Medien wie auch der Anstieg suchtgefährdeter Kinder und Jugendlicher. Gewalt an Schulen muss im Zusammenhang mit einer beobachtbaren zunehmenden Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft insgesamt betrachtet und kann nicht von den Schulen allein gelöst werden. Hier sind vielfältige Maßnahmen notwendig - von Angeboten der Familienbildung, über Erziehungs- und Familienberatung, einem verbesserten Medienschutz bis hin zu polizeilichen Maßnahmen bei eklatanten Vorfällen.
In den Schulen selbst halte ich es für wichtig, dass hier ein Klima des wechselseitigen Respekts geschaffen und soziales Lernen und Verhalten Grundprinzip des Schullebens werden, wie es viele Schulen insbesondere Haupt-, Grund- und Gesamtschulen, die schon lange mit zunehmenden Konzentrations- und Verhaltenstörungen, Aggressivität und gewalttätigem Verhalten konfrontiert sind, mit verschiedenen Maßnahmen bereits begonnen und teilweise auch erfolgreich umgesetzt haben. Mich verwundert es z.B. immer wieder, dass nicht an allen Schulen SchülerInnen als MediatorInnen und Konfliktlotsen ausgebildet und eingesetzt werden. So können die SchülerInnen selbst mehr Verantwortung für ein soziales Miteinander und gewaltfreie Formen der Auseinandersetzung übernehmen.
Weitere wichtige Schritte sehe ich in der Öffnung der Schulen zum Umfeld, der besseren Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe auch im Rahmen des Ausbaus der Ganztagsangebote, Kooperationen mit der Nachbarschaft und der Einbeziehung und Beteiligung der Eltern. Darüber hinaus ist die Fort- und Weiterbildung in Sachen Konfliktberatung und Gewaltprävention für die an den Schulen tätigen Fachkräfte von großer Bedeutung. Schulen in sozial benachteiligten Gebieten müssen gezielt unterstützt und mit zusätzlichen Stellen, wie SchulpsychologInnen und SozialarbeiterInnen ausgestattet werden. Im Hinblick auf besonders dramatische Gewaltvorfälle halte ich die Kooperation mit der Polizei und regelmäßige Gespräche mit sog. Vertrauenspolizisten für notwendig.
Mit freundlichen Grüßen
Elfi Jantzen