Frage an Elfi Jantzen von Petra S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Stein,

genaue Daten über den Unterrichtsausfall in den Schulen in meinem Wahlkreis liegen mir leider nicht vor. Sie werden von der Senatsverwaltung erst mit dem Jahresbericht zum Unterrichtsausfall und Vertretungsunterricht der öffentlichen allgemein bildenden Schulen des Schuljahres 2005/ 2006 im Herbst veröffentlicht. Mir ist aber bekannt, dass an einigen Schulen wie z.B. der Pölchau-Oberschule und auch an der Schule meines Sohnes, der Gottfried-Keller-Oberschule, der Unterrichtsausfall im vergangenen Schuljahr zeitweise sehr hoch war.

Der rot-rote Senat negiert die Probleme in den Schulen und rechnet sie schön. Nach einer Vorlage von Schulsenator Böger an den Hauptausschuss zur personellen Ausstattung der Berliner Schulen waren alle Bezirke im vergangenen Schuljahr mit über 105 Prozent ausgestattet und die Unterrichtsversorgung betrug im Schnitt 107 Prozent (einschließlich der Dauerkranken). Die Realität des Berliner Schulalltags sieht allerdings anders aus. Kaum eine Berliner Schule kann einen regulären Unterrichtsbetrieb gewährleisten. Der Unterrichtsausfall hat mancherorts bedrohliche Zustände angenommen. Leidtragende sind die SchülerInnen. Besonders dramatisch wirkt sich die mangelhafte Unterversorgung auf die flexible Schuleingangsphase aus: Ohne qualifiziertes Personal und eine zuverlässige Personalplanung wird diese Reform scheitern. Trotzdem werden wahrscheinlich auch in diesem Schuljahr zahlreiche Schulen, insbesondere Grundschulen, mit weniger als 100 Prozent Unterrichtsversorgung auskommen müssen.

Vertretungsunterricht und Unterrichtsausfall lassen sich zwar nach meiner Einschätzung nicht gänzlich verhindern, können aber durch bessere Personalplanung und -ausstattung der Schulen auf ein Minimum reduziert werden. Unsere Fraktion hat in der Vergangenheit wiederholt eine bessere personelle Ausstattung und Personalbedarfsplanung gefordert. Insbesondere sollen aus der Vertretungsreserve die sog. dauerkranken Lehrkräfte endlich herausgenommen werden, da sie für den Unterricht nicht zur Verfügung stehen. Neben einer besseren Grundausstattung wollen wir die Schulen in die Lage versetzen , Unterrichtsausfall selbständig zu reduzieren. Dazu brauchen sie ein eigenes Personalbudget, um kurzfristig Lehrpersonal einstellen zu können. Zusätzlich sollen Schulen über ein Vertretungspool schnell, unbürokratisch und schulartenübergreifend auf Lehrkräfte zugreifen können.

Aus meiner Sicht bleiben die notwendigen Bildungsreformen wie der Ausbau der Ganztagsschule, die Stärkung der individuellen Förderung und die Bekämpfung des Unterrichtsausfalls ohne Geld nur leere Worte. Im Unterschied zu allen anderen Parteien haben Bündnis 90/Die Grünen sich festgelegt: Wir wollen jeden fünften Euro aus den erwarteten Mehreinnahmen für eine bessere Bildung und Ausbildung der jungen Generation einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Elfi Jantzen