Frage an Eduard Oswald von Gabi O. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Oswald,
zum Thema Kernenergie interessiert mich einiges brennend, was von Union und FDP gebetsmühlenhaft gepredigt wird:
1. warum spricht die CSU immer wieder von der klimaschonenden, CO2 freien Kernenergie. Ist es nicht vielmehr so, dass moderne Gaskraftwerke weniger CO2 erzeugen als Kernkraftwerke?
2. Teilen Sie die Ansicht , dass es dem Weltklima vollkommen egal ist in welchem Teil der Erde CO2 freigesetzt wird?
Stimmen Sie zu, dass maximal die Stromerzeugung aus Kernbrennstoffen annährend CO2 frei ist, der Uranabbau, die Anreicherung usw. sehr wohl CO2 intensiv ist?
Wenn ja, warum wird hier von Union und FDP so schamlos gelogen??
3. Warum soll Laufzeitverlängerung zu günstigen Strompreisen führen? Wird dieser nicht an der Strombörse festgelegt?
4. Ist es nicht so, dass Deutschland Strom exportiert, und das, obwohl nicht alle AKWs am Netz sind ?
5. Wie groß wäre die viel zitierte Versorgungslücke ohne AKW-Strom?
6. Stimmt es, dass Windkraftanlagen manchmal in der Leistung gedrosselt werden, weil die Leitungsnetze nicht entsprechend ausgelegt werden, Atomstrom sozusagen die Leitungen "verstopft" und der Windstrom nicht abgenommen werden kann?
7. Halten sie das erhöhte Krebsrisiko von Kindern in der Nähe von AKWs für vertretbar?
8. Unterstützen Sie eine unabhängige Endlagersuche, die Standorte vergleicht und den am besten geeigneten zum Endlager ausbaut ? Wenn nein, warum nicht?
9. Warum haben AKW´s im Gegensatz zu anderen Unternehmen keinen risikogerechten Haftpflichtschutz?
10. Unterstützen Sie die Forderung, die für die Endlagerung gebildeten Rückstellungen der EVU´s in einen staatlichen Fond zu überführen um sicherzustellen, dass das Geld nicht verspekuliert wird und am Ende der Steuerzahler die Kosten der Endlagerung tragen muss? Wenn nein, warum nicht?
10. Kennen Sie die Zustände in Uranabbaugebieten?
Ihrer Antwort sehe ich mit Interesse entgegen.
Mit freundlichen Grüßen
Olbrich-Krakowitzer
Sehr geehrte Frau Obrich-Krakowitzer,
Ihre Anfrage hat mich leider erst nach der Bundestagswahl erreicht. Sie sind aktive Politikerin der ÖDP. Sie hätten auch andere Möglichkeiten im Wahlkampf gehabt, als mir kurz vor der Wahl zu schreiben.
Zusammenfassend stelle ich fest:
Deutschland braucht eine nationale Energiestrategie. Deutsche Energiepolitik muss ihren Beitrag zu einer sicheren, wirtschaftlichen und klimafreundlichen Energieversorgung leisten. Starke Preisschwankungen zeigen, wie drängend die Probleme der Energieversorgung sind. Der weltweit wachsenden Nachfrage stehen begrenzte fossile Ressourcen gegenüber. Hinzu kommen die vom Menschen verursachten Klimaveränderungen und die politische Instabilität wichtiger Erdöl und Erdgas exportierender Länder. Wir müssen Abhängigkeiten verringern, Energie effizienter nutzen und erneuerbaren Energien zum Durchbruch verhelfen. Die Herausforderungen des Klimawandels und der Rohstoffverknappung bieten Zukunftschancen, gerade auch für die deutsche Wirtschaft. Unser Ziel muss es sein, unsere weltweit führende Rolle in der gesamten Bandbreite der Energie- und Klimaschutztechnologien weiter auszubauen.
Wir setzen uns für einen breiten und klimafreundlichen Energiemix ein und wollen, dass Deutschlands Energie-Importe auf möglichst viele Länder verteilt sind, um einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden. Wir setzen dabei auch auf fossile Energiequellen, die effizient und klimaschonend genutzt werden können und müssen. Deutschland braucht voll funktionsfähige Transportnetze für Strom und Gas. Das deutsche Stromverbundnetz muss zum Baustein eines europaweiten Stromtransportnetzes ausgebaut werden. Wir werden nationale Engpässe beseitigen und die nötigen grenzüberschreitenden Kuppelstellen schaffen. Wir wollen, dass aus den derzeit vier Netzregelzonen ein einheitliches deutsches Netzregelsystem wird, wobei eine staatliche Beteiligung nicht zielführend ist. Für die weitere Integration der erneuerbaren Energien in das Verbundnetz sind dringend Ausbaumaßnahmen im Höchstspannungsübertragungsnetz notwendig. Wir wollen die Rahmenbedingungen für eine möglichst schnelle Modernisierung des konventionellen Kraftwerkparks verbessern. Die dezentrale Energieversorgung wollen wir stärken, etwa durch Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung, um Stromproduktion und Stromverbrauch nahe zueinander zu bringen. Damit senken wir Leitungsverluste. Zudem kann die Technologie zur Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS) einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Nutzung fossiler Energieträger leisten. Der Bau neuer konventioneller Kraftwerke, die Ertüchtigung und der Ausbau der Energienetze und auch der Ausbau erneuerbarer Energien stoßen zunehmend auf Akzeptanzprobleme in der Umgebung geeigneter Standorte. Die Aufklärungsarbeit über energiepolitische Zusammenhänge muss daher verstärkt werden.
Wir werden durch die Erarbeitung und ständige Fortschreibung eines „Energie- Atlas Deutschland“ regionale und lokale Potenziale erneuerbarer Energien aufzeigen. Ziel ist die intelligente Vernetzung der Energieerzeugungsstellen und Verbraucher. Parallel dazu möchten wir auch im Bereich fossiler Energieträger Rahmenbedingungen für eine verbrauchsnahe und bedarfsgerechte Energieerzeugung setzen. Erneuerbare Energien bieten große Chancen im Hinblick auf umweltverträgliches und klimaschonendes Wachstum, innovative Geschäftsfelder, neue Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen Raum. Wir haben uns ehrgeizige Ziele im Bereich des Ausbaus erneuerbarer Energien (20 Prozent bis 2020) gesetzt. Wir wollen unseren Beitrag zu einer höheren Wirtschaftlichkeit und Grundlastfähigkeit leisten. Wir wollen den bisher überwiegend quantitativen Ausbau der Erneuerbaren Energien weiterentwickeln. Wir streben einen qualitativen Ausbau an, insbesondere durch eine zukunftsfähige Strominfrastruktur unter Einschluss „Intelligenter Stromnetze“ und Speichertechnologien. Das bewährte Erneuerbare- Energien-Gesetz werden wir weiterentwickeln und an dem Ziel einer wirtschaftlichen und bedarfsgerechten Energieversorgung ausrichten.
Die Kernenergie ist ein vorerst unverzichtbarer Teil in einem ausgewogenen Energiemix. Wir verstehen den Beitrag der Kernenergie zur Stromversorgung als Brückentechnologie, weil heute klimafreundliche und kostengünstige Alternativen noch nicht in ausreichendem Maße verfügbar sind. Daher streben wir eine Laufzeitverlängerung der sicheren deutschen Anlagen an. Einen Neubau von Kernkraftwerken lehnen wir ab. Der größte Teil des zusätzlich generierten Gewinns aus der Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke soll nach einer verbindlichen Vereinbarung mit den Energieversorgungsunternehmen zur Forschung im Bereich der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien sowie zur Senkung der Strompreise genutzt werden. Eine verantwortungsvolle Nutzung der Kernenergie beinhaltet auch die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle. CDU und CSU wollen eine sofortige Aufhebung des Moratoriums zur Erkundung des Standortes Gorleben, um so schnell wie möglich die Zwischenlager an den Kraftwerken auflösen zu können. Der Bund bekennt sich zu seiner Verantwortung für die Endlager. Im Zusammenhang mit den Lagerstätten muss alles getan werden, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.
Mit freundlichen Grüßen
Eduard Oswald MdB