Frage an Edgar Franke von Sabrina K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Franke
Ich leide an einer therapie-resistenten Posttraumatischen Belastungsstörung die auch nach 20 Jahren verschiedenster Therapien nicht geheilt wurde..
Seit einigen Jahren verfolge ich Nachrichten über wissenschaftliche Studien die belegen das psychedelische Substanzen wie LSD, Zauberpilze oder MDMA Menschen mit schweren psychischen Problemen innerhalb nur weniger Sitzungen von ihren Problemen befreien können und ich frage mich wieso trotz all dieser Forschung und trotz aller positiven Resultate unsere Bundesregierung nicht gewillt ist die Substanzen für die Psychotherapie freizugeben.
Zauberpilze können Depressionen lindern
http://www.telegraph.co.uk/science/2016/05/17/magic-mushrooms-lifts-severe-depression-in-trial/
MDMA kann Kriegsveteranen und Vergewaltigungsopfern innerhalb von nur 2 bis 3 Sitzungen von PTBS befreien
https://www.youtube.com/watch?v=RWIc4vRFoYY
http://america.aljazeera.com/watch/shows/america-tonight/articles/2015/12/11/mdma-ptsd-veterans-ecstasy.html
Psychedelika nehmen totkranken Menschen die Angst vor dem Tod
http://www.nytimes.com/2012/04/22/magazine/how-psychedelic-drugs-can-help-patients-face-death.html
http://www.businessinsider.com/magic-mushroom-death-trip-may-help-anxiety-and-depression-2015-5?IR=T
Neuere Forschungen haben auch gezeigt das Psychedelika keine Psychosen auslösen, sondern nur das Auftreten von Psychosen bei Leuten beschleunigen die früher oder später sowieso psychotisch geworden wären.
http://www.nature.com/news/no-link-found-between-psychedelics-and-psychosis-1.16968
Es kann doch nicht sein das trotz all diesem Potential und den geringen Risiken die Psychedelika haben, diese Hilfsmittel zur Heilung Menschen mit schweren psychischen Problemen vorenthalten werden.
Ich bitte Sie im Namen aller Menschen die unter schweren Depressionen, Angstzuständen oder Trauma leiden diese Therapieformen zu fördern und weiter zu erforschen, oder sogar zu legalisieren und zu regulieren.
Danke
Sabrina Keller
Sehr geehrte Frau Keller,
sicherlich ist es richtig, dass verschiedene Psychedelika durchaus ein medizinisches, therapeutisches Potenzial besitzen. Allerdings, gute Studien, die belegen, dass Medikamente aus psychedelischen Substanzen helfen, gibt es bisher kaum. Die Medizin steht da am Anfang.
Erste Schritte haben wir in der Gesundheitspolitik mit der Zulassung von Medikamenten aus Cannabis vorgesehen. Ab Frühjahr 2017 soll in Deutschland jeder niedergelassene Arzt per Betäubungsmittelrezept Cannabis verschreiben können.
Gerade Cannabis gilt inzwischen ja schon als Wundermedikament. Die Liste der Leiden, die es linden soll, wird immer länger. Das gesundheitliche Gefährdungspotential vor allem durch regelmäßigen und intensiven Cannabis-Konsum und vor allem auch für die immer jüngeren Erstkonsumentinnen und -konsumenten darf aber auch nicht unterschätzt und nicht bagatellisiert werden. Doch das nur am Rande.
Sie sprechen insbesondere die Nutzung psychedelischer Substanzen in der Psychotherapie an.
Um das medizinische, therapeutische Potenzial zu erschließen, fehlt es gegenwärtig an qualitativ guten Studien. Obwohl ihnen eine Wirksamkeit in diversen Indikationen nachgesagt wird, wie Sie ja richtig feststellen, fristen diese Stoffe noch ein Nischendasein in der Medizin. Wenn es nach der vorhandenen Evidenz geht, muss das wohl auch noch eine Weile so bleiben.
Wir benötigen aber eine ausreichende Evidenz. Dazu müssen wir die Forschungsförderung verstärken. Dafür werde ich mich einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Edgar Franke