Frage an Edgar Franke von Sigrid S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Franke,
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hat
mit Datum vom 25.02.2014 über biologische Effekte der Emissionen von Hochspannungs-Gleichstromübertragungsleitungen (HGÜ)im Bundesanzeiger am 07.08.2014 veröffentlicht:
"...Die Angabe von belastbaren Schwellenwerten für Wahrnehmungs-, Belästigungs-, Schmerz- und Gefährdungseffekte ist im Hinblick auf die begrenzte Datenlage...derzeit nicht möglich. Die SSK (Strahlenschutzkommission) empfiehlt daher die Durchführung weiterer Forschungsprojekte..."
"...Die SSK (Strahlenschutzkommission) weist auf die Notwendigkeit des Schutzes von Personen mit magnetisch aktivierbaren Implantaten hin...."(Anmerkung: z.B. Herzschrittmacher)
" ... entstehen bei den elektrischen Entladungsfunken...an HGÜ-Leitungen durch Ionisation geladene Teilchen...als Folge der Koronarentladungen an den Leiterseilen auch Ozon, das in höheren Konzentrationen die Gesundheit schädigen könnte...."
"... Als Folge der Koronarentladungen an den Leiterseilen entstehen auch ...Stickoxide...In höherer Konzentration könnten Stickoxide die Gesundheit schädigen...."
"... Es liegen keine epidemiologischen Studien zu elektrischen Gleichfeldern (Anmerkung: und den damit verbundenen gesundheitlichen Schädigungen) vor. Es fehlen daher diesbezügliche Daten."
Wie können Sie mit ruhigem Gewissen in der HNA anmerken:"Die Trasse muss sicher sein." Ich frage Sie:Ist die Trasse sicher für Anwohner, Kinder, Alte und Kranke? Sie als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses müssten Studien in Auftrag geben. Wir wollen die Trasse nicht. Wir wollen keine Versuchskaninchen im großen Freiluftversuch werden. Die Bayern stellen die Notwendigkeit der Stromautobahn in Frage und in Hessen wird fleißig weiter geplant. Mit welchem Recht? Wie wollen Sie das rund 60 000 betroffenen Bürgern erklären?
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Schlärmann
Sehr geehrte Frau Schärmann,
seit langem herrscht zwischen Wirtschaft und Umweltschutz ein Streit
über die Gefahren, die von überirdischen und unterirdischen Stromtrassen
ausgehen.
Inwieweit können die Gefahren, die beispielsweise durch
elektromagnetische Felder ausgehen (Elektrosmog, Krebsgefahr,
Alzheimer)belegt werden? Auch bei dieser Fragen müssen wir die Ängste
der Bürgerinnen und Bürger im Schwalm-Eder-Kreis ernst nehmen.
Entsprechend ist eine Abstandsregelung festzulegen und auch eine
Erdverkabelung im Einzelfall zu realisieren. Aber auch hier ist die
Frage nach negativen Umwelteinflüssen noch zu beantworten.
Ich habe beim Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages eine
Studie in Auftrag gegeben, die sich mit den möglichen
Gesundheitsgefährdungen, die von der geplanten Stromtrasse ausgehen
können, beschäftigt. Ich habe die Frage gestellt: Welche Auswirkungen
hat die neue Stromtrasse auf die Gesundheit der Menschen? Die Frage nach
der Gesundheitsgefährdung beantworteten nämlich TenneT-Vertreter bisher
lediglich mit dem Verweis auf die bestehenden Grenzwerte, die
eingehalten würden. Auch die Studie bestätigt dies. Sie weist aber auch
auf die Notwendigkeit weitergehender Untersuchungen hin.
Stromleitungen mit Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ, englisch:
HVDC) sind eine neue Technologie der Stromübertragung. Längere
Hochspannungs-Gleichstromleitungen sind in Deutschland erst in der
Planung. Deshalb sind Studienergebnisse zu möglichen gesundheitlichen
Auswirkungen der HGÜ aus der realen Anwendung noch nicht vorhanden.
Es gibt zwar Studien zum möglichen Krebsrisiko durch
Hochspannungs-(Wechselstrom-)Leitungen. Dabei wurde mit
epidemiologischen Ansätzen untersucht, ob Leukämien, Tumoren des Gehirns
und zentralen Nervensystems, maligne Melanome und / oder Brustkrebs bei
Anwohnern in der Nähe solcher Leitungen gehäuft vorkommen. Die
Ergebnisse dieser Studien waren aber nicht eindeutig. Weiterhin ist es
fraglich, ob sie sich auf die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung
übertragen lassen.
Die grundsätzliche Frage einer Feinstaubanreicherung um Bereich von
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen ist physikalischer
Natur. Mögliche Ansprechpartner könnten hier Institute für
Elektrotechnik oder Physik sein, die zu Hochspannungstechnik forschen
(z. B. an der TU München). Forschung zur Hochspannungstechnik betreiben
auch die Anbieter entsprechender Anlagen. Möglicherweise wurden hier im
Labor oder begrenzten Freiland entsprechende Fragestellungen bearbeitet.
So heißt es im Fazit der von mir in Auftrag gegebenen Studie
hinsichtlich Wechselstromleitungen: "In den letzten 30 Jahren sind
zahlreiche Untersuchungen und Studien zur Auswirkung elektrischerund
magnetischer Felder und dem möglichen Auftreten von Krebs durchgeführt
worden.Die IARC hat im Jahr 2002 niederfrequente Felder in die Klasse 2B
als "möglicherweise krebserregend"eingestuft. Auch die in jüngster Zeit
durchgeführten Analysen konnten bisher keinen kausalen Zusammenhang
zwischen niederfrequenten Feldern und beispielsweise
Krebsentstehung nachweisen. Inwieweit die statistischen Relationen auch
einen kausalen Wirkungsmechanismuszulassen, konnte bisher nicht
abschließend geklärt werden. Daher empfiehlt auch dieWHO weitere
Untersuchungen des Sachverhalts."
Bei einer Veranstaltung der BI in Körle gegen die 380 KV
Höchstspannungsleitung Wahle-Mecklar hat der Sachverständige der BI
damals zum Ausdruck gebracht, dass man in einem Abstand von 150 m zur
Trasse eine Strahlenbelastung zumindest nicht mehr messen könne. Dabei
bezog sich diese Einschätzung zwar auf die geplante Wechselstromleitung,
sie kann aber grundsätzlich auch als Orientierung für Mindestabstände zu
den Gleichstromtrassen gelten.
Der massive Einsatz von Erdkabeln ist zu prüfen. Die Kosten sollen
angeblich um das Vier- bis Sechsfache höher sein als bei
Stromleitungsmasten. Unabhängig davon muss man aber eine generelle
Erdverkabelung bei einer Trassenführung in der Nähe einer kommunalen
Bebauung realisieren, wenn die Trasse keinen Mindestabstand von 400 m
zur geschlossenen Wohnbebauung aufweist.
Es bleibt jedoch festzustellen, dass das mit der Ausführung beauftragte
Unternehmen TenneT bislang weder wissenschaftlich noch wirtschaftlich
eine schlüssige Notwendigkeit für die geplante Streckenführung durch den
Schwalm-Eder-Kreis vorlegen konnte.Zum jetzigen Zeitpunkt entspricht die
Trassenführung im Schwalm-Eder-Kreis meiner Ansicht nach nicht den
Vorgaben, die an eine sozial-, gesundheits- und umweltverträgliche
Planung zu stellen sind.
Von daher ist das Projekt SuedLink in der bisher vorgelegten Form
abzulehnen. Nun gilt es, sich gemeinsam im Dialog mit den
Bürgerinitiativen und den Kommunen im Schwalm-Eder-Kreis im Hinblick auf
die weiteren Maßnahmen abzustimmen.
Im Übrigen möchte ich auf ein ausführliches Antwortschreiben an die
Bürgerinitiativen und Bürgermeister im Schwalm-Eder-Kreis verweisen. Sie
können es hier nachlesen: _http://www.edgarfranke.de/SuedLink.210.0.html_
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Edgar Franke