Frage an Edelgard Bulmahn von Dr. Bruno K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Bulmahn,
das von Ihnen ins Leben gerufene Forum Bildung – ein Gremium der bildungspolitisch Verantwortlichen aus Bund und Ländern - hat schon 2001 die gleiche Teilhabe von Mädchen und Jungen an Maßnahmen zur Erweiterung des Berufswahlspektrums auf geschlechtsuntypische Berufe gefordert. Trotzdem grenzen Sie Jungen bis heute aus solchen Maßnahmen, wie z.B. dem Zukunftstag aus.
Die PISA-Studie hat 2000 zum Ergebnis geführt, dass insbesondere die eklatant schlechte Lesekompetenz der Jungen eine große bildungspolitische Herausforderung darstelle. Bis heute hat sich die Politik dieser Herausforderung nicht gestellt. Ihre Bildungspolitik sieht bislang eine geschlechtsspezifische Förderung bei Jungen nicht vor.
Ist damit zu rechnen, dass die SPD bei einer Wiederwahl ihre Jungen ausgrenzende Bildungspolitik fortsetzt?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bruno Köhler
Sehr geehrter Herr Dr. Köhler,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Bildung. Ich begrüße es, dass Sie sich für die Förderung von Jungen einsetzen und stimme Ihnen zu, dass eine effektive Bildungspolitik auch die unterschiedlichen Lernweisen und Bedürfnisse von Jungen und Mädchen berücksichtigen muß. Hierfür hat sich die Bundesregierung mit einer Reihe von Maßnahmen eingesetzt:
An dem von Ihnen erwähnten "Girls Day- Zukunftstag" für Mädchen organisieren einzelne Initiativen bereits bundesweit Programme für Jungen. Diese werden durch das von der Bundesregierung geförderte Vernetzungsprojekt "Neue Wege für Jungs" erfasst und vernetzt, durch ein Service-Büro unterstützt und überregional bekannt gemacht.
Die Bundesregierung hat zudem bereits 1998 - als Reaktion auf die TIMMS Studie - ein sehr erfolgreiches Modellversuchsprogramm "Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts" (SINUS) gestartet. Ein wesentlicher Bestandteil von SINUS ist es, die geschlechtsspezifischen Aspekt des Lernens bei der Verbesserung des Unterrichts mit einzubeziehen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat den Bundesländern im Rahmen der Umsetzung von Forum Bildung ein vergleichbares Programm zur Förderung der Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern vorgeschlagen. Vorgesehen ist auch in diesem Programm eine geschlechtsspezifische und individuelle Förderung von Jungen und Mädchen. Das Programm kann jedoch erst gestartet werden, wenn alle Bundesländer zustimmen. Seit dem Jahr 2002 wehren sich einige Bundesländer gegen die Einführung dieses Programms und blockieren damit die Entwicklung von zusätzlichen wichtigen Fördermöglichkeiten von jungen Menschen. Eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung wird sich jedoch weiter mit Nachdruck dafür einsetzen, dass dieses Programm bald gestartet werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Edelgard Bulmahn