Frage an Edelgard Bulmahn von Ekkehard H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Bulman,
bitte erläutern Sie mir, wie in aller Welt Sie auf die Idee kamen, NICHT die Neuzulassung von Glyphosat verhindern zu wollen?
Dass namhafte Institute und Spezialisten eine konkrete Krebsgefahr befürchten sollte Sie als "Volksvertreter" (!?) dazu bewegen, FÜR Gesundheit und neue Wege zu stimmen.
Gab´s hier wieder den fatalen Fraktionszwang und das übliche Thema "Geld + Wirtschaft regiert die Welt" !?
Im voraus Danke für Ihre Antwort,
MfG,
Ekkehard Hellmold
Sehr geehrter Herr Hellmold,
vielen Dank für Ihre Anfrage über dieses Portal.
Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass es bei der erwähnten Abstimmung nicht um eine Verlängerung des Glyphosateinsatzes als solches ging, sondern um einen Antrag der Grünen zu diesem Thema. Die Ablehnung des Antrages seitens der SPD-Bundestagsfraktion heißt nicht, dass wir eine Wiederzulassung des Wirkstoffes Glyphosat auf EU-Ebene begrüßen.
Die SPD-Bundestagsfraktion nimmt die Warnung zahlreicher Wissenschaftler, Umwelt- und Verbraucherverbände und Ärzte vor den gesundheitlichen und ökologischen Folgen eines übermäßigen Einsatzes von Glyphosat sehr ernst. Diese Warnungen werden durch neue Erkenntnisse der internationalen Krebsforschungsagentur IARC (ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation WHO), die Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ einstufen, untermauert.
Der Schutz der Gesundheit von den Verbraucherinnen und Verbrauchern und die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft stehen für die SPD-Bundestagsfraktion an erster Stelle. Daher haben wir vorgeschlagen, dass die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft schrittweise reduziert wird. Gleichzeitig setzen wir uns für eine Stärkung der gezielten Erforschung sicherer Alternativen von Glyphosat ein, um der deutschen Landwirtschaft langfristig andere Möglichkeiten anbieten zu können. Diese müssen für Mensch und Tier ungefährlich sein sowie unsere natürlichen Ressourcen schonen.
Aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion ist es wichtig, dass das Vorsorgeprinzip gilt. Deswegen sollte auch die Anwendung von Glyphosat auf öffentlichen Grünanlagen, Spielplätzen, Bahnstrecken sowie Autobahnrandstreifen umgehend verboten werden. Bisher ist ein großer Teil glyphosathaltiger Mittel frei zu kaufen und kann im privaten Bereich ohne Sachkundennachweis angewendet werden. Gerade hier kommt es vermehrt zu Fehlanwendungen und Überdosierungen. Die SPD setzt sich dafür ein, dass glyphosathaltige Herbizide in Baumärkten und im Internethandel nicht mehr frei erhältlich sind.
Die endgültige Entscheidung der EU-Kommission zur Zulassungsverlängerung von Glyphosat steht noch aus. Angesichts der internationalen wissenschaftlichen Debatte, der klaren Warnung zahlreicher Experten und des Votums der Internationalen Krebsforschungsagentur ist jedoch klar, dass es sich keinesfalls um ein unbedenkliches Pflanzenschutzmittel handelt. Hier muss das Vorsorgeprinzip gelten. Eine deutliche Reduktion der Anwendung in der Land-wirtschaft sowie das Verbot der Anwendung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel für den privaten und kommunalen Bereich ist unser Ziel. Zudem sollten die Mechanismen für die Risikobewertung und die Voraussetzungen für die Einbeziehung von Studien in diesen Prozess kritisch überprüft werden.
Die SPD-Bundestagsfraktion bringt diese Position in den Diskussionen um die Zulassung von Glyphosat auf EU-Ebene sowohl im Ausschuss als auch in Gesprächen mit Experten und Verbänden und mit unserem Koalitionspartner ein. Wir werden dieses Thema weiterhin verfolgen und uns für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft einsetzen und die Gesundheit von den Verbraucherinnen und Verbrauchern schützen.
Mit freundlichen Grüßen
Edelgard Bulmahn